Als Buchhändlerin habe ich immer wieder die große Chance, aktiv mit daran beteiligt zu sein, ein Debüt durchzusetzen. Das ist extrem spannend und unglaublich schön. Ein unbändiges Glücksgefühl empfinde ich jedesmal neu, wenn ich eins dieser Bücher dann Monate später als Taschenbuch in der Hand halte und es erneut mit Leidenschaft empfehlen kann. Als Urlaubslektüre beispielsweise, weil ein Taschenbuch noch immer in jeden Koffer passt. Geschichten voll sprachlicher Schönheit und außergewöhnlichen Inhalts erzählen diese drei wundervollen Autorinnen:
1. Dass unendlicher Freiheitsdrang und das Bedürfnis nach Liebe und Nähe eigentlich niemals aufhören - diese Erkenntnis schenkt die kanadische Autorin Jocelyne Saucier. In ihrem schmalen Roman nimmt sie mich mit in die totale Abgeschiedenheit der kanadischen Wildnis. Hier leben zwei Männer ein komplett selbstbestimmtes Leben. Niemand ist da, der irgendwas vorschreibt. Keine Erwartungen, keine Pflichten. Nichts zu verlieren. Eines Tages taucht eine junge Journalistin auf, um den verschollenen Boychuck - einen Freund der beiden Männer - zu interviewen. Zum Weiterlesen hier ->
Jocelyne Saucier. Ein Leben mehr. Aus dem Französischen von Sonja Finck. Insel Taschenbuch. Berlin 2017. 192 Seiten. 10,- €
2. Gerade erschienen beim Secession Verlag für Literatur ist Deborah Feldmans neues Buch Überbitten. Darin erzählt die Autorin von ihrer Zeit nach dem Ausstieg aus der chassidischen Satmar-Gemeinde in Williamsburg. Die ersten 21 Jahren ihres Lebens, ihre Kindheit und Jugend im Haus der Großeltern sowie ihre Zwangsverheiratung, beschreibt sie eindrucksvoll in Unorthodox. Es ist die Geschichte einer mutigen jungen Frau, die dank des heimlichen Lesens von Romanen zu der Vision gelangt, dieses Leben zu verlassen. Wie eine kleine Alice im Wunderland muss sie eigentlich nur die unsichtbare Grenze mitten in Brooklyn überschreiten, welche ihr streng orthodoxes von einem selbstbestimmten Leben in Freiheit trennt. Erst die Geburt ihres kleinen Sohnes und der Blick in seine großen dunklen Augen geben ihr den nötigen Mut für diesen so wichtigen Schritt. Zum Weiterlesen hier ->
Deborah Feldman. Unorthodox. Aus dem Englischen von Christian Ruzicska. btb Verlag. München 2017. 384 Seiten. 10 ,- €3. Mirna Funk ist eine junge Berliner Autorin. In Winternähe erzählt sie die Geschichte der jungen Lola Wolf, die ständig und ruhelos auf der Suche ist. Auch sie ist bei jüdischen Großeltern aufgewachsen - am Berliner Kollwitzplatz. Doch weil Berlin ihr irgendwann zu glatt, zu kalt und auch zu antisemitisch ist, geht sie spontan nach Israel. Hier lebt mittlerweile ihr Großvater Gershom. Großmutter Hannah ist verstorben, doch eine ihrer Weisheiten - dass man sagen und machen kann, was man will, man müsse aber am nächsten Tag noch in den Spiegel schauen können - ohne Scham! - begleitet Lola durch ihr unstetes Leben. Auch Shlomo lebt in Israel. Mit ihm verbringt Lola einige Zeit im lebendigen verrückten Tel Aviv. Bis es sie eines Tages weiter zieht. Nach Thailand. Zum Weiterlesen hier ->
Mirna Funk. Winternähe. Fischer Taschenbuch. Frankfurt / Main 2017. 352 Seiten. 10,99 €Einen schönen Sommer wünscht Euch masuko!
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