Pünktlich um elf fiel der Startschuss. Erst die trockene Theorie, die kurz und knackig ausfiel. Anschließend Schwimmzeit mit Videoanalyse. Aber das war längst nicht alles. Neben Stabilisationstraining hatten wir sehr viel Zeit, um uns sowohl mit Trainern wie auch mit Teilnehmern auszutauschen.
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Wir begannen mit einer kleinen Vorstellungsrunde. Ich finde es immer ganz interessant, was die unterschiedlichen Teilnehmer zum Seminar bewogen hat. Für mich stand ganz klar der Vergleich zum Vorjahr im Vordergrund. Außerdem wurden meine Schwimmleistungen im Verlauf der letzten Saison immer schlechter. Das kann natürlich sehr viele Ursachen haben. Ich gehe aber für mich davon aus, dass ich erfolgreich das Gelernte mit der Zeit mehr und mehr verdrängt habe. Deshalb war einfach eine Auffrischung nötig.
Anke Stefaniak vom MyGoal Team und Personaltrainer Reiner Mehlhorn übernahmen die Leitung des Seminars. Da wir alle Basiskenntnisse im Kraulschwimmen hatten, war die einstündige und kurzweilige Zusammenfassung über effektives Kraulschwimmen im Triathlon absolut ausreichend, um uns allen noch einmal eine saubere Technik vor Augen zu führen. Mehr war wirklich nicht notwendig, wenngleich sich in einem Jahr doch scheinbar einige Erinnerungslücken aufgetan hatten.
Wirklich erleichtert waren sicher einige mit mir, als noch einmal klar gesagt wurde, dass das Schwimmen absolut überbewertet wird. Wir wollten nun nicht direkt aus der Tür stürmen und das Schwimmen nun sein lassen, aber verrückt machen lassen muss man sich in der Tat nicht.
Natürlich geht Triathlon nicht ohne Schwimmen, aber man muss nicht in Sorge leben, dass man sich nun nur ausschließlich damit in seiner Gesamtleistung eines Wettbewerbs verbessern kann. Wenn etwas nicht ganz so gut klappt, heißt das nicht, dass wir das Ziel nie erreichen werden. Viel wichtiger ist es, dass man sich im Wasser wohl fühlt, dass man einigermaßen voran kommt. Daneben spielt die Wasserlage eine entscheidende Rolle!
Mit dieser Einsicht konnte es ganz entspannt mit der Theorie weitergehen. Wobei es eher ein Miteinander war, als dass Reiner nur allein alle Fakten vorgetragen hat. Die eigenen Erfahrungen der anderen Triathleten und Schwimmer flossen so mit ein. Wie trainiert jeder, was funktioniert gut und was weniger. Wie nimmt jeder die eigene Bewegung unter Wasser wahr…
Die Praxis teilte sich in zwei Einheiten. Wer nun meint, wir haben zunächst etwas Techniktraining absolviert und dann für ordentlich Kilometer in den Armen gesorgt, liegt vollkommen falsch. Es ging bei der einstündigen Wasserzeit vielmehr um Technik, noch einmal Technik, Technik im Wasser, Technik an Land. Alles, was für eine verbesserte Wasserlage sorgt.
Wir wurden in zwei Gruppen eingeteilt und damit ergibt sich schon ein klarer Vorteil zum ersten Seminar. In einer kleinen Gruppe von fünf Schwimmern hatten wir auf zwei Bahnen mehr als ausreichend Platz, um uns einzuschwimmen und konzentriert an der Technik zu arbeiten. Nicht ganz einfach, denn neben uns schossen die Schwimmer eines Vereins mit Monoflossen und Sauerstoffgeräten durch das Becken. Da kann das Schwimmen auf der eigenen Bahn mit ein wenig Armkraft schon einmal gefühlt ewig dauern.
