Japan und der Tegernsee liegen nicht nur in globaler Hinsicht sehr weit außeinander. Auch die Kulturen beider Orte wirken auf den ersten Blick wie Gegenpole. Auf der einen Seite die von Zurückhaltung, Scheu und Purismus (zumindest wirkt das so für einen Fremden) geprägte japanische Kultur. Auf der anderen Seite der Tegernsee – Vorzeigeplatz der Bayern, ein Ort, wo Herzlichkeit und bayerische Lebensfreude offen zur Schau gestellt werden. Und doch ist da ein Bindeglied, das Korbinian Kohler, der Besitzer der Bachmair Weissach in Kreuth während seiner Japan-Aufenthalte für sich entdeckt hat: Das Wasser.
Wasser als Bindeglied
Wasser hat in der japanischen Kultur einen hohen Stellenwert. Die Badekultur der Onsen ist geprägt von der Reduktion auf das Element Wasser. Onsen sind natürliche heiße Quellen, die als Badeort erschlossen wurden. Bereits ein winziges Becken voll heißen Quellwassers darf als Onsen bezeichnet werden. Es braucht keine noble Wellness-Landschaft, die das Badebecken umgibt – allein die Präsenz des natürlich erhitzten Wassers übt auf die Japaner eine Anziehung aus, die auch ich während meiner einmonatigen japan-Reise gespürt habe. Dazu trägt auch die Temperatur bei. Bei 42 Grad Wassertemperatur und mehr setzt ganz automatisch eine wohltuende Muskel-Entspannung ein.
Mineralisches, lebendiges Wasser gibt’s am Tegernsee bekanntlich genug – nur ein wenig zu kalt ist es für einen Onsen. Ein Glück, dass sich der Begriff des Onsen mittlerweile auch auf künstlich erhitztes Wasser in Steinbecken ausgedehnt hat. Dem Rohstoff Wasser und der japanischen Philosophie der Reduktion auf das Wesentliche hat Korbinian Kohler im Bachmair Weissach eine ganze Themenwelt gewidmet, mit dem Mizu Onsen Spa und der Mizu Sushi Bar im Zentrum. Entspannung im heißen Steinbecken und anschließend Sushi-Genuss auf höchstem Niveau – eine Kombination, die ich bereits in Japan aufs Höchste genossen habe. Nun auch am Tegernsee.
Das Mizu Onsen Spa
Das 42 Grad warme heiße Onsen-Becken ist eingebettet in eine japanisch inspirierte Wellness-Landschaft aus Stein-Materialien. Einzig die Sauna ist hölzern und gibt den Blick frei in einen Steingarten mit Pflanzenbewuchs. Hier lässt es sich schön kreiseln zwischen Dampfbad, Sauna, Eisbad und dem Star des Ensembels, dem kleinen Onsen-Becken, in dem maximal 6 Menschen gemütlich Platz finden. Ein auf 28 Grad temperierter Außenpool ergänzt das Wellness-Angebot und im stilvoll gestalteten Ruheraum mit toller Matratze und Kuscheldecken ist es schier unmöglich nicht einzuschlummern.
Die Mizu Sushi Bar
Während sich die japanische Küche in München bereits zur Trend-Cuisine entwickelt hat, sucht man auf dem Land (nicht nur in München) bis heute vergebens nach guten Japanern. Allround-Asiaten mit einem wilden Mix-Angebot auf der Karte gibt’s zwar in jedem größeren Dorf, sie haben mit einem klassisch japanischen Restaurant aber nichts zu tun. Mit dem Mizu hat das Bachmair Waissach vor zwei Jahren den Schritt ins Ungewisse gewagt und ein japanisches Gourmet-Restaurant in Kreuth am Tegernsee eröffnet. Das Mizu erhebt den Anspruch „echte Geschmackserlebnisse“ zu bieten – sprich: eine authentische Küche, nicht verwaschen durch die sonst üblichen chinesischen, vienamesischen und thailändischen Einflüsse. Nachhaltig geprägt durch meine Japan-Reise Anfang des Jahres, liegt die Messlatte also hoch.
