DAS KÖNIGREICH: Prolog vorab!

DAS KÖNIGREICH: Prolog vorab!

Nun, hier gibt es bereits den Prolog meines Super-Mario-World Videospiele-Romans DAS KÖNIGREICH zum Vorablesen für alle Interessierten. Das Buch erscheint nun defintiv am 1. April 2020 bei Amazon KDP! Viel Vergnügen! Roman

Prolog

Die Figuren wurden natürlich hier umbenannt, um keine Rechte von Nintendo zu verletzen:

Super Mario = Emanuel (wie mein kleiner Sohn, Mann, wird der mal stolz sein :-))

Luigi = Enrico

Prinzessin Peach = Sophie (wie meine Stieftochter, auch sie wird sich freuen, wenn ich es ihr mit etwa 14 Jahren zum Lesen gebe)

Kleiner Stern / Glitzerstern (so nenne ich meine Frau Monika mit Kosenamen.

Die Sonne meinte es an jenem Morgen gut mit dem Pilzkönigreich. Warm und freundlich strahlte sie von einem wolkenlosen, blauen Himmel und machte diesen besonderen Tag zu einem Perfekten.
Trotz der frühen Stunde drängten sich schon viele der Tobis durch die Straßen ihrer kleinen Stadt, liefen geschäftig umher, riefen sich Freundlichkeiten zu oder halfen einander. Ein freudiges Gebrumm und eine ausgelassene Anspannung lagen über all dem.

Das Blumenfest stand vor der Tür, schon morgen sollte es gefeiert werden, mitten im kleinen Park von Tobitown. Der Frühling wurde mit dieser Feier begrüßt und der prunkvollste Blumengarten vor den kleinen Pilzhäusern prämiert werden. Jeder, der es wünschte, konnte daran teilnehmen und seinen liebevoll gepflegten Garten oder eine besonders schöne Blume vorführen. Ein freundschaftlicher Wettkampf, der immer voller Bewunderung für jeden Teilnehmer war.

Natürlich hatte auch Prinzessin Sophie ihr Kommen für Fest und Wettbewerb angemeldet, was ihre Untertanen abermals in besondere Aufregung versetzte. Es war selten genug, dass sie ihre gutherzige Herrscherin einmal von so nahe zu Gesicht bekamen und jeder wollte sie erfreuen und wohl auch beeindrucken.

Aus diesem Grunde liefen die kleinen Pilzköpfe nun schon seit Tagen umher, schmückten ihre Häuser und die Straßen mit bunten Wimpeln, kehrten die Wege, bis man hätte davon essen können und in den kleinen Ladengeschäften, die direkt am Wegesrand lagen, wurden die Fenster geputzt, bis sie im Sonnenlicht funkelten.
Auch der Park wurde herausgeputzt, so gut es ging. Die Blumen trugen ihren Großteil dazu bei, denn sie standen in voller Blüte und malten kunterbunte Farbmeere in das satte Grün des Rasens. In dessen Mitte war ein kleines Podest aufgebaut mit Stuhl und Tisch, an dem die Prinzessin dann Platz nehmen sollte und hoffentlich auch eine Rede an ihre Untertanen hielt. Heute brachten sie die Tische und Bänke für die vielen Festbesucher heran und alles für die Köstlichkeiten vorbereitet, die in den Küchen zubereitet wurden und an denen sich bei der morgigen Feier jeder bedienen konnte, wie es ihm gefiel.

In all dem Trubel unbemerkt, wühlte sich ein weiterer Sprössling aus dem lockeren Erdreich, klein und unscheinbar. Doch schon jetzt unterschied sich diese Pflanze grundlegend von allen, von denen er umgeben war. Weder wiegte er sich im leisen Lufthauch, der die Wärme des Tages noch angenehmer machte, noch war er so zart und grün, wie man es hätte erwarten können. Hart und spitz wie eine Nadel, stach er aus dem Erdreich und hatte sogar eine ähnliche Coleur. Ein silbriges Grau, in dem sich die Farben des Regenbogens brachen, wenn die Sonne eine der Facetten aufblitzen ließ, von denen dieses seltsame Gewächs überzogen war.

