Das Missverständnis

Erstellt am 18. März 2011 von Andramas

Michail Sadornow ist im Osten Europas bekannt wie bei uns Dieter Nuhr. Vielleicht sogar wie Hape Kerkeling oder Harald Schmidt.

Länderübergreifend. Also nicht nur in der Russischen Föderation, sondern auch in der Ukraine und andernorts in allen Ländereien, die einst zur Sowjetunion gehörten.

Oft ist er auf russischsprachigen TV-Stationen zu sehen.

Eines Tages – so erzählt man sich – reiste Sadornow zu einem Auftritt nach Odessa.

Vor dem Konzerthaus, zum Empfang, sieht er die gesamte Mannschaft versammelt, von Direktor bis Praktikant, und alle sind  hübsch gekleidet. Ein Trachtenmädel steht bereit, Brot und Salz zu reichen. Musikanten warten auf den Einsatz.

“Donnerwetter!”, denkt Sadornow, dies sehend, “In Odessa scheint man mich wirklich und aufrichtig zu lieben”.

Doch – peinlich-peinlich – der Aufwand gilt nicht ihm.

“Gehen sie schon einmal vor, in ihre Garderobe”, sagt der künstlerische Leiter nur und der berühmte Showman wird von da an nicht sonderlich beachtet. Die Aufmerksamkeit gilt einem anderen.

Am Abend gab das Konzerthaus einen Empfang, um diese bedeutende Persönlichkeit zu ehren.

Da Sadornow einmal da ist, bekam er ebenfalls eine Einladung zum “Prijom”. Als Staffage sozusagen.

Bei dieser Veranstaltung sieht Sadornow, wie sich die gesamte Equipage des Konzerthauses um eine Person bemüht, die ihm selbst unbekannt ist.

“Wer wird das sein?”, überlegt er, “ein Komponist?, ein Schriftsteller?”

Endlich, beim Фуршет (dem Buffet), findet sich für Sadornow eine Gelegenheit, den hochgeehrten aber ihm selbst unbekannten Gast anzusprechen:

“Entschuldigung, wer sind sie? Ich kenne sie leider noch nicht.”

”Seien sie froh — ich bin der Chef der Steuerinspektion!”


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