Das Paradies für Naturabenteuer – Guatapé

Ein kleiner Ort zwischen See, Wald, umgeben von vielen kleinen Inseln und einem siebzig Millionen Jahre alten gigantischen Felsen. Ein Ort voller Magie, bunter Häuschen und Hippiemärkte. Dort, wo sich kreative, noch relativ unentdeckte Menschen wie Musiker, Fotografen, Künstler, Schmuckhersteller und Maler von der ganzen Welt gegenseitig mit ihrer Musik und Kunst inspirieren – das ist Guatapé.

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Guatapé liegt etwa im Zentrum Kolumbiens, im Bezirk Antioquias, anderthalb bis zwei Busstunden von Medellín entfernt. Ein Busticket vom Nordbahnhof Medellíns kostet in etwa 12.000 COP (umgerechnet ca. 3,50€). Die Strecke ist zwar so kurvig, wie die Figur einer waschechten Kolumbianerin, aber umso mehr lohnt es sich, während der Reise die wunderschöne „Paisa“-Landschaft zu genießen. Kleine Hügel mit angebauten Flächen, Bananenbäume und einzelne Hütten kann man am Weg beobachten. Kurz bevor man in Guatapé ankommt, erblickt man den riesigen Felsen Guatapés, der sich in voller Größe vor einem erstreckt – ein gigantisches Monster, was allein Mutter Natur erschaffen hat.

El Peñon

Jener Fels befindet sich zwischen Guatapé und dem Nachbarort, dem Peñol und wird auch El Peñon genannt. Nachdem man um die 3€ für den Eintritt zahlt und die 665 Stufen auf den riesigen Fels hinaufsteigt, kann man sich ganz oben in das neu erbaute Restaurant hineinsetzen. Von hier aus, und noch ein paar Stufen höher, gibt es eine einzigartige Aussicht über den See mit den hunderten kleinen Inseln darin, die man mit einem köstlichen Essen oder einem kühlen Bier, genießen kann. Für Abenteuerlustige, gibt es auch die Möglichkeit den Felsen mit Kletterausrüstung und einer Klettergruppe hinauf zu klettern. Noch Extremere klettern in der Umgebung Wasserfälle hinauf.

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Unterkünfte

Eine dieser Gruppen, werdet ihr sicher im Lake View-Hostel antreffen. Dort kostet eine Nacht in einem Mehrbettzimmer nur 20.000COP (ca.6-7€), genauso wie im Tomate Cafe was sich im Stadtzentrum befindet. Casa Kayam hingegen, liegt etwas abgelegen, doch genau das ist das Spezielle an jenem Hostel, das von einem französischem Hippie-Pärchen geleitet wird. Es liegt mitten im Grünen, hat einen Blick auf den See und auf den Wald. Dort versammeln sich fast alle Künstler, Musiker und Naturliebhaber und „leben den Moment“. Der Preis ist ungefähr gleich, wie bei den anderen beiden Hostels.

Aktivitäten

Wie auch von Casa Kayam aus, kann man vom Lake View-Hostel, wie der Name schon sagt, den See betrachten, allerdings könnt ihr vom letzteren aus mehrere organisierte Aktivitäten unternehmen. Dort liegt ein Handbuch vor, worin sehr viele beschrieben und aufgezählt werden. Darunter befindet sich zum Beispiel die Wanderung zu den im hohen Wald versteckten Wasserfällen. Vorsicht Verlauf-Gefahr! Ich selbst habe über eine Stunde (inklusive Reden und Relaxen) gebraucht um diese zu finden. Generell sollte es aber in circa einer halben Stunde möglich sein.

Außerdem werden Paintball-Aktivitäten in Pablo Escobars Haus am See angeboten. Wie ihr vielleicht wisst, hatte der Drogenboss mehrere Häuser in Medellín und Medellín-Nähe. Eines davon, befindet sich auf einer Insel, ungefähr zwanzig Minuten mit dem Elektroboot von der Kleinstadt entfernt. Am besten, ihr sucht euch in der Früh einen der Boot-Anbieter, am sogenannten malecón (die Marktstraße neben dem See) aus. Dort stehen immer Männer herum, um Reisenden Boote anzubieten und mit ihnen Preise zu verhandeln. Empfehlenswert ist es, wenn ihr mehrere seid. Verbündet euch mit anderen Leuten aus einem Hostel oder mit anderen Leuten eurer Wahl. So bekommt ihr ein günstigeres Angebot und der Spaß-Faktor wird natürlich auch steigen.

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Auf der Insel angekommen, bekommt ihr eine Pablo-Escobar-Insel-Tour. Euch wird erklärt, wo was in der Vergangenheit gestanden ist, welchen Teil die Ruinen ausmachen, wie und wann Pablos Haus zerstört worden ist und noch mehr Fakten zu seiner „Drogen-Karriere“. Ihr werdet noch den alten Pool mit der alten Diskothek erkennen können, wo Pablo sich mit seinen Frauen und Drogenkammeraden vergnügte. Daraufhin könnt ihr eure Aggressionen neben den Ruinen des alten Hauses in Form von Paintball ausleben. Oder auch nicht. Wenn ihr euch austoben wollt, werdet ihr natürlich etwas dazuzahlen müssen. Dies wird euch circa 30.000COP (ca. 8€) mehr kosten. In den Ruinen nach Kokain oder nach Geld zu suchen, ist übrigens zwecklos. Das haben schon welche Jahre vor euch gefunden.