Immer weiter wuchs er heran, während die Zeit verstrich und kleine Füße um ihn herum eilten. Der Trieb steigerte sich viel zu schnell, um eine gewöhnliche Blume sein zu können und doch war er schon gegen Mittag zu einer herangewachsen. Aus dem grauen Gewächs war eine blattreiche Pflanze mit abgrundtiefem Kelch geworden, deren ausladende, gezackte Blätter in allen Farben schimmerten. Doch noch immer war sie steif und kalt, wie etwas, das sich gegen Wärme und Leben behauptete, als wäre es eine Bedrohung. Nun allerdings war es der Blume unmöglich auch weiterhin unentdeckt zu bleiben, doch das war ihr nur Recht. Es war an der Zeit. Das seltsame Gewächs blitzte fast triumphierend auf, als die eilenden Schritte neben ihr verklangen und sich ein winziger Schatten über es beugte.

„Sieh doch, war für eine wunderschöne Blume, wie sie schimmert“, krähte eine freudige Stimme.

Einer der Tobis, mit runder Brille und violetten Punkten auf dessen Pilzkopf, stand nun über ihr und zupfte einen seiner Freunde am Ärmel, der gerade eine weiße Tischdecke heranschleppte, die er über die Tische legen wollte.
Der Angesprochene schaute dem Freund neugierig über die Schulter und sein Herz machte einen entzückten Sprung. Für einen Moment vergaß er seine Last und stellte sich auf die andere Seite, um die Schönheit besser bewundern zu können.

„Oooh“, rief er freudig und hätte geklatscht, wenn es möglich gewesen wäre.

„Wer auch immer diese Blume gezüchtet hat, wird den Wettbewerb sicher gewinnen. So Eine habe ich ja noch nie gesehen.“

Der Tobi mit der Brille rückte diese zurecht und streckte seine Hand nach der Pflanze aus, die so herrlich im Sonnenlicht funkelte. Er war schon immer sehr neugierig gewesen und nichts machte ihm mehr Freude, als Dinge herauszufinden, die er noch nicht wusste. So auch diesmal. „Ich frage mich wie man so etwas wachsen lassen kann. Noch niemals habe ich was Ähnliches gesehen. Woher sie wohl kommt?“, brummte er nachdenklich.

In dem Moment, als seine kleinen Finger die Blüten berührten, schlug die Blume zu. Ein deutliches Glimmen erfüllte sie, zuerst nur leicht pulsierend, dann immer kräftiger und schneller. Der Tobi dagegen schien mehr in sich zusammenzufallen. Seine Farben verblassten, bis er ganz ausgeblichen und ergraut erschien.
Sein Freund ließ kreischend die Tischdecken mitten unter die Blumen fallen und wich zitternd zurück.

„Was passiert denn da? Was ist das?“, kreischte er, erhielt aber keine Antwort.

Sein kleiner Freund stand nur da, wie eingefroren und schien ihn weder zu hören, noch zu sehen.

„Alles in Ordnung?“, fragte der mit den Tischdecken und wollte dem Brillenträger auf die Schulter tippen.

In diesem Moment sah jener auf. Seine Augen, leer und kalt, als wäre etwas darin erlosch. Dafür funkelten sie in allen Regenbogenfarben, wie die Blüten der grässlichen Blume, die zu den Füßen der Tobis mit einem Ruck nochmal an Größe gewann. Der kleine Tobi erhob sich steif und ging davon, nicht auf das Gekreisch seines Freundes achtend, der entsetzt das Weite suchte. Ziellos lief der Ergraute umher, nichts wahrnehmend, aber lauschend, als warte er auf eine Stimme, die nur er hören konnte. Der Boden um die Blume herum riss auf und ihre Wurzeln, feine, glühende Stränge, drängten sich aus der Erde hervor und gruben sich immer weiter, hierhin und dorthin.
Ein Lebensfunke, mehr hatte sie nie gebraucht. Nun sah man auch endlich, woraus sie geschaffen war. Kein Leben war es, das da heranwuchs und immer mehr des Parks eroberte, sondern Kristall, hart und kalt und gnadenlos.

