Erbschaften können zuweilen so eine Sache sein: Manche lohnen sich, andere wiederum schlägt man besser aus. Ganz sicher nicht dazu gehört Das kulinarische Erbe Bayerns, das morgen bei ars vivendi erscheint. Diese Rezept- und Spezialitätensammlung aus Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz und Schwaben sowie Unter-, Mittel und Oberfranken ist vielmehr Pflichtlektüre für all diejenigen, denen die bayerische Kultur und insbesondere die bayerische Ess- und Trinkkultur am Herzen liegt. „Mit einmaligen regionaltypischen Kreationen, die heute als Klassiker aus der bayerischen Küche nicht mehr wegzudenken sind, oder wenig bekannten, nur lokal verbreiteten Schmankerln versammelt dieser Band über 100 authentische Rezepte“, heißt es im Klappentext, der damit den Nagel auf den Kopf getroffen hat. Dabei gleicht die Lektüre der vielen in die Rezepte integrierten Geschichten in der Tat einer Reise durch das ganze Land. Als gebürtiger Kemptner habe ich natürlich ein besonderes Augenmerk auf die Gerichte aus Schwaben geworfen, wobei ich ganz zu meiner Freude feststellen durfte, dass bei der Beschreibung des Spätzle-Rezeptes auch die traditionelle Herstellung, bei der die Spätzle bzw. die von mir favorisierten Spatzen direkt vom Brett ins Wasser geschabt werden, gebührend Erwähnung fand. Was soll ich sagen? Des hom mir allat scho so dong, des war allat scho so und des bleibet ou so – auch wenn mancher heute nichts mehr vom Schaben vom Brett wissen will. Wie auch immer: Das Buch hat das Zeug zum Standardwerk der bayerische Küche und sollte auch in keiner fehlen, die die weiß-blauen Farben hochhält.
ars vivendi, Cadolzburg, 2019, 288 Seiten, 32,00 Euro,
ISBN 978-3-7472-0088-9