Bevor ich allerdings loslege, muss ich dazu sagen, dass es heute sehr persönlich wird oder für manche werden könnte, also persönlich im Sinne von "traurig", ich warne euch - lest nicht weiter, wenn ihr heut nicht gut drauf seid oder so.... ich möcht dann nicht hören, dass euch das fertig macht, was ich da schreib - es gibt nämlich keinen Grund dazu - das Leben ist nunmal nicht immer rosarot und es ist gut, dass es ist, wie es ist.
Was mache ich oder: was hat mich zu dem, was ich bin, gemacht. Ich war mal Lehrerin. Volksschule. Kleine Wutzis.... je kleiner, umso lieber. Die ersten beiden Schulstufen hatte ich immer am Liebsten - Kinder in diesem Alter (mein Jüngster ist grad so alt) sind einfach noch so unvoreingenommen, haben Freude am Entdecken und Lernen (im Normalfall, sollte zumindest so sein) und sie nehmen die Welt so spielerisch auf - ich mag das einfach. Nach meiner ersten Schwangerschaft mit meinem Großen, der jetzt zwölfeinhalb ist, hab ich dann schnell gewusst, dass ich SO wie ich als Lehrerin gearbeitet habe, nicht mehr arbeiten kann. Die Zeit würde dafür fehlen und wohl auch die Energie - ich war immer recht engagiert und wusste irgendwie nicht, wie das unter einen Hut zu bekommen wäre. Zuerst hab ich die DOULA-Ausbildung gemacht - denn mein Ursprungsberufswunsch war der der Hebamme und das kommt doch ein bisserl nah, das Begleiten der Frauen zur Geburt und rund um die Geburt als Doula (altgriech. für "Dienerin der Frau" - googelt einfach danach, wenn euch der Begriff nichts sagt). Zeitgleich fing ich die Shiatsu-Praktiker Ausbildung an - mein Rettungsanker, damals wusste ich es zwar noch nicht, aber eine schwere Zeit kam da auf mich zu und mit meinen wunderbaren Kollegen hatte ich genau das Fangnetz, das mich durch die kommenden Jahre getragen hat. Ich bekam 20 Monate nach meinem Großen meinen zweiten Sohn und 2 Jahre danach wurde ich wieder schwanger, verlor das Baby allerdings nach 14 Wochen. Einschneidend war damals für mich, dass meine damalige Ärztin auf dem Ultraschall das Baby zu vermessen und die Größe in den Mutterpass einzutragen begann, während ich verwirrt feststellen musste, dass da etwas nicht stimmen konnte. Auf meine Frage, wo denn der Herzschlag zu sehen wäre, begann sie damals nervös herumzusuchen um mir dann zu sagen, dass da scheinbar keiner mehr sei und ich ins Krankhaus zu einer weiteren Untersuchung fahren sollte...
Im Krankenhaus wurde der Tod des Babies festgestellt und ich setzte mich durch, nach Hause fahren zu dürfen - weil es nämlich der Tag war, an dem mein Großer 4 Jahre alt wurde und ich ihm seine Geburtstagsfeier mit der Familie einfach nicht nehmen wollte. Also machte ich so gute Miene wie nur möglich, außerdem hatte ich die insgeheime Hoffnung, dass das Baby durch ein paar Hausmittelchen auf natürlichem Wege abgehen würde, ich wollte mir einen Spitalsaufenthalt und eine Curettage ersparen. Leider wurde daraus nichts. Wenn ich mir heute die Fotos vom Geburtstag meines Buben anschaue, wie leer da mein Gesichtsausdruck war.... das ist so unwirklich. Ich weiß noch, wie betroffen innerlich alle waren, meine Eltern haben eine Torte auf dem Weg zu uns besorgt, weil ich irgendwie nicht im Stande war, etwas zu selber zu backen, wie eigentlich geplant. Wirklich verstehen, begreifen kann man nicht, was da passiert. Dass das ein Kind ist, das geht. Meine Buben waren damals noch recht klein, grad 4 und 2, waren aber der festen Überzeugung, dass das Baby, das nun doch nicht kommen sollte, ein Mädchen war. Wir nannten sie "Klara" und ich habe damals das eigentlich Unmögliche erbeten und mit Hilfe der Hebamme und des Arztes tatsächlich die Reste der Ausschabung ausgehändigt bekommen. Ganz heimlich, ich weiß noch, dass ich meinen damaligen Mann anrief und darum bat, eine schöne Schachtel für die Kanüle mit dem blutigen Gewebe, das ich am nächsten Tag dann nach der Curettage bekommen hatte, zu besorgen. Er kam mit einer Schachtel in Herzform und es rührte mich damals unglaublich, dass er auch traurig war und meinen seltsamen Wunsch, "unser Kind" oder besser: einen Teil dessen, was von ihm einmal da war, zu beerdigen, respektierte und mittrug.