Schon Stunden später hatte die Kristallblume den Park eingenommen und zog ihre Wurzeln nun durch die Straße von Tobitown, vorbei an den Häusern der Pilzköpfe, die sich zitternd darin versteckt hielten. Denn der Kristall fraß sich unaufhaltsam voran und verschlang alles, was ihm dabei in die Quere kam. Gebäude, Pflanzen, Bewohner, vor nichts machte er Halt, verwandelte das Gesamte in funkelnden Kristall und formte die armen Seelen, die ihm nicht rechtzeitig entkamen zu leeren Hüllen, die alle auf der Suche schienen, wonach auch immer. Nur mit Mühe war es gelungen diese schauderhaften Nachrichten in den Palast und zur Prinzessin zu tragen, der nun die schwere Aufgabe zu Teil wurde, zu entscheiden, was weiter geschehen sollte. Etwas, das ihr wohl kaum alleine gelingen würde.

Aus diesem Grunde hatte sie in der Eile all jene im Thronsaal zusammengerufen, denen sie besonders vertraute und auf deren Hilfe und Weisheit sie hatte immer bauen können. Da waren also ihr treuer Minister Tobisworth, der ihr schon so lange zu Seite stand, die klügsten Köpfe der Stadt und einige Ordnungshüter, die sinnlos versucht hatten wieder für Ordnung zu sorgen. Auch ein paar von ihnen waren dem Kristall schon zum Opfer gefallen. Ebenso hatte man natürlich längst einen Hilferuf, an die sieben hohen Sterne entstand, auf deren Beistand oder Rat man nun hoffen konnte.

Aber selbstverständlich waren sie damit noch nicht vollzählig. Mit Ungeduld wurden noch zwei andere erwartet, die dem Königreich treu und häufig rettende Dienste erwiesen hatten. Der Weg zu Emanuels und Enricos Haus war nicht fern, aber mittlerweile recht gefährlich. Denn langsam aber sicher schob sich der Kristall immer weiter zwischen Palast und Tobitown, wie um sie voneinander zu trennen. Ein kleiner, flinkfüßiger Tobi war ausgesandt worden, der hoffentlich übersehen wurde.
Die Prinzessin saß auf ihrem Thron, die Hände im Kleid geborgen und scheinbar die Ruhe selbst. Dabei wäre sie doch am liebsten Auf und Ab gelaufen und hätte all die armen Seelen beklagt, die dieser grässlichen Seuche schon zum Opfer fielen. Doch um eine Panik zu verhindern, durfte sie niemandem ihre Angst und Sorge zeigen. War sie stark, war es auch ihr Volk.

„Oh, was ist nur aus unserem schönen Blumenfest geworden?“, fragte sie dennoch seufzend und wandte sich damit an ihren ältlichen Minister.
„Wie gerne habe ich es besucht, gelacht und gefeiert. Doch jetzt ist da nur Angst.“
Der alte Tobisworth wiegte den Kopf und fühlte sich einmal mehr betagter und müder, als es ihm lieb gewesen wäre. Es war, als spüre er jedes Jahr mehr deutlich in dessen Knochen. Doch seine geliebte Prinzessin brauchte ihn, niemals würde er sie im Stich lassen.

„Habt keine Sorge, Mylady. Die Sterne werden uns erhören und mit Rat zu Seite stehen. Welche Aufgabe wir auch immer erfüllen müssen, ich bin sicher Master Emanuel und Master Enrico werden sie meistern und uns alle retten“, erwiderte er fest, wenn er tief im Herzen auch von Kummer erfüllt war.

Diesmal wussten sie doch nicht einmal, wovor die beiden Brüder das Pilzkönigreich bewahren mussten.

