Das. Letzte. Mal.

Ein Supermarkt in Pankow an einem Mittwochvormittag im November. Ich brauch noch ein paar Zutaten fürs Mittagessen und für das Abendbrot. Spaghetti, frischen Knoblauch, Weintrauben, Joghurt pur, Salat, Hühnchenbrust. Viel Zeit habe ich nicht, da ich am Nachmittag noch einen Termin habe. Glücklicherweise ist es nicht voll, ich bin Nummer fünf in der Schlange. Alle anderen vor mir haben jeweils nur wenige Artikel aufs Band gelegt. Sollte also schnell erledigt sein.

Die Nähe zum Prenzlauer Berg macht sich hier inzwischen nicht mehr nur durch die Tatsache der geografischen Nähe bemerkbar, sondern auch am steigenden Vorkommen Klischee behafteter Muttis. Um die 30, immer wichtig, Strickrock-Über-Jeans, Jacke vom Designer (oder aus dem Second Hand oder aus der Altkleiderbox – genau kann man das nie sagen oder wissen), Brille mit buntem Gestell und – natürlich – Kinderwagen mit Kind. Xplory Buggy heißen diese Dinger, hab ich herausbekommen.

Sie also ist auch im Supermarkt, ich hatte sie gerade schon am Gesmüsestand gesehen, als sie verschiedene Sorten Weintrauben verkostet und diverse Mangos mit ihrem Daumen eingedrückt hatte. Schon mein erster Grund für ein kleine Packung Hass – Weintrauben kommen heute also nicht auf den Speiseplan. Schließlich hat sie fast in jede Kiste gegrapscht. Weiß ich, wo sie vorher mit ihren Fingern war? Windeln gewechselt? Aber gut, dann eben ohne Trauben.

Nun stehe ich also an der Kasse, als sie auf einmal neben mir steht. Sie versucht, Xplory zwischen der Frau vor mir und mich zu schieben. Wobei sie mit einem Kopfnicken auf die beiden Artikel zeigt, die sie in der einen Hand hält: Eine eckige Tüte laktosefreie Milch und eine runde Packung Mix-Dir-Dein-Bio-Müsli-Selbst. Darf ich? Fragt sie, als ich eigentlich schon keine Chance mehr für Gegenwehr habe, da ich dem Schutz meiner Füße wegen schon vor Xplory etwas zurückgewichen bin.

Ja Bitte. Sage ich. Zwei Artikel. Denke ich. Dachte ich. Als Xplory-Müsli-Mutti auf der Höhe des Artikel-Transport-Bandes ankommt, kommt aus einer Tasche an ihrem Xplory doch noch der eine oder andere Artikel zum Vorschein: Weintrauben, Mangos, Möhren, weitere Packungen Milch, weitere Packungen BioMüsli zum selbst auskotzen und alles andere, was man so für eine Familie in der Woche kauft. Ich bin kurz sprachlos, bekomme dann ein Ähm heraus, worauf sie mich anschaut und genervt Was denn? sagt. Unglaublich. Was soll ich tun? Prügel wären jetzt angebracht. Ich tu es nicht. Weiß aber genau: Das. War. Das. Letzte. Mal. Nie. Wieder. Lass. Ich. Eine. Kinderwagen. Mutti. Vor. Nie. Nie. Wieder.

 


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