Das Leben im All ist heftig und prall

Von European-Cultural-News

Die Volksschule der Wiener Sängerknaben erfreut ihr Publikum mit „Leben im All“ im Muth. Einem flotten Kindermusical mit vielen Ohrwürmern.

„Das Leben im All ist heftig und prall.“ „So ein Ring wär ein Ding! So ein Ring bringt `nen Swing.“ „Mich plagt eine große Not, denn ich werde ständig rot“. Planeten, Sterne, schwarze Löcher und Sternschnuppen stehen dicht an dicht auf der Bühne des Muth. Sie stecken zum Teil in bunten Kugel-Glitzerkostümen aus denen lediglich der Kopf, die Beine und Arme ragen und singen, was das Zeug hält. Die kurzen Reime sind Songtitel aus dem Kindermusical „Leben im All“. Geschrieben wurde es von Gerhard A. Meyer und avancierte rasch zu einem Dauerbrenner in den deutschsprachigen Volksschulklassen. Vor allem in jenen, in denen Musikerziehung einen Schwerpunkt bildet. Meyer, der selbst Musik unterrichtet, hat sich seit 1999 auf das Komponieren von Kindermusicals spezialisiert wobei das hier gezeigte bislang sein erfolgreichstes ist.

Im Muth in Wien präsentierten nun die beiden 4. Klassen der Volksschule der Wiener Sängerknaben dieses Singspiel ganz im Stil einer musikalischen Revue. In der bunten Mischung aus unterschiedlichen Songs wird gerockt, geswingt, ein flotter Cha-Cha-Cha intoniert, aber an einer Stelle auch gerappt. Da beklagen sich die sonst so frechen Sternschnuppen-Mädchen in einer traurigen Ballade über das Verglühen eines alten Sternes, da fegt ein schwarzes Loch aus zwei grimmig dreinschauenden Buben in bodenlangen schwarzen Gewändern nicht nur über die Bühne, sondern auch zwischen den Zuschauerreihen herum. Die ständig schwitzende Sonne bekommt ein Zitroneneis geschenkt, der Saturn freut sich über einen Ring und die eitle Venus fordert alle auf, doch auf ihre Frisur und ihre Figur zu schauen. Das alles mit viel Spaß, der sich auch auf die Kinder im Publikum überträgt. Bei einer der Nummern ist sogar Mitmachen angesagt. Also alles hoch von den Plätzen und dann wird getanzt! Zwar nur um die eigene Achse, aber immerhin mit einer kleinen Choreografie, die die meisten in Sekundenschnelle draufhaben. Danach braucht es ein kleines Weilchen, bis der Lärmpegel im Saal wieder zurückgeht, aber die Allbewohner auf der Bühne sind Profis und warten gelassen ab, bis es ruhig ist. Dann geht es erst weiter.

Die Begleitung am Klavier kommt von Arnold Schlechter, dem musikalischen Leiter der Volksschule. Gemeinsam mit Ursula Müller hat er das Stück adaptiert und mit den Kindern erarbeitet. In raschem Wechsel, ganz im Stil einer musikalischen Revue, folgen Nummern, die genauso gut aus den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts sein könnten auf solche, die auch zum Tanzen bestens geeignet wären. Bei vielen macht der Text richtig Spaß. Wie zum Beispiel in jenem Song, in dem Saturn über seinen gerade geschenkten Ring räsoniert, dieses Ding, das soviel Swing mit sich bringt. Max Raabe hätte seine wahre Freude daran. Schlechter ersetzt am Klavier ein ganzes Orchester und wenngleich nicht wirklich gut in Sichtweite des Kinderensembles, gibt es keine Probleme bei den Einsätzen. Obwohl die Volksschule in ihrem Namen nur Sängerknaben auflistet, sind auch jede Menge Mädchen mit dabei. In den vierten Klassen verbringen die Buben die Woche über im Internat. Damit werden sie auf die Gymnasialzeit vorbereitet, in der sie oft über mehrere Wochen lang auf Tournee gehen. Dadurch soll der Abschiedsschmerz von zuhause so gering wie möglich gehalten werden. Auf der Bühne bemerkt man nichts von etwaigem Heimweh. Einige der kleinen Sängerinnen und Sänger kommen aus den Bundesländern, aber auch aus Japan oder Amerika. Zum Glück gibt es Skype! Bei den Wiener Sängerknaben in die Schule gegangen zu sein bedeutet eine Referenz fürs Leben. Und dafür nehmen die Mädchen und Buben so manche Kommunikationslücke mit ihrer Familie in Kauf.

Die frechen Sternschnuppen (c) Lukas Beck

Neben einfachen Nummern kommen auch Lieder vor, deren Harmonien für dieses Alter ganz schön knifflig sind. Aber auch die vielstimmigen Chöre werden mit Bravour gemeistert. Während der einstündigen Vorstellung gab es kein einziges Hoppala, alle waren mit Feuereifer bei der Sache und man merkte einigen an, dass sie sich jetzt schon eine musikalische Karriere wünschen. So professionell agieren sie bereits. In einer Szene dienten bunte Plastikbecher als moderne Schlagwerkinstrumente. Das regt an zum Nachprobieren! Eine tolle Leistung, klarerweise auch vom Lehrerteam.

Am Ende des Stückes klagt auch unsere gute Mutter Erde über ein beständiges Kitzeln, das mit den Jahrtausenden zunimmt. Die Rede ist von uns Menschen. Unsere Winzigkeit rührt vor allem die Sternschnuppen. So beschließen alle unisono, uns doch eine Freude zu bereiten und kreieren flugs die Sternbilder. „Kleiner Bär und großer Bär, Sterne malen ist nicht schwer“ erklingt, während in einer Videoanimation zwei fleißige Hände einen Stern nach dem anderen in den Himmel zeichnen. Auf diesen letzten Song folgt noch ein wunderbares Medley aller zuvor gehörten Melodien. Mit diesen Ohrwürmern wird das Publikum nach Hause entlassen. Der große Beifall mit nicht enden wollenden Zugabe-Rufen ist redlich verdient.