Das Märchen vom spröden, undisziplinierten Schüler, revisited

Das Leben ist immer wieder für Überraschungen gut. Manchmal müssen sogar Märchen neu geschrieben werden.

Das Märchen vom spröden, undisziplinierten Schüler, revisitedEs war einmal, in einem sehr, sehr nahen Land, ein furchtbar undisziplinierter Schüler. Dessen Eltern, mächtige Leute mit vielen Kindern und vielen, vielen guten Freunden, hatten seit Jahren grosse Sorgen mit diesem einen Kind. Nicht nur, dass bei diesem Kind immer wieder Schwächen auftraten, die eigentlich nicht sein durften. Nein, Sorgen bereitete den Eltern, dass das Kind seine Aufgaben häufig gar nicht, und wenn, dann mehr schlecht als recht machte.

Die Eltern aber liebten ihr Kind über alles, auch wenn es manchmal etwas spröde wirkte. Was die Eltern jedoch lange Zeit wirklich sehr bekümmerte, war das Zeugnis des Kindes. In diesem hiess es nämlich über Jahre immer wieder «Promotion gefährdet», und das, fanden sie Eltern, sei mehr als nur ungerecht. Schliesslich strahle ihr Kind wie alle anderen Kinder auch, und Fehler, nein, Fehler habe ihr Kind sicher nicht.

Die Eltern schrieben deshalb an die Schulleitung und verlangten, dass ihr Kind fortan unbefristet lange zur Schule gehen dürfe. Die Schulleitung liess das Echt Neutrale Schul-Inspektorat über das Gesuch befinden, und fragte dann auch noch die Eltern und Verwandten aller anderen Schüler, was sie von dem Ansinnen hielten. In manchen Familien, so wurde erzählt, hätten darüber richtiggehende Abstimmungen stattgefunden, und längst nicht alle hätten den Schüler weiter in der Klasse gewollt. Das Echt Neutrale Schul-Inspektorat aber, bei dem die Eltern des undisziplinierten Schülers ebenfalls viele gute Freunde hatten, nickte zustimmend.

Zwar wusste auch das Echt-Neutrale Schul-Inspektorat, dass der undisziplinierte Schüler wegen nicht gemachten Hausaufgaben so viele Strafaufgaben hatte, dass er wohl bis zu seinem endgültigen Dahinschmelzen daran zu tun haben würde. Weil das Echt-Neutrale Schulinspektorat aber auch bei anderen undisziplinierten Schülern gelegentlich ein Auge zudrückte, legte es den Bericht über die nicht gemachten Hausaufgaben zuunterst in die unterste Schublade und erklärte, es gebe keinen Grund, den undisziplinierten, spröden Schüler von der Schule zu weisen.

Die Schulleitung ihrerseits erklärte auf Wunsch der Eltern alle anderen Einwände gegen den spröden, undisziplinierten Schüler zur Geheimsache und empfahl der Schulkommission, dass das Kind künftig wie alle anderen Kinder bis in alle Ewigkeit zur Schule gehen dürfe, erledigte Hausaufgaben und sprödes Strahlen hin oder her. Da konnte die Schulleitung nicht mehr anders und stimmte zu.

Nachdem in einem fernen Land ein ähnlich spröder, undisziplinierter Schüler für gewaltigen Ärger gesorgt hatte, war zwar das Echt Neutrale Schul-Inspektorat schon ein wenig beunruhigt, aber den Schüler gleich ausschliessen mochte es nicht. Der spröde, undisziplinierte Schüler musste lediglich ein paar Strafaufgaben erledigen (die er und seine Eltern als gänzlich überflüssig ansahen) und Besserung geloben.

Nun aber wehrten sich die braven Leute, denen der spröde, undisziplinierte Schüler schon lange Angst machte. Sie legten ihr ganzes Geld zusammen und nahmen sich einen Anwalt. Dieser Anwalt schrieb ganz viele Briefe und Beschwerden. Darin verlangte er, dass dem gefährlichen Treiben des spröden, undisziplinierten Schülers endlich Einhalt geboten würde.

Und siehe da: Nach vielen Sitzungen und unzähligen weiteren Briefen nahm das Gericht all seinen Mut zusammen und tat das, was sich vorher niemand getraut hatte: Es setzte dem spröden, undisziplinierten Schüler ein Ultimatum: Wenn seine Eltern bis im übernächsten Sommer nicht in dicken Dossiers darlegten, wie aus ihrem Hallodri bis zum Schulschluss doch noch ein Musterschüler werden soll, so werde er ausgeschlossen. Punkt.

Die Eltern des spröden, undisziplinierten Schülers verfielen in Schockstarre, denn damit hatten sie nicht gerechnet.

Die braven Leute aber hatten nun schon etwas weniger Angst vor dem spröden, undisziplinierten Schüler. Sie beschlossen, am folgenden Sonntag mit einem grossen Umzug zum Grundstück des Schülers und seiner Eltern zu ziehen und gelbe Fahnen zu schwenken.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann feiern sie auch am Montag noch.


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