Das Kultivieren des Vertrauens

Das Kultivieren des VertrauensDamit das Vertrauen in den Pfad sich auch wirklich entfalten kann, sollte man zunächst scharfsinnig nach einem Lehrer und den Lehren suchen. Dabei soll man diese erhabenen Wesen wirklich einer Prüfung unterziehen. Sobald man jedoch einen Lehrer gefunden hat, übt man sich darin, ihm oder ihr mit Hingabe zu folgen. Dabei gibt es wieder zehn Aspekte: 1) wie der Berg Meru, 2) wie die Sonne, 3) wie der Ozean, 4) wie eine Mutter, 5) wie der Raum, 6) wie eine Bogensehne, 7) wie ein Boot oder eine Brücke, 8) wie ein großer Fluss, 9) wie der Himmel und 10) wie der Faden einer Gebetsfahne.
Diese Bilder sind Symbole für unser Vertrauen. Unser Vertrauen sollte 1) unwandelbar sein, 2) nicht ab- oder zunehmen, 3) ohne Oberfläche oder Tiefe sein, 4) nicht dabei jammern oder irgendwelchen Dank erwarten, 5) ohne Grenzen oder Mittelpunkt, 6) nicht zu fest und nicht zu lasch, 7) ausdauernd und geduldig, 8) unaufhörlich strömend, 9) von keinen Umständen beeinflusst oder beschmutzt und immer respektvoll, geschmeidig und anpassungsfähig und mit Verehrung ausgestattet.

Was sind nun die Anzeichen, dass wir Vertrauen wirklich entwickelt haben? Wenn wir wie ein Mensch, der Übelkeit beim Anblick von Nahrung empfindet, die täuschenden Erscheinungen zurückweisen, dann ist das ein erstes Anzeichen. Wir haben Hingabe und Sehnsucht nach dem Lehrer bzw. der Lehrerin, genauso wie sich ein kleines Kind nach seiner Mutter sehnt. Wenn wir wie ein verdurstender Mensch, der nach Wasser verlangt, uns dem Studium der Lehren und dem Nachdenken widmen, dann ist dies ein weiteres Zeichen für die Entwicklung der Zuversicht in den Pfad. Genauso wie ein Armer einen Goldschatz behütet, sollten wir unsere Vorsätze bewachen. Wir erfreuen uns an der Praxis des Heilsamen genauso, wie ein Händler bei einer Reise auf eine goldene Insel. Ebenso wie bei einem begeisterten Käufer, der an einen Marktplatz gelangt, sollten unser Vertrauen und unser Interesse an den verschiedenen Fahrzeugen entwickelt sein. Dies alles sind Zeichen dafür, dass unser Geist durch den Dharma gezähmt wurde.

Was sind nun die Ursachen und Bedingungen für das Anwachsen oder Abnehmen von Vertrauen in den Pfad? Indem wir uns ernsthaft auf einen geeigneten Lehrer – ein erhabenes Wesen – stützen oder uns auf besondere Gefährten stützen, die ihren Geist bereits durch die Lehren veredelt haben, haben wir einen sicheren Fokus für unsere Zuversicht. Auch durch das Studium der Sutras und Tantras oder indem wir den Tod als unseren Ratgeber nutzen bzw. über dessen Gewissheit nachdenken, können wir unser Vertrauen anwachsen lassen. Und schließlich indem wir uns mit dem Gesetz von Ursache und Ergebnis befassen, vielleicht entsprechende Schilderungen dazu lesen und indem wir die tiefgründigen Lehren im Rahmen längerer Meditationssitzungen praktizieren, vertiefen wir unser Verständnis und dies lässt Zuversicht wachsen.

Allerdings macht man zu Beginn der Dharma-Praxis auch oftmals die Erfahrung, dass Hindernisse auftauchen. In den Schriften wird immer wieder darauf hingewiesen, dass negative Kräfte Hindernisse erzeugen und deren zweifelhafter „Segen“ unser Vertrauen in den Dharma abnehmen lässt. Anzeichen dafür, dass die Maras – die Widersacher und Hindernismacher – am Werk sind, zeigt sich darin, dass wir Fehler am Lehrer, dem spirituellen Freund suchen beginnen und natürlich auf finden werden. Wir finden aber auch Fehler in anderen Dharma-Praktizierenden. Weiters suchen wir die Gemeinschaft mit weltlich gesinnten Menschen, wir haben wenig Ausdauer bei der Praxis, agieren achtlos und genießen eine gewisse Rücksichtslosigkeit, vernachlässigen ethische Grundsätze. Und schließlich nehmen unsere Hingabe und unser Respekt vor den Drei Juwelen ab.

Auch als Siddhartha sich unter dem Bodhi-Baum niederließ und gelobte, nun Befreiung zum Wohle aller Wesen zu erlangen, tauchte bald darauf Mara – der Widersacher – auf und versuchte mit allerlei Tricks und Überredungskünsten, den Praktizierenden von seinem Vorhaben abzubringen. Siddhartha jedoch durchschaute die Natur der verschiedenen Hindernisse und gelangte schließlich zur Buddhaschaft als Buddha Shakyamuni. Selbst in der Prajnaparamita wird gesagt, dass Mara allen Anfänger erscheint und selbst die Hingebungsvollsten umdreht. Sogar jene, die die Handlungen der Bodhisattvas ausführen, kehrt er um. Kennt man diese Vorgänge nicht, dann ist man den Hindernissen hilflos ausgeliefert. Was kann man nun dagegen tun, womit kann man sich vor den Einflüsterungen der Hindernismacher schützen?

Das sind zunächst einmal ganz einfache Dinge. Indem man über die guten Eigenschaften des Lehrers, der Drei Juwelen und der spirituellen Gefährten nachdenkt und sich an deren Güte erinnert, indem man eine reine Wahrnehmung entwickelt und Respekt für alle Dharma-Praktizierenden entfaltet, hat man eine sichere Stütze. Fehler in anderen zu sehen, an ihnen herumnörgeln, ist vielfach ein Fehler in der eigenen Wahrnehmung und resultiert aus einer subtilen Unbequemlichkeit, die man nun verspürt, wenn man sich auf den Pfad gemacht hat. Und es ist aber auch ein Zeichen dafür, dass man schon eine erste Stufe auf dem Pfad erreicht hat und somit ein Zeichen des Fortschritts. Aber genauso wie ein Mensch mit Gelbsucht alles Gelb sieht, so projiziert man die eigenen Fehler (noch) auf andere und die Umwelt.

Im nächsten Beitrag werde ich über die Merkmale von Vertrauen und Hingabe, sowie über den Fehler von Vertrauen und dem Nutzen über das Pflegen des Vertrauens schreiben. Also bleibt dran!


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