Das kontroverse Thema: Stillen – nur eine Willensfrage?

Von Die Angelones @DieAngelones

Auch wenn es nicht alle gerne hören: Milupa und der Schoppen waren unsere Rettung!

Eigentlich wollte ich das Thema meines gestrigen Posts ad acta legen, aber da kam gestern Abend spät noch eine Rückmeldung zum Thema Stillen, die mich sehr aufgewühlt hat. Weil sie (ausser der Geschichte mit der Tante) eins zu eins von mir geschrieben sein könnte. Und weil es so, so traurig ist, wenn der Start ins Familienleben so harzig verläuft, nur weil stillfreundliche Spitäler und viele Hebammen die irrige und verletzende Meinung vertreten, dass “das mit dem Stillen schon gut kommt, wenn man es auch wirklich will…”.

Bei mir und bei der Leserin, die den folgenden Kommentar geschrieben hat, ist es aber “nicht gut gekommen”. Beim besten Willen nicht. Obwohl wir es ganz, ganz fest wollten. Denn Stillenkönnen ist leider nicht immer nur eine einfache Willensfrage. Aber lest doch selbst – es ist auch die Geschichte von mir und dem Grossen…

“Ich habe unsere Tochter in einem stillfreundlichen Spital geboren. Hebammen und Schwestern waren der Meinung, dass das Kind den Milchfluss reguliere, animiere und sowiso, dass alles schon gut kommt, wenn die Mutter gewillt ist.

Da es mein erstes Kind war, war ich ja so beeinflussbar. “Frau” (Mutter) also ich, wollte ja nur das Beste für das Kleine. Ja nicht nachschöppeln, alle 20 Minuten ansetzten oder abpumpen, wunde Brustwarzen, jänu…, da müssen wir durch. Wir wollen ja nur das Beste für das Kleine. Auf keinen Fall einen Nuggi, das verwirrt die kleine und dann klappt es erst recht nicht mit stillen.

Am Austrittstag, wollten sie uns fast nicht gehen lassen, da die Kleine ab-, statt zugenommen hatte. Meinem Mann sagte ich, er soll bitte unbedingt einen Nuggi mitnehmen, wenn er uns abholen kommt. Denn ich hatte schon Kreuzweh, weil ich der Kleinen, die im Bettchen auf Rollen gleich neben meinem Bett lag, den kleinen Finger zum nuckeln gab, da Nuggis ja nicht erlaubt waren und sie sich nicht anders beruhigen lies.

Zu Hause angekommen begab ich mich als erstes in die Apotheke um Stilltee, Stilltröpfli, Stillglobuli und Wundsalbe zu kaufen. Nichts aber auch gar nichts half. Ich hatte einfach zu wenig Milch und wenn ich die kleine ansetzte, schlief sie vor lauter Erschöpfung immer nach ein paar Minuten ein, weil sie so ziehen musste und trotzdem nicht mehr Milch kam.

Mir war das alles am Anfang nicht bewusst, weil ich annahm, dass alles schon gut kommt, so wie mir Hebamme und Schwester versicherten. Die kleine wurde immer unzufriedener, wollte nicht schlafen und stahl mir den letzten Nerv.

Wie gut das es Grosseltern gibt. So begab ich mich zu meinen Eltern, die mich tatkräftig unterstützen. Meine Tante, die gleich nebenan wohnt und mich schon als Teenie nervte, weil sie immer wusste, wann ich nach dem Ausgang nach Hause gekommen bin und wer mich Heim gebracht hat, wollte natürlich auch meinen kleinen (grad nicht mehr ganz so) Sonnenschein betrachten. Auf jedenfall meint die doch: die kleine hat dänks Hunger. Gib ihr war rechtes zu essen und die schläft dir durch.

Ich wollte ihr natürlich nicht die Freude machen und schenkte ihr keine grosse Aufmerksamkeit betreffend ihrer Aussage. Nachdem sie sich aber verabschiedet hat, meinte auch meine Mutter, ich soll es doch mal mit Schoppen versuchen. Da ich echt am Anschlag war, nahm ich das Angebot meiner Mutter wiederwillig und mit einem ganz schlechten Gewissen (da man doch keinen Schoppen gibt und das Kind das schon regelt mit dem Milchfluss) an, so dass sie schnell in die nächste Drogerie flitze und mir einen Schoppen und Milchpulver besorgte.

Nun was soll ich sagen…, meine nervige Tante hatte recht! Unsere kleine trank ganz gierig diesen, ihren allerersten Schoppen und schlief danach erschöpft und friedlich über 6 Stunden am Stück. Meiner Tante hab ich bis heute nicht gesagt, dass sie recht hatte.”

Danke, liebe Carmen, für deine Offenheit! Nur, wenn wir Mütter (wir Menschen) offen und ehrlich sind zueinander, können wir uns gegenseitig unterstützen!

Wer hat ähnliche Erfahrungen gemacht? Weshalb ist das so, dass man nicht glauben will, nicht akzeptieren kann, dass das Stillen KEINE Willenssache ist? So viele Starts ins Familienleben gehen an dieser falschen Vorstellung schier zu Grunde…

P.S. Ich habe es auch beim zweiten Kind wieder versucht. Weil es MUSSTE ja funktionieren. Beim ersten war es bestimmt einfach nur die Ausnahme, welche die Regel bestätigt. Beim ersten Kind war sicher ICH zu nervös, zu überfordert. Beim zweiten Kind musste es klappen, weil ich dann ja schon erfahrener war.

Blablabla – es hat auch beim zweiten Kind nie richtig geklappt. Und nach 6 Wochen mühsamen und kräftezehrenden Stillversuchen mit ständigem Zuschöppeln musste ich auch beim zweiten Kind “kapitulieren”. Und ja: Ich empfand es auch beim zweiten Mal als ein persönlicher Misserfolg, eine Niederlage, eine Unfähigkeit von mir als Mutter. So fest hatte man auch mir diese einseitige, sture (und falsche) Stillmeinung bereits eingetrichtert gehabt…

Und hier geht es zum gestrigen Beitrag – Milupa bzw. das Schöppeln war meine Rettung bzw. die Rettung für meine Kinder.