Der Umzug abgeschlossen, die Nerven mit Tee beruhigt, jetzt kann ich mich wieder der Bücherwelt widmen, die nicht zu kurz kam, nur die Rezensionen, sie blieben eindeutig auf der Strecke, doch ich versuche zügig nachzuarbeiten, damit alles irgendwann hoffentlich wieder auf dem aktuellen Stand ist.
Den Start macht dieses Buch:
Titel: Das Leben, Zimmer 18 und du
Autor: Nancy Salchow
Genre: Biografie
Seiten: 312 Seiten
Verlag: CreateSpace Independent Publishing
ISBN-10: 1492756156
ISBN-13: 978-1492756156
Erste Sätze:
Ich weiß nicht genau, wohin diese Worte führen werden, ob ich sie jemals jemanden zeigen werde oder für immer für mich behalte. Ich weiß nur eines: Momentan durchlebe ich die wichtigste Zeit in meinem bisherigen Leben. Eine Zeit, die so einschneidend ist und auf so unerklärliche Weise fast schon einem Wunder nahekommt, dass ich sie unbedingt auf Papier bringen muss.
Inhalt:
Dieses Buch ist keine fiktive Geschichte, wenn das Cover es auch vermuten lässt – hier handelt es sich um die Autobiographie von Nancy Salchow. In ihr berichtet sie über den langen und oft steinigen Weg gegen die Krankheit Depression, die zwar immer mehr Menschen betrifft, jedoch längst noch nicht gesellschaftlich anerkannt ist. Ihr Kampf, er mag hart sein, doch es sind kleine Lichtblicke, die einen immer wieder zeigen, dass es einen Weg gibt, manchmal an der Hand eines Mannes.
Meine Meinung:
Biografien zu bewerten, es ist kein leichter Akt, wer will sich schon herausnehmen und sagen: dein Leben war spannend, interessant und gut zu lesen. Ich bewerte hier nicht Nancys Leben, aber Eindrücke, die ich während des Lesens gesammelt habe, die kann ich doch niederbringen.
Es gibt verschiedene schweregrade einer Depression und auch wenn es anmaßend klingt, ich denke nicht, dass die von Nancy zu der härteren Form gehört, was jetzt keinesfalls bewerten möchte. Depressionsschweregrad hin oder her, die Betroffenen leiden, aber ich denke, wenn man noch Platz in seinen zerstreuten Gedanken für einen Mann findet, dann glimmt da ganzheitlich noch Hoffnung, die man aber einen gewissen Punkt bei der schweren Depression nicht mehr hat. Nun gut, es handelt sich hier um eine „leichtere“ Form und doch war der Einblick in diese Welt sehr gut beschrieben, machte es einen möglich mitzufühlen. Es ist jetzt nicht die spannendste Geschichte, wohl wahr, manchmal war es langatmig, wenn zum tausendsten Mal wiederholt wird, wie durchdringend und emotionsvoll die Augen des Auserwählten sind, da schüttelte ich kurz den Kopf, dachte mir: jaaaa, ich habe es verstanden, tolle Augen!, aber dann liest man wieder weiter und ist erneut mehr in der Skizzierung der Krankheit angelangt. Was mir persönlich ein wenig gefehlt hat, das waren die therapeutischen Maßnahmen. Wie waren die Sitzungen, welche Gespräche gab es usw. Mag zu persönlich gewesen sein, weshalb ich es auch nicht als Kritikpunkt ansehe, sondern mehr als Detail was fehlte, um das Ganze abzurunden. Hingegen die medikamentöse Einstellung, die erfährt einen genaueren Hinblick und war deshalb umso gelungen umgesetzt.
Nancy Salchow ging im Februar diesen Jahres in eine psychiatrische Klinik, diese Zeit ist es auch, welche im Buch behandelt wird, jedoch spielen die Auslöser für die Depression auch eine zentrale Rolle. Mutter und Bruder starben beide an einer hässlichen Krankheit, was schon schlimm genug ist, doch lag auch nicht viel Zeit zwischen den beiden Toden, so dass es einfach eine überwältigende Situation war, die die Erkrankung heraufbeschwor. Man liest Tagebuchaufzeichnungen der Mutter, geht mit der Autorin den schmerzhaften Pfad, der beleuchtet wird, wenn man sich mit dem Tod auseinandersetzt.
Hauptgeschichte bleibt jedoch die Liebesgeschichte, die alles wie ein straffes Netz umspannt. Ich muss von mir selbst sagen, kein sonderlich romantischer Mensch zu sein und so war es mir an manchen Punkten einfach zu viel. Die ganzen Liebesbekundungen, Sehnsüchte und Wünsche, sie waren am Beginn noch wohl dosiert, steigerten sich jedoch irgendwann in ein Übermaß, was mir beim Lesen nicht sonderlich viel Freude bereitet hat, ging mir doch ein wenig die Auseinandersetzung mit der Krankheit verloren.
Fazit:
Lesen sollte man das Buch nicht, wenn man einen Erfahrungsbericht über ein Leben mit Depressionen bekommen möchte, dann wird man nämlich sicherlich enttäuscht zurückgelassen. Lesen sollte man das Buch vielleicht, wenn man einer ungewöhnlichen Liebe begegnen möchte, die gegen alle Widrigkeiten Bestand sucht.