Ein Kommentar von S.H. Dudjom Rinpoche
Vajrasattva
Mandala
Nun kommen wir zur Mandala-Opferung oder zur Opferung des Kosmogramms. Mandalas werden zur Ansammlung von Glück bringenden Ursachen geopfert. Warum ist es für uns notwendig, Glück bringende Ursachen anzusammeln? Aufgrund unseres Greifens nach den Ausdrucksformen von Leerheit ist überall dieses illusorische Samsara. Daher müssen wir das Aufgeben all dieser Ausdrucksformen üben. Obwohl es die Illusion gibt, dass es einen Weg des Reinigens der Illusion gibt, können wir diese Übung als ein relatives geschicktes Mittel anwenden. Weil man reinigen kann, gibt es ebenso einen Weg zur Ansammlung Glück bringender Ursachen. Wenn man den eigenen Körper, Besitz und allen Ruhm opfert, ist dies das relative symbolische Mandala-Opfer. Von einem absoluten Standpunkt aus sind diese Dinge leer wie der klare leere Himmel. Wenn man im Zustand des uranfänglichen Gewahrseins verweilt, dann ist das absolute Mandala-Opfer und die absolute Ansammlung von Glück bringenden Ursachen.
Guru-Yoga
Dies sind alles äußere, relative Übungen des Guru-Yoga, in denen man die Weisheitspräsenz des symbolisch erschienen Guru anruft. Dann rezitiert man die Vajra-Worte: „Der Guru löst sich in Licht auf und wird eins mit mir. Man erkennt, dass der eine Geschmack von Rigpa-Leerheit das eigentliche Gesicht des Gurus ist.“
Wenn man fragt, wo der absolute Guru ist, dann ist er oder sie nirgendwo anders als hier – in der absoluten Natur des Geistes! Der absolute Zustand von Rigpa ist dort, wo der Guru vollständig als uranfängliche Weisheit und klarer Raum vollendet ist. Einfach mit dem Gewahrsein fortzusetzen, wie es ist, ist die Dzogchen-Praxis des Guru-Yoga.
So bezieht sich das äußere Ngöndro auf das innere Ngöndro hinsichtlich der Belehrungen des Ati-Yoga.
Kolophon:
Dies wurde von Ngak’chang Rinpoche aus den mündlichen Belehrungen, die von S.H. Dudjom Rinpoche, Jigdral Yeshe Dorje gegeben wurden, dem höchsten Haupt der Nyingma-Schule im Exil von Tibet, niedergeschrieben. Erweitert durch die Antworten auf die Fragen, welche von Ngak’chang Rinpoche in privaten Audienzen gestellt wurden, bezugnehmend auf das kurze Ngöndro des Dudjom Tersar. Boudhanath, Kathmandu/Nepal, 1979.
© Aus dem Englischen ins Deutsche von Ngak’chang Rangdrol Dorje im Jahr des Eisen-Tigers (2010) übersetzt.