In seiner Frühzeit hat uns Regisseur Ridley Scott wahre Klassiker des Science-Fiction Genres beschert. Von ihm stammen Alien und Blade Runner, die noch heute einen äußerst guten Ruf haben. An solchen Filmen müssen sich oftmals auch aktuelle Produktionen messen, vor allem dann, wenn der eigene Sohn zum ersten Mal auf dem Stuhl des Regisseurs sitzt. So geschehen mit Luke Scott und seinem Film Das Morgan Projekt. Er entwickelt eine Story irgendwo zwischen Species und Splice mit Anleihen beim überaus beliebten Ex Machina.
In Das Morgan Projekt wird die Geschichte der künstlich erschaffenen Morgan (Anya Taylor-Joy) erzählt, die in einem Bunker mitten im Wald in ihrem Glasgefängnis sitzt und von einer Riege von Wissenschaftlern beobachtet und getestet wird. Nach einem blutigen Zwischenfall taucht die Risiko-Gutachterin Lee Weathers (Kate Mara) in der Anlage auf, um zu sehen, ob Morgan eine zu große Gefahr darstellt und dementsprechend terminiert werden müsste.
Kate Mara (rechts) und Anya Taylor-Joy (links) in „Das Morgan Projekt“
Oh, diese Wissenschaftler im Film, die immer wieder dieselben Fehler begehen und äußerst inkompetent daherkommen. Das tritt vor allem immer dann hervor, wenn es sich um künstlich erschaffene Wesen handelt, denen auf einmal mit sehr echten Gefühlen begegnet wird. Würden sich Wissenschaftler daran halten, dass sie es mit einem Forschungsobjekt zu tun haben, könnte so manchem Fehlverhalten aus dem Weg gegangen werden – auch in Das Morgan Projekt, wo jeder der anwesenden Wissenschaftler (darunter Darsteller Rose Leslie, Toby Jones, Michelle Yeoh und Jennifer Jason Leigh) sich für eine Mutter- oder Vaterfigur hält.
Hier mag der Fehlgedanke des Gottspielens begründet liegen. Da können Wissenschaftler den oberflächlich perfekten, künstlichen Menschen erschaffen, der sich im Inneren aber eben nicht so fühlt. Dieser Mensch ist nicht den normalen Lebensweg gegangen. Wenn wir Morgan begegnen, ist sie kühl, blass und androgyn. Sie hat das Leben dort draußen in der Welt nie wirklich kennengelernt, sie lebt abgeschottet von der Realität. Also vertraut sie auch mehr ihren Instinkten, die einem Raubtier gleich sind, statt auf gesellschaftliche Normen zu achten.
„Game of Thrones“-Darstellerin Rose Leslie als Dr. Amy Menser in „Das Morgan Projekt“
Die Wissenschaftler in Das Morgan Projekt scheitern immer dann, sobald Menschlichkeit ins Spiel kommt. Damit sind sie Morgan gar nicht so unähnlich, aber immer noch ganz anders, weil sie an die eben gelernten Normen gebunden sind. Wenn Paul Giamatti als Dr. Alan Shapiro die Szene betritt, Morgan anschreit, sie herausfordert und dann einbricht, sobald sie einen persönlichen Aspekt anspricht, merken wir, dass sich auch der größte Profi nicht nur auf seine Arbeit reduzieren lassen kann. In Anbetracht der Sache, an der die Frauen und Männer in diesem Film gearbeitet haben, ist das ziemlich unqualifiziert und jeder von ihnen gehört eigentlich sofort von Projekt ‘Morgan’ abgezogen.
Damit hätte Luke Scott gut in die Story-Tiefe gehen könnt, kratzt aber nur an der Oberfläche. Er legt mehr Wert auf Style als auf Tiefgang. Die kühle, blasse Morgan wirkt besonders dann cool, wenn sie mit rot leuchtenden, Blut-verschmierten Lippen zu sehen ist. Der Film verhandelt keine Themen von der Erschaffung des Lebens durch Menschenhand, baut nicht die komplexe Argumentation auf, die aus der Handlung durchaus hätte entstehen können. Leider wirkt Das Morgan Projekt viel zu stumpf abgehandelt und endet in einem choreografierten Faustkampf zwischen Anya Taylor-Joy und Kate Mara. Statt auf die Story zu achten, statt spannend und ein wenig wissenschaftlich-klaustrophobisch zu erzählen, schwenkt Luke Scott seinen Film in Richtung banale Action Sci-Fi ohne Bedeutung.