Das ostbayerische Handwerk: Pionier auf dem tschechischen Markt

Das ostbayerische Handwerk: Pionier auf dem tschechischen Markt
Im Osten erfolgreich: Bayerische Handwerker können auch in Tschechien mit ihren Dienstleistungen punkten. Seit 20 Jahren werden sie dabei von einem Büro der bayerischen Handwerkskammern im westböhmischen Pilsen unterstützt. Foto: obx-news
Regensburg/Pilsen (obx - internet-zeitung) – Als der Eiserne Vorhang fiel, waren sie sofort zur Stelle – Ostbayerns Handwerker. Vor 20 Jahren, nur gut ein Jahr nach der „Wende“, hat die Exportfördergesellschaft Bayern Handwerk International auf Initiative der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz eine Vertretung im tschechischen Pilsen eröffnet, um den bayerischen Pionier-Betrieben im östlichen Nachbarland mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Seither hat sich viel getan: Immer mehr Handwerksbetriebe entdecken den tschechischen Markt für sich und nutzen dabei die Erfahrung der Experten in Pilsen – von der Suche nach Kunden und Partnern über die Entwicklung einer Exportstrategie bis hin zu praktischen Tipps bei der Auftragsabwicklung reicht das Spektrum der Beratung.
„Die Zahl der Anfragen ist in den vergangenen Jahren gestiegen“, sagt Günter Wagner, Außenwirtschaftsberater von Bayern Handwerk International, einer Tochter der bayerischen Handwerkskammern. Waren die Fragen über den lange Zeit abgeschotteten, unbekannten Nachbarn im Osten anfangs noch sehr allgemein, so wurden die Anliegen der zunehmend engagierten Betriebe im Laufe der Jahre immer konkreter, erzählt Wagner. Denn die steigende Kaufkraft, eine wachsende Wirtschaft und die geographische Nähe machten Tschechien für immer mehr bayerische Handwerker zu einem attraktiven Absatzmarkt.
„Die Zeit der verlängerten Werkbänke ist längst vorbei“, sagt Wagner. Direkt nach dem Fall des Eisernen Vorhangs hatten vor allem Maschinenbau-Unternehmen Werke in Tschechien gegründet, um vom damals erheblich niedrigeren Lohnniveau im Nachbarland zu profitieren. „Heute steht der Vertrieb im Vordergrund“, weiß Wagner, der die Beratung in Pilsen zusammen mit seiner tschechischen Kollegin Miroslava Tomanová anbietet.
Vor allem kleinere Handwerksbetriebe mit 10 bis 50 Mitarbeitern nutzen das Angebot der bayerischen Handwerkskammern in Pilsen: Maler, Elektriker, Installateure, Maschinenbauer. „Viele Unternehmen haben nur vereinzelte Aufträge und engagieren sich nicht strategisch“, sagt Wagner. Oft seien es Arbeiten bei tschechischen Niederlassungen deutscher Betriebe, bei denen die Sprachbarriere kein Hindernis darstellt. Dabei punkten die bayerischen Handwerker mit Qualität, Pünktlichkeit und Kundenfreundlichkeit.
Aber auch im Privatkundengeschäft gelingt es bayerischen Handwerksbetrieben Fuß zu fassen. So vertreibt die Firma Rolladen Braun OHG inzwischen erfolgreich Produkte wie Kunststoff-Fenster auch in drei Verkaufsbüros in Tschechien – an Geschäfts- und Privatkunden. Der etwas höhere Preis schreckt dabei immer weniger Kunden ab. „Wenn man mit Qualität überzeugen kann, wird auch gekauft. Im ländlichen Raum in Westböhmen funktioniert die Werbung von Mund zu Mund“, sagt Günter Wagner.
Allerdings muss es nicht immer gleich eine Niederlassung mit tschechischen Mitarbeitern sein, um auf dem neuen Markt zu landen. „Viele Betriebe suchen auch nach Kooperationspartnern im Nachbarland, um ihr Auslandsgeschäft zu verstetigen“, berichtet Diplom-Volkswirt Wagner aus seiner Beratungspraxis.
Neben der individuellen Außenwirtschaftsberatung bietet das Büro von Bayern Handwerk International in Pilsen auch viele Marktinformationen in Form von Studien an. Veranstaltungen wie Fachgespräche und Messebeteiligungen ergänzen das Angebot.

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