Danach wollte ich eigentlich nicht so schnell wieder schwanger werden, die Shiatsu-Ausbildung fertig machen und mal schauen, wann und ob überhaupt noch ein Kind kommen sollte. Und ja, es kam... ganze 3 Monate danach war ich wieder schwanger und zu diesem Zeitpunkt wusste ich auch, warum mein drittes Kind gehen wollte, es wäre sonst mein Kleinster nie geboren worden und er hatte nur diese eine Chance, zu kommen, denn keine 3 Wochen nach seiner Zeugung wurde ich Alleinerzieherin und stand plötzlich nicht nur mit zwei kleinen Jungs mit viereinhalb und 3 Jahren da, sondern auch mit einem Baby im Bauch, das ich in den kommenden Monaten als meine Lebensrettung empfand. Ja, ich glaub wirklich, dass mein Kleiner mich damals am Leben erhalten hat. Ich nahm damals aus Kummer viel ab, konnte nichts essen und die ersten 20 Wochen dachten alle, ich mache Diät und nehme so schön ab - dabei war ich schon ein paar Monate schwanger, nur keiner konnte es sehen. Ich fing mich, dank meiner Kinder, meine Jungs waren noch so klein, ich musste einfach weitermachen und ich bin sehr froh und dankbar, dass in dieser Zeit meine Familie und Freunde und meine Shiatsu-mit-Studenten für mich da waren - damit ich dorthin konnte, wo ich heute bin.
Ich hab mir damals helfen lassen. Eine gute Bekannte steckte in der Ausbildung zur Psychotherapeutin und ich habe es nie bereut, 2 Jahre lang mit ihr immer wieder zu reflektieren und zu sprechen, mir helfen zu lassen. Ich hatte nur wenig Zorn und Groll in mir, fühlte mich eher "gelähmt", die Situation war für mich unwirklich. Aber ich bin ein Mensch, der in allen Dingen einen Sinn erkennen mag und ich ließ mir helfen weil ich wusste, wie wichtig es mir war, dass meine Kinder keine "Scheidungskinder" werden, wie man sie oft erlebt. Kinder, die sich zwischen ihren Eltern hin- und hergerissen fühlen und die leidvoll (mit-er)tragen müssen, was ein Elternteil vielleicht verbockt hat. Egal, was passiert, wenn ein Teil aus einer Beziehung geht, dann hat das nichts mit den Kindern zu tun, ich wollte, dass sie das spüren und war deshalb immer bemüht, ein gutes Einvernehmen mit meinem Exmann zu haben. Und ich sag euch: das war manchmal wirklich eine Gratwanderung, die ist mir nicht immer gelungen - aber ich denke doch, dass das, was wir jetzt (alle miteinander) haben, etwas ganz, ganz Besonderes ist :). Das Leben ist nicht immer so, wie wir uns das erhoffen. Nein, das Leben ist wahrlich kein Wunschkonzert. Es passiert immer das, was passieren muss. Und das muss nicht unbedingt das sein, was wir (haben) wollen. ABER - manchmal hat das Leben noch viel mehr für uns parat. Und es kommt besser, als wir uns das erdacht hätten, und viel stimmiger und zu uns passender. Darum war mein Mantra und mein Wunsch ans Universum, mein "Gebet", wenn ihr es so wollt, damals, wie heute: "Es soll das geschehen, was das Beste für MICH und meine Kinder ist". Und so ist es dann auch gekommen...
Zwei Jahre, nachdem mein Exmann und ich getrennt waren, lernte ich dann meinen Lieblingsmann kennen. Vielleicht erzähl ich euch irgendwann einmal, welche zauberhafte und völlig irre(schöne) Geschichte da dahinter steht - aber ich bin so unglaublich dankbar und glücklich, dass wir uns über den Weg gelaufen sind - er ist wirklich der größte Schatz neben meinen Kindern, den ich aus dem Ozean des Lebens gefischt habe (huhu.... ich werd noch eine Po-etin (mit Bindestrich, nicht dass mir hier jemand PÖTIN liest und sich fragt, ob ich jetzt ganz durchknalle). Aber wenn wir schon bei meinem Lieblingsmann sind.... da fällt mir doch gleich noch etwas zum Thema "Beziehungen" ein... aber vielleicht.... hm.... schreibe ich euch das doch besser ein anderes Mal.
Seid ihr noch da? Geht ganz schön tief heute, gel? Aber so bin ich. Ich geh gern an die Grenzen, weil ich weiß, nicht hoffe, ich weiß dass es anderen Menschen auch oft so geht und sie auch hinter die Türen und Fassaden schauen wollen, um nämlich Kraft und Mut daraus zu ziehen und zu wissen, dass man nicht allein ist. Und zu sehen, dass es verschiedene Wege gibt, mit seinem Leben, den Gegebenheiten und den Dingen, die (uns) passieren, umzugehen.Und dass der "normale", gewohnte Weg oft nicht für einen vorgesehen ist. Unsere Familien werden immer bunter und das Verständnis dafür wird immer wichtiger. Das ist der Grund, warum ich euch das heute alles so offen erzähle.