Doch, ganz wie sie es gelernt hatte, nickte die blonde Hoheit und atmete tief durch. „Du hast Recht, wir dürfen nicht verzweifeln und müssen Vertrauen haben.“
In der Zwischenzeit war es dem entsandten Boten tatsächlich gelungen, das Haus der beiden Brüder zu erreichen und die schreckliche Nachricht zu überbringen. Da Emanuel und Enrico doch ein wenig außerhalb der Stadt lebten, hatte keiner von ihnen bisher etwas von dem Grauen bemerkt, das sich dort in den Straßen zutrug. So war es nicht weiter verwunderlich, dass sie sich gerade beim Mittagessen befanden, als der kleine Tobi völlig außer Atem in ihr Häuschen platzte.

Vor lauter Schnaufen und Zittern brachte der aufgewühlte Pilzkopf zunächst kaum einen vernünftigen Satz zustande und so dauerte es eine geraume Weile, ehe die Brüder erfuhren was geschehen war.

Seufzend band sich Emanuel den Latz wieder ab und schob den leeren Teller beiseite, auf den er sich eigentlich eine ordentliche Portion von Enricos guter Lasagne hatten laden wollen. Der hingegen schaltete den Herd aus, setzte sich die grüne Mütze auf und folgte seinem großen Bruder, der sich eilig auf den Weg machte. Heimlich fragte Enrico sich dabei, ob der Weg sich für ihn auch lohnte oder ob er einmal mehr zurückbleiben würde.

Etwas, das er sich beinahe sehnlich wünschte, als er auf dem Weg dabei zusehen musste, wie eine Kristallader einen Baum verschlang und ihn tot und kalt, aber wunderschön, zurückließ. Die grauen Tobis in den Straßen der Stadt trugen nicht gerade zu seiner Beruhigung bei und der Lulatsch knabberte nervös an den Fingern, während er näher an dessen großen Bruder heranschlich. Das war ja zum fürchten und Enrico wollte nicht als glitzernde Kristallskulptur enden. Womöglich würde man die auch nur im eigenen Garten aufstellen oder dort, wo es so viele Vögel gab.
Aber auch Emanuel schien erleichtert, als sie endlich den Palast erreicht hatten und in den Schatten des großen Tores traten. Bis hierher war der Kristall noch längst nicht vorgedrungen.

Doch gerade, als sie eintreten wollten, erklang ein erschrecktes Gekreisch von irgendwoher. Alarmiert fuhren die Brüder herum und sahen sich verwirrt um, konnten aber nicht entdecken, woher dieser Laut stammte.

„Platz da, ich habe es eilig!“

Es krachte recht heftig, als etwas aus dem Himmelsblau gestürzt kam und Enrico gründlich gegen die Mütze schlug. Unter einem schmerzhaften Stöhnen fiel dieser rücklings zwischen ein paar Fässer, die dort herumstanden und blieb erst einmal benommen liegen. „Mama miaaa.“

Das Geschoss inzwischen rappelte sich zeternd auf und schüttelte sich den Staub ab, ehe es sich wieder in die Luft erhob. Dann sah sich die kleine, gelbe Kugel um und entdeckte Emanuel, der noch völlig überrumpelt mitten auf dem Weg stand und nicht so recht wusste, wie er nun reagieren sollte.

„Ah, Emanuel, wie schön dich zu sehen“, strahlte Glitzerstern und flog einen Schnörkel um den großen Bruder.

„Ist ja aber typisch, dass sie dich auch holen sobald es ein Problem gibt.“

Der Sternengeist lachte freudig darüber, ihren Freund einmal wiederzusehen und bemerkte dann auch endlich Enrico, der noch immer zwischen den Fässern lag und stöhnte. Empört blähte der kleine Stern die Backen auf und zog an der grünen Mütze.

„Und es ist leider auch typisch, dass du trotzdem hier herumliegen und ein Schläfchen halten kannst, Enrico“, schimpfte sie dabei.

