Rezensionswoche #jteb – die nächste und vorletzte.
Logo By Ariane Bille
Wie Ihr wisst, wohne ich ja in München. Da is es naheliegend, dass wir bei passendem Wetter am Wochenende gerne in die Berge fahren. Wenn man dann einige Stunden den Berg hochgewandert ist, genießt man dort nicht nur Natur und Ausblick, sondern freut sich auch, wenn auf dem Gipfel eine Berghütte steht, die etwas zu Essen und zu Trinken anbietet und bei längeren Touren auch eine Bleibe für die Nacht.
Hier setzt das Original-Hüttenkochbuch an. Das Buch stellt, nach Regionen geordnet, 16 verschiedene Berghütten in Deutschland, Österreich und Südtirol und ihre typischen Rezepte vor.
Die Hütten werde alle von den entspechenden Alpenvereinen getragen. Die Wirte sind Pächter. Ein paar Regeln gibt es, wenn man Hüttenwirt ist: zwischen 12.00h und 20.00h muss mindestens eine warme Mahlzeit auf der Karte stehen und ein alkoholfreies Getränk muss 40% billiger sein als Bier. Sonst sind die Wirte recht frei in ihrer Gestaltung – gerade das macht die Vielfalt der Hütten aus. Die Einnahmen aus den Übernachtungen müssen die Hüttenwirte allerdings an den Verband abgeben; sie finanzieren sich über die Gastronomie. Wenn Ihr also an einer Hütte vorbeikommt, esst und trinkt etwas und unterstützt so die Wirte.
Das Buch ist wunderschön aufgemacht. Es gibt sehr viele großformatige Fotos: stimmungsvolle Bilder von Landschaft und Hütten, die einen sofort die Wanderstiefel schnüren lassen wollen und appetitliche Fotos von einigen vorgestellten Gerichten.
Vorgestellt werden ausschließlich Hütten, die Mitglied in der Initiative “So schmecken die Berge” sind. Dort setzt man sich besonders dafür ein, nur regionale und saisonale Produkte zu verwenden und so nicht nur den Gästen schmackhaftes Essen anzubieten, sondern auch die alpine Kulturlandschaft zu erhalten und ressourcenschonend zu arbeiten. Das Buch befasst sich mit so bekannten Hütten wie dem Rotwandhaus, hat aber auch Platz für weniger berühmte Betriebe wie die Riesenhütte oder das Purtschellerhaus.
Von jeder Hütte gibt es ein Foto – und eines der Wirtsleute noch dazu; das schafft eine schöne, persönliche Athmosphäre. Zudem werden Basisdaten wie Anschrift, Öffnungszeiten, Höhenmeter und die Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln geliefert; außerdem noch Tourenvorschläge. Man erfährt Wissenswertes zur Geschichte und Situation der einzelnen Hütten, zur gastronomischen Philosophie der Wirtsleuteund zur Herunft der verwendeten Produkte. Natürlich wird auch auf die kulinarischen Besonderheiten der Hütten ausführlich eingegangen: so erfährt man, wie auf der Lizumer Hütte der berühmte Zirbenschnaps hergestellt wird, dass man auf der Riesenhütte ein Vollmondmenü buchen kann, dass man die Albert-Link-Hütte nicht verlassen sollte, ohne etwas selbstgemachten Räucherkäse, Bauernspeck oder Wildsalami erstanden zu haben oder dass auf dem Blecksteinhaus wahre Teeliebhaber zugange sind…..und unendlich vieles mehr.
Und die Rezepte? Es liegt in der Natur der Sache, dass sie einfach und deftig gehalten sind. Es gibt halt das, worauf man sich nach einem anstrengenden Aufstieg freut: verschiedene Knödel, Rehbraten oder Gamsragout, Kasspatzn oder Speckpfannkuchen-und natürlich auch süßes wie Kaiserschmarrn, Apfelstrudel oder Zwetschgenbavesen. Leider sind nicht alle Rezepte zuverlässig formuliert. Manchmal fehlt es an Details: so wird beim Hüttenbrot “Brotmehl” verwendet (ich vermute dahinter Weizenmehl 550), für das Bieramisu benötigt man “Mascarino” (womöglich eine bestimmte Mascarpone-Marke). Das Rezept für die panierten Lammschnitzel ist etwas unglüclich formuliert; man könnte beim Lesen meinen, dass alle Zutaten für die Panade, also Mehl, Eier und Semmelbrösel in einem einzigen Teller vermischt werden. Und bei den Knödelrezepten ist man besser vorsichtig - nicht alle im Rezept stehenden Eier an den Teig geben; man kommt mit weinger aus.