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Etwas, was ihr von Guatapé aus noch machen könnt, ist einen Fahrradausflug nach San Raffael durchzuziehen. Ihr werdet circa anderthalb Stunden durch die Hügel brauchen, es wird zuerst rauf und dann wieder viel runtergehen. Wer sich das also nicht zumutet, sollte lieber 5.000COP (ca. 1,80€) zahlen, den Bus nehmen und es sich darin für vierzig Minuten bequem machen.

San Raffael ist für seine vielen Wasserfälle, Flüsse und kleinen natürlichen Becken bekannt, in die ihr nach eurer vermeintlichen Fahrradtour ganz verschwitzt hineinspringen werdet. Ja, ihr werdet auf den meisten Plätzen hineinspringen können, denn oft befinden sich dort große Felsen, oder riesige Äste, von denen aus man gut hinunterspringen kann. Wie ich auch gesehen habe, gibt es beim Fluss einen Sandstrand, auf dem man immer wieder ein bis zwei aufgestellte Zelte sieht. Da könnt ihr euch eventuell dazu gesellen und in der Nacht die alte verlassene Hütte, die ein paar Meter weiter im Wald steht, erkundigen. Oder bleibt lieber einfach im Zelt, wenn ihr Angst kriegen solltet.

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Carneval de mitos y leyendas

Apropos Angst, Anfang Jänner wird in San Raffael der „Carneval de mitos y leyendas gefeiert. Dies ist ein Karneval, bei welchem alle Monster, Hexen, Kobolde etc. aus der Geschichte und Legende Antioquias auf den Straßen die Leute erschrecken und durch den ganzen Ort wandern. Mit Musik, Horrorgeräuschen und viel Adrenalin miteingeschlossen. Auf der Parade werden jedoch auch hübsche Kolumbianerinnen auf glitzernden Stühlen durch die Lüfte getragen, die am nächsten Tag zur „Miss“ gewählt werden. Also kein Grund zur Panik, es dreht sich nicht alles um die Monster. Im Anschluss gibt es auch Konzerte und es wird, wie so oft in Kolumbien, heftig gefeiert.

In Guatapé allerdings, findet der Karneval am 31. Dezember statt. Bei diesem war ich ein Jahr her, aktiv dabei. Ich verkleidete mich als Bier. Jedoch hatte ich dort Freunde, die alle das Bierkostüm angezogen hatten, geschneidert und angefertigt von einem kreativen Freund. Wir bauten uns eine riesige Bierkiste, wo wir alle hinein passten. Am Nachmittag ging es los, alle Straßen waren vollgefüllt mit verrückten Leuten in Kostümen, Musik, Lautsprechern, Trompeten, Alkohol und unserem weißen Spray (für uns „Biere“ war es der Bierschaum), mit dem wir die Menge anspritzten. Die Stimmung war gigantisch und alle hatten eine Menge Spaß. Einige wurden sogar für einen Fernsehsender interviewt und am Ende des Karnevals, um zwanzig Uhr, wurden Preise für die besten Kostüme und Stimmungsmacher ausgewählt – wir besetzten den dritten Platz. Juhu! Um Mitternacht gab es dann für eine halbe Stunde einen Raketenhimmel und es wurde, je nach Gruppe, verschieden lange in den Clubs, auf den Straßen oder in den Häusern gefeiert.

Zu Halloween letzten Jahres, versammelten sich die meisten Leute verkleidet in einer Bar, die so leider nicht mehr existiert. Dieses Fest wurde allerdings nicht mehr so groß gefeiert, wie Silvester oder der Karneval. Man muss bedenken, dass Guatapé ein kleiner Ort ist und die Partys hier generell nicht so groß ausfallen. Die meisten Diskotheken und Clubs müssen an Wochenenden um ein Uhr in der Früh schließen, deshalb wird danach meist am malecón, der Straße neben dem See, weitergefeiert. Es wird dort auf der Gitarre gespielt, getrunken, gesungen, gequatscht und anschließend wird ein Lagerfeuer am See gemacht.

Für das Lagerfeuer machen, Grillen, Zelten und Musizieren eignet sich Guatapé besonders gut, da es eine große Vielfalt an Natur besitzt, wo man das alles durchziehen kann. Man kann im Wald zelten und direkt in der Früh in den See schwimmen gehen. Oder aber auch sich ein Boot mieten, auf eine der Inseln Guatapés campen gehen und sich sein Essen beim Lagerfeuer kochen, so wie ich das getan hatte.

Ich habe insgesamt ungefähr fünf Monate in Guatapé verbracht und es war eine unvergessliche Zeit für mich, an die ich mich immer voller Freude zurück erinnern werde. Ich habe im vegetarischen Restaurant „Namasté“ gevolunteert (eignet sich super für Leute, die länger hier bleiben wollen), danach kurz in einem Schmuckgeschäft gearbeitet, Englischnachhilfe gegeben, Gitarrennachhilfe bekommen und habe fast jeden Tag etwas draußen in der Natur unternommen: Bootstouren mit Freunden aus dem Hostel, Jetski, Flyboard ausprobiert (kann man heutzutage leider allerdings nicht mehr machen), Schiffstouren, Campen, Lagerfeuer an den verschiedensten Orten, Wanderungen durch den Wald und zu Wasserfällen, Motorrad- und Fahrradfahrten zu den Nachbarorten und zig andere Abenteuer.

Also Leute, wenn ihr auch so Natur- und Abenteuerliebhaber seid wie ich, euch unter dem freien Himmel Sternschnuppen auf einer Insel anschauen wollt, dann wartet Guatapé bereits sehnsüchtig auf eure Ankunft!

Angelika Mosz


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