„Doch diesmal hilft uns das sicher nicht weiter, wie damals auf La Dormita. Also steh auf, du Schnarchnase.“

Der Gescholtene rieb sich den Kopf und sprang auf, um einmal deutlich klar zu stellen, warum er hier herumlag. Freiwillig war das sicher nicht gewesen und er war empört darüber, was man ihm hier schon wieder unterstellte.
Doch wie meistens schien der selbstbewusste Sterngeist davon nicht beeindruckt. Sie wandte sich gleich wieder ab und flirrte um beide herum.

„Wie auch immer, wir sollten nicht herumtrödeln, die Prinzessin braucht uns, also kommt.“

Da sie damit doch Recht hatte, nickte Emanuel zustimmend, während Enrico sich beleidigt die Mütze zurechtrückte. Dennoch folgten beide Brüder der Gesandten der Sterne in den Thronsaal, wo sie alle schon erwartet wurden.
Die Prinzessin hob den Kopf und ihr Herz machte einen erleichterten Hüpfer, als er endlich eintrat. Emanuel, entschlossen wie eh und je, auch diesmal würde er sicher wieder alles für sie tun.

Und natürlich Enrico, der hinter ihm den Saal betrat und sich mit einer Gestalt zu streiten schien, die Sophie ebenfalls gut kannte und deren Anwesenheit ihr frischen Mut gab. Lächelnd erhob sie sich und strich sich die pinken Kleider zurecht.
„Emanuel, Enrico, Glitzerstern, ich bin ja so froh euch zu sehen. Jetzt finden wir gewiss eine Lösung.“

Da sowohl die Brüder, als auch der Sterngeist, wussten was sich gehörte, grüßten sie die schöne Hoheit erst einmal angemessen, ehe sie das Wort erhoben. Köpfe wurden geneigt und Mützen gezogen. Doch schwirrte bereits der Sterngeist wieder in die Lüfte und an die Seite Sophies.

„Prinzessin, ich freue mich dich zu sehen, auch wenn mir ein anderer Anlass lieber gewesen wäre.“

Glitzerstern zog eine finstere Miene und sah sich ebenso trüben Gesichtern gegenüber, als sie sich umblickte.

„Natürlich habe ich dir eine Nachricht der hohen Sterne mitgebracht, die deinen Hilferuf empfangen haben. Sie waren recht besorgt darüber.“

Die Prinzessin nickte kummervoll und die Angst versuchte, nach ihrem Herzen zu greifen. Dennoch gebot sie mit einer sanften Handbewegung, man möge auf den Stufen der Treppe Platz nehmen, die zum Thron empor führen und ließ sich dann selbst auf diesem nieder. Nach einem Moment Ruhe nickte sie der Gesandten der Sterne zu.

„Bitte erzähl mir, was sie zu sagen haben“, bat sie sanft.
Der Geist nickte eifrig und flog kreuz und quer über die Köpfe der kleinen Gruppe, als könne sie nicht einen Moment still halten. Funken stoben fast aufgebracht durch den Raum und die Stimme des Sterngeistes verriet deren Unruhe.

„Keiner der hohen Sterne hat je von so einer Seuche gehört, wie die von der das Pilzkönigreich heute heimgesucht wurde“, hub sie kummervoll an und zerschlug damit doch schon Einiges an Hoffnung. Doch zum Glück aller war es nicht das Einzige, was sie zu sagen hatte.

„Doch natürlich konnte das nicht so bleiben, also wurden die Bibliothek des Sternhafens aufgesucht, die mehr Wissen und Bücher enthält, als man sich vorstellen kann. Dort wurde gesucht und studiert, bis man letztendlich auf etwas stieß.“
Atemlos nickte kleine Stern und wirbelte einmal um die eigene Achse, flirrend und funkelnd. Die Spannung im Saal war beinahe zu greifen und endlich fuhr der Sterngeist fort.

„Es war ein schmales Büchlein und ganz abgegriffen und alles was darin stand war eine Legende. Eine Geschichte die sich vor ungezählten Urzeiten in einer Galaxie zugetragen haben soll, die weit jenseits eurer liegt. Heute kennt man sie als den Kristallmond. Doch laut dieser Legende soll auch dieser Planet einst von Leben erfüllt gewesen sein. Bis zu diesem Tag, als eine merkwürdige Seuche diese Welt heimgesucht und verschlungen hat.“

Glitzerstern sprach immer schneller, doch jeder der Anwesenden verstand auch so, was der Sterngeist ihnen da zu erzählen versuchte. Womöglich war diese Legende gar keine und war nur über die Jahrzehnte zu einer geworden.
Doch der Stern hatte noch mehr zu berichten.

