Das Leben ist kein Ponyhof...

Von Sumsehummel

Servus!

"Das Leben ist kein Ponyhof!" Wer kennt diesen Satz nicht?

Dass ein Fernstudium neben dem Job nicht einfach sein würde, war meiner gleichwertigen Hälfte und mir schon deutlich bewusst. Aber das es doch zeitweise so extrem werden würde, haben wir uns beide nicht träumen lassen. 


Mein Schatz ist ja nun seit fast zwei Wochen wieder von Dresden zurück.
Er macht ja zur Zeit per Fernschule den Techniker für Elektrotechnik und hatte dieses Jahr zwei Wochen Fachseminar und erste Prüfungen in Dresden.
Natürlich haben wir während seiner Abwesenheit fast täglich geskyped und miteinander gechattet.
Wobei zu bemerken ist, dass der Chat zwar an war, wir uns aber teilweise stundenlang angeschwiegen haben, weil Andreas am lernen war und ich nicht stören wollte.
Am ersten Seminartag fing der Unterricht relativ spät an, weil viele Studenten erst an diesem Tag ankamen. Andreas fuhr schon am Freitag vor Seminarbeginn nach Dresden, da er noch etwas Sightseeing machen wollte. 


Wie gesagt, der erste Tag war noch relativ entspannt, hatte es aber trotzdem in sich, weil das Seminar bis Abends 18:30 Uhr ging und anschließend noch lernen und Hausaufgaben auf dem Plan standen. 


Abends schickte mir meine gleichwertige Hälfte dann auch gleich seinen Stundenplan. Der Unterricht sollte immer abwechselnd von 7:15 Uhr bis 16:30 Uhr bzw. bis 18:30 Uhr gehen und gleich am nächsten Tag ging es wieder bis halb sieben abends. Davon waren dann auch noch in den ersten und in den letzten 90 Minuten des Unterrichtstages Tests angesagt. 
Ganz ehrlich, finde ich das ziemlich heftig! Nicht nur, dass es für meinen Geschmack sehr lange Unterrichtszeiten sind, wie kann man denn bitte nach über 10 Stunden Unterricht noch einen 90 minütigen schweren Test schreiben lassen???


Und dann natürlich wieder Hausaufgaben und lernen für den nächsten Tag. 
Genau ab diesem Zeitpunkt fing ich an mir ernsthafte Sorgen zu machen, ob Andreas dieses Tempo und diese Anforderungen durchsteht. Es ist ja nicht so, dass ich an meinem Mann zweifeln würde, aber er ist sehr stressanfällig. Da er stressbedingte Epilepsie hat, muss er da arg aufpassen und zu allem übel hatte ich ihn vor so ziemlich genau einem Jahr mit Burnout zuhause. 
Also alles nicht so wirklich prickelnd. :(


Mittwoch erzählte mir Andreas dann bereits, dass sie wohl am Samstag auch noch Unterricht haben werden, es aber nicht 100% feststünde. Zum Glück wurde das dann doch nicht durchgezogen. 
Inzwischen tat mir mein armer Schatz schon sehr leid. Neben dem harten Pensum in Dresden kam ja noch dazu, dass er in seiner Unterkunft zwar eine Küchenzeile hatte, aber dort nicht wirklich viel machen konnte. Zum einen lag es schlicht und einfach am Zeitmangel zum anderen am nicht vorhandenen Equipment. 


Man verlangt ja in so einer Stundentenunterkunft wirklich keine Profikücheneinrichtung, aber was dort vorhanden war, war ein Lacher. Die Ausstattung bestand aus einem Kühlschrank, zwei Herdplatten, wovon nur eine funktionierte, zwei Tellern, Zwei Gläsern, Zwei Messern, Gabeln und Löffeln, zwei winzigen Töpfen, einer ebenso winzigen Pfanne, die total zerkratzt war, einem Brotmesser, einem Wasserkocher und einem Schneidebrett. Großartig kochen war also nicht möglich in der Küche. 


Mein Mann wollte zwar, aber mangels vorhandener Gerätschaften ernährte er sich in der Unterkunft entweder von belegtem Brot, Spiegeleiern oder Nudeln mit Fertigsoße. 
Da wie gesagt eine Herdplatte nicht ging, musste er selbst diese auf Etappen kochen. 
Das schlimmste aber war wohl, dass es nur Cappuccino aus der Dose und Instantkaffee gab - Zwei  Wochen lang! Und das einem Kaffeejunkie der seinen Vollautomaten heiß und innig liebt. 
Den Rest der ersten Woche hat Andreas dann mehr schlecht als recht überstanden. Am Wochenende schlief er sich erstmal ordentlich aus und schaffte am Samstag auch ganze 12 Stunden am Stück, was bei ihm schon sehr viel Schlaf ist. 
Die neue Woche fing genauso stressig an wie die alte aufhörte. 
Dienstagabend war es dann soweit. Meine gleichwertige Hälfte war so fix und alle, dass er ernsthaft dran dachte das Studium zu schmeißen. Wir sprachen lange miteinander und ich hätte es auch verstanden, wenn er es getan hätte. Nach langem reden und einem nächtlichen Spaziergang an der frischen Luft wollte er dann doch weitermachen. 
Die restlichen Tage waren dann leider auch nicht weniger stressig als zuvor und ich merkte schon, dass Andreas ziemlich am Limit war was sein Stresslevel betrifft. 
Ich glaube eine weitere Woche hätte er nicht schadensfrei überstanden. 
Nächstes Jahr ist noch einmal zwei Wochen Dresden angesagt und im Jahr darauf muss er sogar zweimal nach Dresden. Inzwischen weiß er zwar ein wenig auf was er achten muss und wie das Ganze abläuft, trotzdem mache ich mir jetzt schon immer wieder Gedanken wie hart es dann wieder werden könnte.