Wörter und insbesondere Wörterbücher, sind ein Dschungel. Ein Dschungel von Wörtern und Phrasen, von Erklärungen und Formen. Das eine Wort führt zum Anderen und dieses wieder zu einem Weiteren. Es ist ein niemals endender Kreislauf. Es ist "Das Labyrinth der Wörter".
In „Das Labyrinth der Wörter“ trifft man auf Germain Chaze, der ein guter Kerl ist, allerdings ist er etwas ungebildet, er hat mit Wörtern absolut keine Freude und der Schlauste war er in der Schule auch noch nie gewesen, bis er eines Tages Margueritte im Park angetroffen hat. Sie saß im Park auf einer Bank und Germain traf sie, als er losgegangen ist, um die Tauben im Park zu zählen. Diese Aufgabe ist schwieriger, als sie erscheint, den Tauben haben die Eigenart ständig durch die Gegend zu laufen, sehr ähnlich auszusehen und teilweise sogar davonzufliegen. Neunzehn Tauben waren es an diesem Tag, eine mehr als in den letzten Tagen. Er hatte die richtige Lösung, die alte Dame auf der Bank neben ihm hat sie ihm ebenfalls mitgeteilt. Auch sie hat die Tauben gezählt, zu Germains großer Überraschung. Doch das ist nicht das Einzige, was er erfährt. Margueritte schenkt ihm viel mehr als nur diese Bemerkung. Sie gibt ihm Freundschaft, Vertrauen und bringt Germain Stück für Stück an Wörter und vor allem Bücher heran. Sie liest ihm aus Büchern vor, zeigt ihm, wie toll ein Wörterbuch sein kann, sobald man seinen Gebrauch versteht und eröffnet ihm die spannende Welt des geschriebenen Wortes, wenn man es nur zu lesen versteht.
Eine Liebe entsteht zwischen ihnen, wie zwischen einer Großmutter und einem Enkel besteht, nur viel intensiver. Und als Germain erfährt, dass Margueritte aufgrund einer Krankheit bald nicht mehr lesen können wird, lernt er schließlich das Wort zu lieben und die Wirkung der Bücher zu schätzen.
Ein Buch über Bücher, verpackt in einer netten Geschichte, das ist doch der Traum eines jeden bibliophilen Menschen auf der Welt. „Das Labyrinth der Wörter“ ist ein Buch, dass man in kleinen Happen lesen und genießen muss, es ist eine Geschichte, die im Herzen nachklingt und die man so schnell nicht wieder vergessen kann. Jeder Mensch, der Stunden damit verbringt in Büchern zu versinken und beim Lesen in ferne Welten zu reisen, wird dieses Buch sicher gerne lesen. Es wird die Liebe zum Buch vermittelt und auch die Schwierigkeit der Sprache, mit der Menschen, wenn sie zu lesen beginnen, zu kämpfen haben, bleibt nicht unerwähnt. Die Autorin macht einem klar, wie schön es ist, die Freude am Lesen mit Menschen teilen zu können.
In diesem Buch sind wundervolle Zitate drinnen, die einem zum Nachdenken anregen und die einem dazu animieren, gleich weitere Bücher aufzuschlagen, so hat mich Marie-Sabine Roger auch neugierig gemacht auf „Die Pest“ von Albert Camus, „Frühes Versprechen“ von Romain Gary, „Der Alte, der Liebesromane las“ von Luis Serúlvedas und „Das Kind vom hohen Meer“ von Jules Supervielles.
Die Geschichte wird liebevoll und witzig aus Germains Augen erzählt, was ich bemerkenswert finde, da hier eine weibliche Autorin aus der Sicht eines Mannes erzählt.
Diese Geschichte hat mich umso mehr berührt, da auch ich eine Großmutter hatte, die von klein auf meine Büchersucht gefördert hat und die es vermutlich noch immer tun würde, wenn sie könnte. Man kann nur jedem Kind so eine Großmutter wie Margueritte wünschen, denn dann würden sicher viel mehr Kinder die Freude am Lesen entdecken. Mein Abschlusskommentar ist nur: „Lest es, denn es ist gut!“.
Noch einen schönen Sonntag wünscht euch, eure Lisi