Ich habe trotzdem gerne aus dem Buch gekocht – die deftigen Gerichte machen in dieser Jahreszeit gerade richtig Spaß.
Die Bergsteigerknödel sind Semmelknödel mit Spinatanteil, die zum Servieren mit reichlich geriebenem Bergkäse angerichtet werden. Die Knödel haben uns gut gesschmeckt; allerdings habe ich mich nicht an das Rezept gehalten: das sieht nämlich auf 250 gr. Knödelbrot und 700 gr. Spinat 4-5 Eier vor. Das hätte wohl keine Knödelmasse ergeben, sondern eher Brei. Mir hat ein Ei zum Binden der Masse gereicht.
Die Schlipfkrapfen sind eine bayerische Variante der Kärntner Kasnudeln: Nudeltäschen, gefüllt mit Kartoffeln und Feta. Eine feine Sache. Nur am Krendeln muss ich noch arbeiten….vor dem Kochen war der Rand schicker.
Die Kaspressknödel waren einfach gut – für das Rezept bitte scrollen
Wenn ich ein Brotrezept in einem Buch finde, muss ich es natürlich fast schon zwanghaft nachbacken. “Gabis Hüttenbrot” ist ein einfaches Bauernbrot aus Hefeteig. Durch die Lange Ruhezeit ist es schön aromatisch und bleibt lange frisch.
Mein Fazit? Das Original-Hüttenkochbuch, das Ihr hier direkt beim Verlag kaufen könnt, ist ein wunderschöner Genussführer, wenn man die Berge mag und sich für die alpine Lebensart interessiert. Ich werde es sicherlich immer wieder zur Hand nehmen, um mir für die nächste Saison Anregungen zu holen und unsere Ausflüge zu planen. Und abgesehen davon muss ich auch noch das Bieramisu machen
Vielen Dank an den BLV-Verlag für die Überlassung eines kostenlosen Rezensionsexemplars!
Und nun zu den Kaspressknödeln. Es sind Knödel aus einer Semmelknödelgrundmasse, und wie der Name schon sagt – es ist Käse drin. Es gibt zwei Möglichkeiten, die Knödel zu servieren: man kann sie in der Pfanne braten, dann ist Sauerkraut die klassische Beilage. Natürlich geht aber auch ein Salat. Man kann aber auch kleinere Knödelchen machen und sie als Suppeneinlage auf den Tisch bringen.
Für 10-12 Knödel:
- 10 alte Semmeln (oder entsprechend viel Knödelbrot)
- 250 gr. Käse (Mondseer oder ein ähnlich würziger Käse)
- 2 Zehen Knoblauch
- 1 Zwiebel
- 1/4 l heiße Milch
- 1/2 Bund frische Petersilie
- 2 Eier (im Rezept stehen 4)
- ggf. 3-4 EL Hartweizengrieß
- Salz, Pfeffer, Butterschmalz
Die Semmeln in feine Scheiben schneiden, in eine große Schüssel geben, mit der Milch übergießen und etwas ziehen lassen.
Inzwischen Zwiebel und Knoblauchzehen schälen und fein hacken. Etwas Butterschmalz in einer Pfanne erhitzen, Zwiebeln und Knoblauch darin glasig andünsten. Petersilienblättchen ebenfalls fein hacken. Käse reiben. Aus den eingeweichten Semmeln, Zwiebeln, Knoblauch, Petersilie und Eiern einen Knödelteig mischen. Wenn der Teig zu weich ist, noch etwas Grieß einarbeiten. Teig mit Salz und Pfeffer herzhaft abschmecken.
Aus dem Teig runde Pflanzerl von ca. 2 cm Dicke formen. Butterschmalz in einer großen Pfanne erhitzen und die Pflanzerl von beiden Seiten goldbraun ausbraten.
Mit Sauerkraut oder Salat servieren.