Violet entspricht nicht ganz dem Bild einer Märchenprinzessin. Mit ihrem krausen Haar, den schiefen Augen und dem starken Körper erlebt sie am liebsten Abenteuer mit ihrem besten Freund Demetrius. Als sie gemeinsam eine geheime Bibliothek entdecken, aus der Violet ein seltsames Buch entwendet, scheint sich eine dunkle Macht im Schloss zu verbreiten, die Besitz von allen Bewohner*inne nimmt. Die Untertanen beginnen an Violets Fähigkeiten als Prinzessin zu zweifeln und geschehenes Unglück auf ihr Unvermögen zu schieben. Doch es gibt keine Zeit an sich zu zweifeln, denn die Prinzessin muss nun Heldin ihrer eigenen Geschichte werden. Und dies schafft sie nur mit der Hilfe eines Drachen und dem gütigen Herzen, das in ihrer Brust schlägt.
Kelly Barnhill schafft es, die Regeln der altbekannten Märchen aufzubrechen und etwas Neues, sehr Originelles daraus zu kreieren. An keiner Stelle ihrer Geschichte wird man gelangweilt, da man nie erahnen kann, was sie auf den nächsten Seiten für einen bereithält. Und so verging die Zeit mit Violet, Demetrius und dem Geschichtenerzähler Cassian sehr schnell. Vor allem die Prinzessin wuchs mir dabei ans Herz, da sie als "unschöne" Protagonistin zuerst an sich selbst zu knabbern hat, um dann über sich hinauszuwachsen. Sie ist der Inbegriff von innerer Schönheit, von Stärke und Emanzipation und damit eine Heldin, wie man sie sich in Büchern öfter wünscht.
Das Buch wird ab 10 Jahren empfohlen, was ich im Grunde so auch vertreten kann. Dennoch würde ich es vor allem Leser*innen ans Herz legen, die bereits einige Bücher gelesen haben und niveauvolle Sprache schätzen können. Unerfahrene Leser*innen könnten damit ihre Schwierigkeiten haben. Auch atmosphärisch kommt Das Mädchen mit dem Herz aus Gold eher düster daher, bereitet uns kein zuckersüßes Happy End und mag für Jüngere an der einen oder anderen Stelle sogar etwas gruselig sein. Das waren all jene Punkte, die mir großes Gefallen bereiteten, bei denen ich aber weiß, dass sie bei anderen Geschmäckern nicht so gut ankommen.