Nicht die Dinge selbst
beunruhigen die Menschen,
sondern die Meinungen und die Urteile
über die Dinge.
(Epiktet)
Phrygien war ein großes Königreich, es lag in Anatolien (der heutigen Türkei) und hatte eine hochstehende Kultur. Vielleicht war es bei irgend einer kriegerischen Auseinandersetzung, dass wieder eine ganze Menge Frauen, Männer und Kinder versklavt und in Ketten an die Ägäisküste gebracht wurden. Das war etwa um 60 n.Chr. Dort kaufte wohl ein römischer Händler junge Sklaven auf, und brachte sie in einer Galeere nach Rom. Einer von ihnen wurde von Herrn Epaphroditos (ein griechischer Sklave der unter Nero freigelassen wurde) gekauft. Weil er ihn neu gekauft hatte, gab er ihm den Namen „der neu Erworbene“ auf Griechisch „Epiktet“. Epaphroditos war ein schlechter Herr, in einem Wutanfall zertrümmerte er Epiktet das Bein, sodass dieser sein Leben lang nicht mehr richtig gehen konnte.
Epiktet war ein kluger Bursche, und hatte offenbar trotz seinem Sklavendasein die Gelegenheit, den Stoikern (eine philosophische Richtung) zuzuhören. Diese Gedanken inspirierten ihn so sehr, dass er auch ein großer Philosoph wurde. Sein Besitzer ließ ihn irgendwann frei (oder wurde er freigekauft?) und Epiktet gründete eine eigene Philosophenschule. Unglücklicherweise war aber Kaiser Domitian sauer auf alle Philosophen, weil diese Berufsgruppe seine autokratische Regierungsweise kritisierte. So wurden die Schule geschlossen und alle Philosophen aus Rom ausgewiesen. Epiktet war etwa vierzig Jahre alt, und setzte sich mit seinen Schülern über die Adria ab, in die römische Provinz Makedonia (heutiges Albanien). Dort wurde er noch berühmter. Epiktet hat selber nichts aufgeschrieben. So wissen wir nur über die Mitschriften seiner Schüler (vor allem Arrian) über dessen leidvolles Leben, sein stoisches Verhalten und die tiefgreifenden Gedanken.
Von Mark Aurel über Blaise Pascal bis zu Humboldt, Goethe und Nietzsche beziehen sich unzählige Grössen auf diesen Philosophen. Er hatte wirklich etwas zu sagen.
Eine der kraftvollsten und befreiendsten Aussagen des großen Epiktet was dieser Satz:
Nicht die Dinge selbst
beunruhigen die Menschen,
sondern die Meinungen und die Urteile
über die Dinge.
(Epiktet)
Wir kleben auf alle Dinge ein Etikett. Und diese Etiketten beunruhigen uns. Würden wir den Dingen eine andere Bezeichnung geben, eine andere Wertung – wir wären ganz entspannt. Probiere es einmal aus.
Nicht die Dinge selbst beunruhigen die Menschen, sondern die Meinungen und die Urteile über die...Click To TweetPowered By CoScheduleBILD: Aufbruch / 48cm x 39cm / Collage und Mischtechnik auf Aquarellpapier / 2006, Nr.06-049