Das Pennine-Way-Abenteuer schwarz auf weiß

Lange nichts mehr gehört, was? Ja, es stimmt, ich habe mich in letzter Zeit etwas aus der Bloggerszene zurückgezogen, denn die letzten Monate hat sich das Schreiben in etwas andere Jagdgründe verlagert. Dass ich mich in letzter Zeit so verkrümelt habe, hat jedoch einen triftigen Grund: Ich habe tatsächlich ein Buch geschrieben. Ein Buch über mein Pennine-Way-Abenteuer. Von Anfang bis Ende. Seit ich zurück bin von dieser Reise mussten die Erinnerungen zu Papier, bevor sie ganz verblassten. Also habe ich monatelang gewerkelt, mein Gedächtnis ausgequetscht, recherchiert und nachgedacht, meinen Laptop so lange bearbeitet, bis sogar die erste Taste herausgeplumpst ist. Ich habe zwar beruflich viel mit dem Schreiben zu tun, aber das hier war eine ganz andere Nummer. Genauso wie auf dem Pennine Way habe ich mich jeden Tag erneut überreden müssen, weiterzumachen und wenn daraus nur ein paar Sätze werden. Jeden Tag wird geschrieben, das habe ich mir geschworen und es hat wirklich funktioniert. Wärmstens empfehlen kann ich übrigens das Schreibprogramm Scrivener. Da kommt von Anfang an nicht nur Ordnung in die Struktur, sondern neben zahlreichen Features lässt sich zum Beispiel auch der Bildschirmhintergrund so abdunkeln, dass Auge und Hirn sich nur noch auf das weiße Blatt konzentrieren. Unzählige Tassen englischer Instant-Kaffee und belebender Yorkshire Tee sind durch meine Kehle geflossen und hielten mich über Wasser. Ich habe herausgefunden, dass es sich im Café oder in einem Abendzug der Deutschen Bahn am besten schreibt und meinen Engländer habe ich mit irrwitzigen Google-Übersetzungen geplagt.

2016-02-02 14.57.41

Schreibwütig im Café Vanilla Bean in Slaithwaite.

2016-01-12 19.49.03

Letzte Korrekturen im Abendzug der Deutschen Bahn.

Das Ergebnis hat mich selbst schockiert. 315 Seiten spuckte mir mein Drucker kurz vor Weihnachten aus. Doch mir war noch nicht ganz klar, was ich damit anfangen würde. Self-Publishing schien mir zu aufwändig und ich wusste, dass ich meine eigenen Texte mangels Distanz kaum selbst qualitativ verbessern, geschweige denn gut vermarkten konnte. Als ich hörte, dass heutzutage 98 Prozent der Manuskripte beim Direktversand an Verlage abgelehnt werden,  entschied ich mich, es über eine Literaturagentur zu versuchen. Dieses Modell stammt ursprünglich aus dem amerikanischen Raum, wo es Usus ist, dass Verlage nur von Agenten vermittelte bzw. empfohlene Manuskripte überhaupt sichten. Die Agenten kümmern sich dann um die Aushandlung der Verträge, die Honorare und vermitteln gegebenenfalls zwischen Lektor und Autor. Seriöse Literaturagenturen arbeiten ausschließlich auf Provisionsbasis. Das heißt, sie erhalten 15 bis 20 Prozent des Autorenhonorars, und zwar erst nach Vermittlung. Dem Autor entstehen also zunächst keine Kosten. Die Bewerbung ist im Prinzip dieselbe wie bei einem klassischen Verlag und ebenfalls mit viel Glück verbunden. Es braucht hierzu ein Exposé, eine Kurzvita und eine Leseprobe von circa fünfzig Seiten. Das Exposé war der schwierigste Part, denn die eigene Geschichte auf zwei bis drei Seiten möglichst attraktiv zusammenzufassen und den Agenten auf den ersten Blick zu überzeugen, das Ding nicht gleich in den Eimer zu bugsieren, ist unvorstellbar schwer. Mein Plan war also, mein Exposé noch einmal gründlich von einem Lektor auf Herz und Nieren prüfen zu lassen, bevor ich es losschickte. Ich schrieb also einen mir seriös erscheinenden Gutachter an und bekam prompt folgende Antwort zurück:

Hallo Frau Röfke, danke für das Exposé. Bevor ich jetzt anfange, umständlich an Kleinigkeiten herumzuklauben nur um des Herumklaubens willen, schreibe ich Ihnen gleich: Sie haben da ein tolles Exposé. Bei Roman-Exposés finde ich immer eine Menge Optimierungsbedarf. Aber hier? Wenn Sie mit dem Text in ein Verlagsprogramm passen und die Sache so gut geschrieben ist, wie es das Exposé erhoffen lässt, sollte dem Verkauf des Manuskripts nichts mehr im Wege stehen. Daher kriegen Sie von mir kein Angebot und kein Gutachten. Nur diese kostenlose Meinung: Mich hat Ihr Exposé überzeugt. Viel Erfolg bei der Verlagssuche.

Oh je, das ging ja gut los. Also gut, ich würde dann meine Bewerbungen rausschicken. Im Internet recherchierte ich etwa dreißig verschiedene Agenturen für den Start. Das war nicht leicht, denn in der Branche treiben bekanntlich ja viele schwarze Schafe ihr Unwesen. Als ich die Mails allesamt verschickt hatte, nahm ich an, dass ich jetzt so circa zwei Monate auf Reaktionen warten und vermutlich jede Menge Absagen kassieren würde. Doch was passierte, verschlug mir glatt den Atem. Ich erhielt so viele positive Reaktionen, dass ich am Ende sogar selbst Absagen verschicken musste. Hier und da gab es natürlich auch Ablehnungen, die Meisten hatten Bedenken, dass die Thematik einfach zu speziell war, boten mir jedoch an, weitere Buchprojekte einzureichen, da ihnen mein Sprachstil gefiel. Inzwischen hatte sich mitten in der Nacht eine bekannte Berliner Agentur gemeldet, die namhafte Autoren unter Vertrag hielt, reges Interesse zeigte und gleich am nächsten Nachmittag telefonieren wollte. Lange Rede, kurzer Sinn, die Zusammenarbeit kam zustande. Ich arbeite derzeit eng mit meinem Agenten (das klingt einfach super) an Exposé und Leseprobe, sodass er das Material pünktlich zur Leipziger Buchmesse entsprechenden Verlagen vorstellen kann. Ich bekomme einen ersten Eindruck davon, wie viel zähe Arbeit noch auf mich zukommen wird, wie viel ich verbessern und von wie viel Text ich mich letztlich auch wieder trennen muss. Aber ich warte natürlich mit Hochspannung auf die Verlagsakquise. Der erste Schritt Richtung Buch wäre also geschafft. Und das ist jetzt schon bei Weitem mehr als ich mir je hätte träumen lassen. Wir werden sehen, was passiert…



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