Hey :)
Das Thema habe ich schon bei einem anderen Eintrag angeschnitten, aber ich möchte darauf noch einmal genauer eingehen.
Dieser Wettbewerb um das größte Leid ist etwas, was nicht nur in den sozialen Medien immer öfters anzutreffen ist, sondern auch im realen Leben.
Wer kennt es nicht? Man trifft sich mit wem und man klagt demjenigen sein Leid und man will einfach nur ein wenig Zuspruch, egal ob die Person es ernst meint oder nicht. Dazu kommt es jedoch nicht und die Person fängt direkt an über ihr viel größeres Leid zu klagen. Wer legt dann in dem Moment schon fest, wer denn nun das größere Problem hat?
Wenn zum Beispiel eine Freundin sich beklagt, dass sie ein paar Tage auf harte Speisen verzichten muss versuche ich ihr beizustehen. Auch wenn es mir schwerfällt, da ich aufgrund der Nervenschmerzen weitesgehend auf harte Speisen verzichte. Aber ich weiß nun einmal, dass es für sie in dem Moment nicht leicht ist andere mit ihren belegten Brötchen beim Essen zuzusehen.
Dieser ständige Wettbewerb zermürbt einen nur innerlich und lässt einen nach und nach immer verbitterter werden. Vor allem wenn man von Leuten umgeben ist, die ständig das größere Leid haben und diesen Wettbewerb um jeden Preis gewinnen wollen. Ich vermeide dadurch bestimmte Themen vollkommen bei Gesprächen mit solchen Personen, das spart viel Zeit und vor allem auch Energie. Im Leben geht es nun einmal nicht darum, das größte Päckchen zu tragen. Ohne die komplette Lebensgeschichte von einem zu kennen, ist es doch sowieso schwer etwas über die größe von eben jenem Päckchen wissen. Auch ich habe schon oft zu hören bekommen, dass ich aufgrund des Mobbing und der Schmerzen ein nicht so leichtes Leben habe. Aber habe ich das? Ich denke nicht und das hat nichts mit Demut oder ähnlichem zu tun. Es ist nur ein kleiner Teil von meinem Leben und ich denke andere haben genauso ihre Probleme, die wahrscheinlich nur eine andere Form annehmen. Aber das macht deren Probleme nicht zwangsläufig größer oder kleiner als meine.
Und dieser Wettbewerb ändert auch nichts an den eigenen Problemen. Meist macht es einen nur noch trauriger und man verliert das eigentliche Ziel aus den Augen: Eine Lösung für das Problem zu finden.
Mir persönlich bringt es keinen Trost, wenn meine Probleme mehr Aufmerksamkeit als die Probleme anderer in den sozialen Medien bekommen. Deshalb versuch ich meine Blogposts zu dem Thema auch mittlerweile so neutral wie möglich zu halten. Aufmerksamkeit für zum Beispiel Nervenschmerzen ist schön und gut, jedoch sollte man diese nicht durch Lügen und Übertreibungen erreichen.
Ich finds auch immer ganz schlimm, wenn Leute die Anzahl ihrer Krankheiten mit der Anzahl der Krankheiten von anderen vergleichen. Was ist das bitte schön für eine Absurdität? Da fragt man sich auch was in demjenigen bloß vorgeht, der sich über die höhere Zahl freut. Um ganz ehrlich zu sein habe ich auch einen kleinen Ausschnitt der Krankheiten in meinem Instagram-Profil stehen, aber damit will ich einfach Betroffene finden! Es ist nun einmal leichter mit Betroffenen über gewisse Probleme zu reden, die ein gesunder nun einmal nicht hat.
Auf Anhieb fallen mir endlos viele Anekdoten zu dem Thema ein, aber ich belasse es erst einmal bei dem Geschriebenen. Das Thema kann man ja endlos ausweiten: Der Streit ums beste Kind, ums größte/beste Auto und vieles mehr. Ich persönlich verzichte auf so eine Denkweise, da sie einem viel zu viel Kraft raubt. Dann hab ich nun einmal nicht mehr Acrylfarben als Person A, hauptsache ich komme mit denen in meinem Besitz zu Recht und es gibt sowieso nichts schöneres als das mischen von Farben. Irgendwie absurd, dass jemand so etwas als Wettbewerb sieht, oder?
Und wie seht ihr das mit dem Wettbewerb?
Viele liebe Grüße