Das Marshmallow-Paradigma

Von Pseudoeconomist

Im letzten Beitrag "Wie Zucker die Zukunft beeinflusst..." war bereits die Rede vom sogenannten Belohnungsaufschub, also der Fähigkeit, kurzfristig auf etwas Verlockendes für die Erreichung langfristiger Ziele zu verzichten. Man könnte auch einfach sagen: Geduld!


Eines der bekanntesten Verhaltensexperimente, das sich mit diesem Phänomen beschäftigt, ist der "Marshmallow-Test" aus den 60er Jahren von Walter Mischel, einem österreichischen Persönlichkeitspsychologen. In diesem heftig umstrittenen Experiment wird ca. 4-jährigen Kindern in einem sonst ablenkungsfreien Raum ein Marshmallow vorgesetzt. Zugleich erklärt man ihnen, dass sie einen weiteren Marshmallow erhalten, wenn sie solange warten können, bis die Versuchsleitung zurückkommt. Daraus entwickelte man eine Langzeitstudie, die den späteren beruflichen Werdegang der getesteten Kids verfolgte. Das vor allem in Sachen Repräsentativität umstrittene Resultat: Kinder, die geduldig gewartet hatten, erzielten später bessere Erfolge.
 Here's the Deal: Marshmallow!
Ganz gleich, welche Bedeutung man den Versuchen nun zurechnen möchte oder nicht, das nachfolgende Video ist - nicht zuletzt dank der grandiosen Musikauswahl - im wahrsten Sinne des Wortes köstlich:


Glückliche Ratten und schlaue Affen

 

In einigen Folgen von 'Arming the Donkeys', den absolut empfehlenswerten Podcasts von Dan Ariely, wird das Thema ebenfalls aufgegriffen:  John Pearson von der Duke University  berichtet über ähnliche Experimente mit Affen. Im Gegensatz zu bisherigen Experimenten wurde in dieser Versuchsreihe der Tatsache Rechnung getragen, dass die Affen erst die genauen Umstände und Auswirkungen der Tests verstehen müssen. Und siehe da: Auch Affen sind in Sachen Geduld und Belohnungsaufschub lernfähig! Hier die entsprechende Folge 'The Marshmallow Paradigm'.
In der Folge 'Altering our perception of time' spricht Sarah Heilbronner (ebenfalls von der Duke University) über Experimente mit "glücklichen" und "traurigen" Ratten: Der Einfluss von individuellem Zeitempfinden auf die Fähigkeit zum Belohnungsaufschub war Untersuchungsgegenstand dieser Versuche. Wer wissen möchte, wie unterschiedlich sich Ratten verhalten, wenn sie Prozac (Serotonin) oder Kokain (Dopamin) konsumiert haben, sollte sich die Folge unbedingt anhören! Alle weiteren Folgen sind ebenfalls als RSS oder über iTunes U verfügbar. Die Qualität über iTunes U ist aber deutlich besser!