Das neue Leben der „Oncles“ im alten Klassenzimmer

Von Morindian

Franz und mein Zimmer mit neuem Regal und Tisch =)


privates Klo


  Am heutigen Abend blicke ich zurück auf meinen ersten fast richtigen Arbeitstag. Fast richtigen Arbeitstag deshalb, weil Franz und ich heute morgen erst noch mal ordentlich ausschlafen durften. Zumindest so lange bis uns die Kinderstimmen vom Waschraum nebenan weckten. Franz und ich teilen uns einen wirklich tollen Raum. Es sieht zwar etwas aus wie hinter Schwedischengardinen, aber es gibt alles was man braucht...naja vielleicht noch nicht wirklich. Wir haben ein paar Kleiderhacken, zwei rote Plastikstühle, eine kleine Ablage, Licht, einen Ventilator an der Decke, zwei Steckdosen an der Wand und zwei Betten. Das ist wirklich alles! Obwohl, das genialste habe ich noch gar nicht genannt. Es gibt eine alte Schiefertafel, die in die Wand intergriert ist und auf der man super etwas notieren und analysieren kann. Der Raum war früher nämlich mal ein kleiner Klassenraum und nun ist erst mein bzw. unser neues Zuhause. Das Klo, welches direkt daran anschließt, muss noch repariert werden, aber im Moment könnte es mir hier nicht besser gehen. Es ist ein absoluter Glücksgriff, dass ich hier zusammen mit Franz die ersten vier Monate wohnen, lehren, lernen und leben werde.
Heute morgen wurden Franz und ich erstmal der Schule oder besser gesagt den SchülerInnen vorgestellt. Es sind fast 300 an der Zahl, von denen allerdings nur etwa 70 bis 80 im angeschlossenen Waisenheim leben. Im Moment trainieren allesamt für den Nationalfeiertag am 15. August – Der Indipendensday of India. Die Kids werden vor einem Publikum marschieren und es soll darüber abgestimmt werden, welche Marching-Group sich dabei am besten anstellt. Darum laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Neben dem Marschiertraining wurden heute bereits die weißen Uniformen nur für diesen besonderen Tag ausgehändigt. Mal schauen was das für ein Spektakel wird. Ich freue mich schon auf den 15. August.
Franz und meine Aufgabe hier im Waisenheim und in der Schule sind uns heute nach einer Einweisung der Schulleiterin Mrs. Veena endlich etwas klarer gewurden. Nun haben wir unseren Stundenpaln =)
6:00-7:00 washing the boys / Waschen der Jungs 7:00-8:00 tution / Aufsicht + Einweisung 8:15-9:00 breakfast / Frühstück 9:00-3:15 class / Unterricht 12:45 Lunch / Mittagessen 3:15-4:00 playing with the children / Spielzeit 4:15 tea time / Kaffe und Kuchen nur ohne Kaffee und Kuchen – stattdessen mit Chaitee 4:30-5:30 cleaning the cloth / Kleidungwaschen mit den Jungs waschen 5:30-7:00 tution / Aufsicht und Hausaufgabenbetreurung 7:00-7:30 prayer / Abendgebet 7:30:8:00 dinner / Abendessen 9:00 GAME OVER / Aus die Maus
Das sieht nach jeder Menge Arbeit aus. Man muss bedenken, dass ich eigentlich für alles andere nur nicht für den Unterricht gebraucht werden. Falls ein Lehrer fehlen sollte, werden Franz und ich nur benötigt und sollen einen Ersatzunterricht gestalten. Vor allem für alles anderen im Stunden- bzw. Tagesplan werden wir benötigt. Sonst wären es ja auch unglaublich viele Arbeitstunden. Das Waisenheim kann man mit einer großen Familien vergleichen. Franz und ich werden so langsam teil dieser Familie. Wir sind die nun die „Oncles“, so werden wir von allen genannt und als „Oncles“ werden am dringendsten bei der „Tution“ und für die Animation der Kinder am Nachmittag gebraucht. Englisch verstehen die meisten sehr gut. Nur mit dem sprechen tun sich viele Kinder schwer. Meistens werden keine richtigen Sätze geformt. Ich denke, daran müssen wir vor allem Arbeiten. Wie die Schule so tickt habe ich noch nicht ganz raus. Die Kinder werden jedenfalls sehr strickt erzogen. Aber man muss sagen, sie sind dafür auch wirklich super diszipliniert - bald mehr als deutsche Schüler. Das habe ich nicht erwarten. Ob nur die strickte Erziehung dahinter steckt, werde ich denke ich noch herausfinden.