Nigiri wie in Japan
Die Vorspeiese, eine Fusion-Sushi-Variante mit Wachtelei und Trüffel zählt nicht unbedingt zum klassischen Repertoire der japanischen Küche, schmeckt aber cremig, voll und überraschend. Tatar im Waffelhörnchen und bayerische Garnele reihen sich in eine sehr gute Vorspeise ein. Es folgt eine Miso-Suppe, die schmeckt, wie eine gute eurpäische Standard-Miso-Suppe, aber nicht an die Würze einer authentisch japanischen herankommt. Dann der Sushi-Gang – auf den ich ganz genau schaue: Was mir besonders positiv auffällt ist das Verhältnis zwischen Reis und Fisch. Ein mundgerechter Reishappen mit hervorragender Würze bildet die Basis für eine sehr reichhaltige Fisch-Portion, jeweils von höchster Qualität. Auch wenn wir nur Sake, Maguro und Hamachi probieren: Allein bei den drei Nigiri wird deutlich, dass hier Sushi-Könner am Werk sind, die mit exzellenten Produkten arbeiten.
Aal zum Sattessen im Mizu
Gegrillter Aal (Unagi) gehört zu meinen unangefochtenen Leibspeisen. Leider fällt die Portionsgröße sowohl im Ursprungsland als auch in japanischen Restaurants meist eher klein aus – Aal gehört definitv nicht zu den günstigen Alltagsfischen. Meine Erwartungshaltung ist darauf eingestellt, doch im Mizu erlebe ich eine positive Überraschung. Gut 200 Gramm Aal stehen vor mir, serviert mit einer Mousse aus Walnuss und Tofu, Orangensauce und Röstzwiebeln. Zugegeben – eine Zubereitungsart, wie ich sie bislang noch nicht kannte. Der Aal ist schmelzend zart und sehr gut gewürzt, die süße Sauce angelehntg an die bei Aal klassische Teriyaki-Sauce und das Walnuss-Mousse sticht zusätzlich durch sein intensives Aroma und die cremige Textur hervor. Toll! Das Dessert, Yozu-Sorbet, Melonencreme und Matcha-Sauce erfrischt ohne den ganz großen Wow-Effekt, dennoch ein harmonischer Abschluss eines sehr guten Menüs, das übrigens bei der Halbpension inklusive ist. Das Mizu kann sich mit Edel-Japanern aus München absolut messen lassen.
Am besten gleich mit Übernachtung
Sich an japanischen Traditionen wie Onsen und Sushi zu bedienen erfordert Mut und Können. Beides wird im Ursprungsland mit Perfektion betrieben, sodass die Messlatte einer Adaption hierzulande hoch liegt. Sowohl das Mizu Onsen Spa als auch die Sushi Bar erfüllen den Anspruch, japanische Standards anzustreben, mit verschmerzbaren Abstrichen. Eine Sushi-Bar in Deutschland wird niemals die japanische Fisch-Vielfalt anbieten können. Ein Freiluft-Onsen mit echter Quelle ist am Tegernsee schlicht nicht realisierbar. Im Rahmen der Gegebenheiten hat das Team des Bachmair Weissach hier einen Erholungsort geschaffen, der selbst Japaner glücklich machen würde. Ganz günstig ist das ganze allerdings nicht.
68 Euro kostet der Day Spa Zugang, die Sushi-Bar verlässt man schwer unter 50 Eurp pro Person. Ein sinnvoller Deal ist deshalb das Halbpensions-Angebot des Bachmair Weissach. Ein Frühstücks-Buffet der Extraklasse, das üppige Sushi-Menü und der Dauerzugang zum Mizu Onsen Spaß sind dabei inklusive. So relativiert sich der auf den ersten Blick hohe Übernachtungspreis von 250-300 Euro. Garantiert ist Erholung und Genuss auf die japanische Art – die ich wärmstens empfehle.
Das Bachmair Weissach mit Mizu Onsen und Sushi Bar
Disclaimer: Der Test von Onsen und Sushi Bar erfolgte auf Einladung des Bachmair Weissach. Meine Meinung und Berichterstattung bleibt davon unberührt.