Während wir die einzelnen Übungen in dem 50m Becken absolvierten, widmete sich Reiner jedem Teilnehmer meiner Gruppe und nahm die Schwimmbewegung von jedem ein Mal unter und ein Mal über Wasser auf. Als alle durch waren, wurden wir nacheinander aus dem Wasser geholt. Hinsetzen und auf den Bildschirm starren.
Was für ein Gewackel und Geschaukel. Aber alles nicht schlimm. Naja, ich sehe das ja nicht so oft. Wirkte wie eine eiernde Jolle auf welliger Hochsee als tatsächlich ruhig schwimmend. Fokus sollte aber wieder einmal mein linker Arm sein und meine Kopfhaltung. Letztere ist wohl eher ein Resultat davon, niemals etwas verpassen zu wollen, bzw. immer auf Sicherheit zu schwimmen. Mein Blick geht immer nach vorn, dadurch verkrampfe ich etwas. Mit einer zu hohen Kopfhaltung wird eine Kettenreaktion im gesamten Körper ausgelöst, was letztlich damit endet, dass die Beine zu tief hängen. Ich muss einfach nur mehr Vertrauen haben, dass durch meine richtige Kopfhaltung und die Vorwärtsbewegung ein Wellental genau vor meinem Mund entsteht und ich so ganz entspannt einatmen kann. Verpassen würde ich auch dann nichts, wenn ich nur alle 20 Armzüge nach vorn Blicke. In einem überfüllten Hallenbad mit plantschenden Mitschwimmern aber nicht ganz so einfach. Dennoch werde ich mein Bestes geben und die Freiwassersaison ist ja auch nicht mehr soweit.
Das zweite Problem war, ist und bleibt wohl mein linker Arm, der partout nichts zum Training beitragen möchte. Er greift etwas zu weit nach innen, was aber noch zu verschmerzen wäre. Unter Wasser zeigt sich dann aber das ganze Grauen. Statt unter meinem Körper entlang zu ziehen und eine Art Dreieck zu bilden, um die gesamte Fläche des Arms von den Händen über den Unter- bis zum Oberarm zu nutzen und noch mehr Wasser unter mir wegzudrücken, zieht er lapidar einfach seitlich an mir vorbei. Vielleicht nicht mehr ganz so schlimm, wie vergangenes Jahr, aber dennoch immer noch so sehr, dass es wirklich auffällt.
Alles vielleicht Jammern auf hohem Niveau, denn einiges sieht schon ziemlich gut aus. Aber wir waren ja auch in einem Kurs für Fortgeschrittene. Letztlich bleibt wie im Vorjahr einiges zu tun. Verbesserungsvorschläge sind immer großartig. Denn hätte man schon eine komplett perfektionierte Technik würde das ja heißen, man könnte nichts mehr ändern und müsste neue Erfolge nur allein durch noch härteres Training erzielen. Glück gehabt! So hieß es mit einigen Spezialübungen, die restliche Zeit zu nutzen. Mit meiner eigenwilligen Interpretation einer Technikübung schaffte ich es kurzzeitig nicht nur mich selbst sondern auch den Trainer zu verwirren. Seminar für Fortgeschrittene eben. Da muss man sich von Anfang bis Ende konzentrieren!
Mittlerweile war die Gruppe zwei, die sich als erstes mit Stabilisations- und schwimmspezifischen Athletikübungen auf Gymnastikmatten ausgetobt hatte, in der Halle angekommen. Wirklich rasend schnell verstrich die Zeit mit Einschwimmen, Technikübungen, Videoanalyse, kurzer Auswertung und weiteren Technikübungen. Ich wurde dann schon gefragt, ob ich gar nicht mehr aus dem Wasser möchte. Nun ja…
Nach einer kleinen Erfrischung wartete auch auf mich die Matte. Wie bekannt mir das alles vorkam. Die Stabiübungen kannte ich zwar alle, aber die Übungen zur Kräftigung der Schulter- und Armmuskulatur kamen wie gerufen. Minimale Übungen, die aber so viel von den kleinsten Muskeln abverlangten, dass ich noch Tage danach an wirklich seltsamen Stellen Muskelkater hatte. Die Liste mit der Beschreibung liegt jetzt in meiner kleinen Mattenecke daheim. Ich absolviere sie nun vor und nach meinem wöchentlichen Stabilisationsprogramm. Zum Anfang, um den Oberkörper etwas zu lockern und zu erwärmen. Zum Abschluss, um noch einmal ein paar Reize mit ganz gezielt ausgeführten Übungen zu setzen.
