Das neunzehnte Türchen in Werners Adventskalender: Gibt es ein Christkind?

Von Wernerbremen

Quelle: www.lecker.de


Ihr Lieben,
die heutige Geschichte wurde mir von Margit Marianne zur Verfügung gestellt, der ich dafür herzlich danke!
„Gibt es ein Christkind?“

„Die achtjährige Virginia aus New York schrieb vor langer Zeit an die Tageszeitung "SUN" einen Brief:
„Ich bin acht Jahre alt. Einige von meinen Freunden sagen, es gibt kein Christkind.
Papa sagt, was in der SUN steht, ist immer wahr. Bitte sagen Sie mir - gibt es ein Christkind?“
Virginia O' Hanlon 

Quelle: Margit Marinanne


Die Antwort des verantwortlichen Redakteurs der SUN lautete:

„Liebe Virginia,
Deine kleinen Freunde haben nicht recht. Sie glauben nur, was sie sehen; sie glauben, dass
es nicht geben kann, was sie mit ihrem kleinen Geist nicht erfassen können.
Aller Menschengeist ist klein, ob er nun einem Erwachsenen gehört oder einem Kind. Im Weltall verliert es sich wie ein Insekt. Solcher Ameisenverstand reicht nicht aus, die ganze Wahrheit zu begreifen.
 
Ja, Virginia, es gibt ein Christkind. Es gibt es so gewiss wie die Liebe und die Großherzigkeit und die Treue. Weil es all das gibt, kann unser Leben schön und heiter sein.
Wie dunkel wäre die Welt, wenn es kein Christkind gäbe! Es gäbe dann auch keine Virginia, keinen Glauben, keine Poesie - gar nichts, was das Leben erst erträglich macht. Ein Flackergeist an sichtbarem Schönen bliebe übrig. Aber das Licht der Kindheit, das die Welt ausstrahlt, müsste verlöschen.
Es gibt ein Christkind. Sonst könntest Du auch den Märchen nicht glauben. Gewiss könntest Du Deinen Papa bitten, er solle am Heiligen Abend Leute ausschicken, das Christkind zu fangen. Und keiner von ihnen bekäme das Christkind zu Gesicht - was würde das beweisen? Kein Mensch sieht es einfach so. Das beweist gar nichts. Die wichtigsten Dinge bleiben meistens unsichtbar.
Die Elfen zum Beispiel, wenn sie auf Mondwiesen tanzen. Trotzdem gibt es sie. All die Wunder zu denken - geschweige denn, sie zu sehen -, das vermag nicht der Klügste auf der Welt. Was Du auch siehst, Du siehst nie alles. Du kannst ein Kaleidoskop aufbrechen und nach den schönen Farbfiguren suchen. Du wirst einige bunte Scherben finden, nichts weiter. Warum?
Weil es einen Schleier gibt, den nicht einmal alle Gewalt auf der Erde zerreißen kann.
Nur Glaube und Poesie und Liebe können ihn lüften. Dann wird die Schönheit und Herrlichkeit
dahinter auf einmal zu erkennen sein. "Ist das denn auch wahr?" kannst Du fragen. Virginia, nichts auf der ganzen Welt ist wahrer und beständiger. Das Christkind lebt, und ewig wird es leben.
Sogar in zehnmal zehntausend Jahren wird es da sein, um Kinder wie Dich und jedes 
offene Herz mit Freude zu erfüllen.
Frohe Weihnacht, Virginia.“

Dieser Briefwechsel zwischen Virginia O ´Hanlon und Francis P. Church stammt aus dem
Jahr 1897. Er wurde über ein halbes Jahrhundert - bis zur Einstellung der "Sun" im Jahr 1950 - alle Jahre wieder zur Weihnachtszeit auf der Titelseite der Zeitung gedruckt.“
Ihr Lieben,

natürlich können wir uns hinstellen und sagen:
 
Es gibt kein Christkind, es gibt keinen Nikolaus, auch alle Märchen sind gelogen.
 
Das Seltsame ist, wenn wir unseren Kindern all diese sogenannten Wahrheiten verkünden, werden wir sie nicht glücklich machen.
Ich persönlich halte es mehr mit dem alten Philosophen Sokrates, der einmal sagte:
„Das Einzige, das ich weiß, ist, dass ich nichts weiß.“

Was er damit sagen wollte, war dies:
Ich bin ein Mensch mit so einem beschränkten Verstand, ich kann es mir nicht anmaßen, zu behaupten, ich wüsste viel über diese Welt und ihre Geheimnisse.

Ich möchte Euch ein anderes Beispiel anführen, dass uns zeigt, wie wenig wir wirklich wissen:
In einer wissenschaftlichen Zeitung las ich den Satz: 
„Das Weltall ist unendlich, es hat kein Ende!“
Aber, meine lieben Leserinnen und Leser, wenn wir ehrlich sind, können wir das nicht begreifen. Wir sind doch in Wirklichkeit der Meinung, irgendwo müsse das Weltall doch zu Ende sein. Das sagt uns unser klarer Verstand. Nun aber kommt das Problem: 
In dem Augenblick, in dem wir feststellen: „Das Weltall ist da oder dort zu Ende!“, würde wieder unser Verstand nachdenken und sagen:
„Aber wenn das Welt irgendwo zu Ende ist, was ist dann dahinter?“

Dieses kleine Beispiel zeigt uns in aller Deutlichkeit, dass wir viele Dinge einfach nicht begreifen können mit den Möglichkeiten unseres Verstandes. Und deshalb halte ich es lieber mit dem Satz, „dass es mehr zwischen Himmel und Erde gibt, als unser menschlicher Verstand sich träumen lässt!“
Ich finde es außerordentlich wichtig – und das war auch der Sinn des Briefes – dass wir an etwas glauben, denn Glauben verschönt unser Leben, bringt Licht in unsere Dunkelheit!
Wenn ich fest an Gott glaube, dann tue ich das nicht, weil ich weiß, dass da irgendwo eine Gestalt sitzt, sondern weil ich daran glaube, dass wir kein Zufallsprodukt sind, weil ich glaube, dass wir ein Produkt der Liebe sind und weil Gott mir Verantwortung für diese Welt übertragen hat, weil ich sein Werkzeug, sein Licht sein darf.
Wer seinen Kindern und Enkelkindern predigt, dass es keinen Gott, mein Christkind, keinen Nikolaus gibt, wer seinen Kindern und Enkelkindern alle Träume und Illusionen raubt, der hinterlässt eine freundlose Lebenswiese.
Ich aber liebe diese Adventszeit und ich liebe es, Kerzen zu entzünden, Gott zu loben, den Kindern und Enkelkindern Freude zu schenken, das Licht der Hoffnung und Zuversicht in diese Welt hineinzutragen, ein Licht für andere Menschen zu sein.
Ihr Lieben,
ich wünsche Euch einen fröhlichen Abend, an dem Ihr träumen könnt, an dem sich Eure Kinder und Enkelkinder auf das Christkind freuen können und Ihr Euch alle in Liebe begegnet.
Ich grüße Euch herzlich aus Bremen
Euer fröhlicher Werner

Quelle: Karin Heringshausen