Das Maiglöckchen

Von Wernerbremen


Eine alte Legende:
In einem kleinen Haus am Rande des Waldes lebte einmal ein Mädchen. Oft kamen Wanderer vorbei. Weit und breit gab es keine Quelle, an der die Wanderer ihren Durst hätten stillen können. Deshalb klopften sie an der Tür des kleinen Hauses an und baten um eine Erfrischung. Das Mädchen gab ihnen allen zu trinken.
Eines Tages im Mai klopften wieder Wanderer am kleinen Haus an. Sie kamen von weit her und sahen fremd aus. Das Mädchen war sehr freundlich zu ihnen und lud sie ein, draußen Platz zu nehmen. Schnell lief es in die Küche, holte weiße Becher aus dem Schrank und füllte einen Krug mit Saft.
Das Mädchen trug alles nach draußen und stellte es auf den Tisch, an dem die Wanderer saßen. Als sie tranken, war leiser Glockenklang zu hören. Und ringsherum begann alles lieblich zu duften. Nachdem die Männer ihren Durst gestillt und sich verabschiedet hatten, zogen sie weiter. Das Mädchen war wieder allein. Aber ringsherum duftete alles noch stärker als vorher.
Als das Mädchen sich umblickte, sah es am Boden lauter Blumen. An ihren grünen Stielen hingen kleine weiße Becher, die wie Glöckchen aussahen. „Maiglöckchen!", rief das Mädchen und freute sich.

Seitdem blühen die Maiglöckchen in jedem Frühjahr. Sie erinnern uns daran, dass wir fremde Menschen mit offenem Herzen aufnehmen und ihnen Gutes tun sollen.

Das Foto wurde von Karin Heringshausen zur Verfügung gestellt