Das schöne am Stabi-Programm ist, dass man nicht stundenlang eine Muskelgruppe nach der anderen trainiert. Stattdessen werden mit allen Übungen eine Vielzahl von Muskeln gleichzeitig angesprochen. Natürlich kann ich die Übungen so oft wiederholen, dass ich auf 30-60 Minuten Einheiten komme. Habe ich aber nicht all zu viel Zeit, kann ich hin und wieder einfach nur 10-20 Minuten Training in den Tagesablauf einschieben. Aber das sollte ich dann auch bewusst und regelmäßig machen. Denn das Zauberwort beim Schwimmen heißt Körperspannung. Es ist das A und O! Aber auch wenn ich glaubte, dass ich davon reichlich habe, heißt es jetzt nicht ausruhen sondern dran bleiben. Gezielt an kleinen Details arbeiten, die der Körper einfach ausblendet bzw. wofür er in einer Zwangslage, wenn er keine Kraft mehr hat, eine einfachere Version bevorzugt.
Nach einer kurzen Mittagspause hatten wir noch ausreichend Zeit, um uns exemplarisch einige Videos anzuschauen und all unsere Fragen zu stellen.
Was hatten wir noch nicht so recht verstanden, was können wir gezielt unternehmen, um die Wasserlage und Körperstabilität zu verbessern und auch über längere Distanzen aufrechterhalten…
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Was ich nun für mich mitgenommen habe:
Mein linker Arm muss unter Wasser dringend lernen, dass er Teil des Bewegungsablaufes und kein Einzelkämpfer ist.
Die linke Hand hat über Wasser und beim Eintauchen nichts auf der rechten Seite zu suchen.
Technikübungen schwänze ich nicht mehr. Auch und erst recht nicht beim Freiwassertraining im See. Selbst dann nicht, wenn die Strandbesucher mich auslachen.
Ich muss dringend intensiv meine Arm-, Schulter- und Brustkraft verbessern.
Tempotraining heißt rotieren und nicht Schönschwimmen. Da darf ich die Technik auch mal vergessen.
Tempo, Tempo, Tempo,…
Das Wasser ist mein Freund.
Schwimmen ist nur eine Disziplin von drei und dazu auch noch die, die am wenigsten Zeit und Strecke beansprucht.
Beim Stabilisations- und schwimmspezifischen Athletiktraining auch kleine Übungen nutzen und auf jeden Fall dran bleiben.
Bald wird es sicher Zeit für das MyGoal Schwimmseminar für Fortgeschrittene II. Es gibt ja irgendwie immer etwas zu tun und ich würde mich freuen, wieder einmal gemeinsam mit allen zu trainieren. Vielleicht sogar das nächste Mal im Freiwasser.
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Nun geht es um euch. Verratet mir mehr davon, wie es um eure Technik steht. Habt ihr schon einmal ein Schwimmseminar besucht?
Habt ihr Lust, mehr über mein Schwimmtraining und meine Erlebnisse beim Hallen- und Freiwassertraining zu erfahren? Unter dem Tag Schwimmgeschichten sammle ich alle.
PS: Die Fusion Air Schwimmbrille hat wieder ganze Arbeit geleistet. Kaum Abdrücke und die wenigen verschwanden ruck zuck. Der Zoggs Badeanzug sitzt auch immer noch nach zahlreichen Stunden im Chlorwasser und mit dem FR920xt habe ich Meter für Meter gesammelt.