„Ausgesandt wurde diese Seuche angeblich von einem finsteren Lord, der fremde Welten übernahm, indem er sie in das wandelte, was er beherrschen konnte. So wurde aus der blühenden Welt ein toter Mond, kalt und starr, wenn auch der Schönste weit und breit.“
Die Gesandte der Sterne schüttelte sich bei dieser Vorstellung und wandte sich dann wieder an Prinzessin Sophie.

„Das klingt doch genau nach dem, was nun bei euch geschieht. Ich meine, eine ganze Welt, verwandelt in Kristall?“, meinte sie leise.
Schweigen herrschte im Saal, während alle auf eine Reaktion der Prinzessin warteten. Dabei stand für die Versammelten doch fest, dass es sich nur um die Gefahr aus der Legende handeln konnte. Eine Geschichte, die nicht nur ein wenig Wahrheit enthielt. Und eine grauenhafte Zukunft.

Auch die Hoheit schien diese Gedanken zu tragen, denn sie musste ihre Hände verschränken, um sie am zittern zu hindern, als sie sich erhob.

„Du hast sicher Recht, Glitzerstern. Unser schönes Königreich, unsere Welt muss sich der Lord nun ausgesucht haben. Sag, wissen die hohen Sterne auch, wie man ihn aufhalten kann?“

Wenn es einen Weg gab, würde man ihn gehen und jedes Mittel finden, das nötig war. Sophies Blick schweifte zu Emanuel hinüber, der sich mit finsterem Gesicht die Worte des Sterngeistes anhörte. Enrico entlockte ihr gar ein mildes Lächeln. Er sah so aus, als wäre er am liebsten jetzt schon davongelaufen, blieb aber doch, die Mütze tief ins Gesicht gezogen. Was getan werden musste, würde geschehen. Nein, davor hatte die Prinzessin keine Furcht, wenn sie nur endlich wüsste, was verlangt wurde.
Das Flirren Glitzersterns klang beinahe niedergeschlagen und sie konnte Sophie nicht ansehen.

„Leider nicht, niemand im Sternhafen scheint es zu wissen, es war doch nur eine Legende“, gab sie zu, schüttelte sich dann aber entschlossen, um den Kummer darüber abzuwerfen.

„Aber sie kennen jemanden, der es womöglich wissen könnte. In der Grasebene lebt Dixa, ein uralter Einsiedler, der schon sein Leben lang den Himmel erforscht. Manche sagen er könne das Flüstern der Nacht verstehen, das ihm die Geschichten aller Welten erzählen würde. Wenn das wahr ist, dann weiß er vielleicht auch von dieser Legende und kann euch mehr dazu sagen. Ihr solltet ihn dringend aufsuchen.“

Damit schwieg die Gesandte der Sterne. Die Nachricht war überbracht und Glitzerstern wusste nach wie vor nicht, ob sie nun gut oder schlecht war.
Wieder war es Schweigen, das den Thronsaal für lange Zeit beherrschte und eine Entscheidung wurde verlangt. Doch die Prinzessin schien Volk und Welt um sich herum vergessen zu haben. Sie fuhr peinlich berührt auf, als ihr Minister sich ihr näherte und sich sanft räusperte. „Hochverehrte Prinzessin, ihr müsst einen Entschluss fassen“, erinnerte Tobisworth sie mit milder Miene, wohlwissend, was er da verlangte.
Doch Sophie nickte ihm dankbar zu und erhob sich dann. „Nun denn, ihr habt alle gehört, was uns blüht, sollten wir nichts unternehmen.“ Wieder wanderte ihr Blick zu ihm, dem Helden des Pilzkönigreichs, auf dem einmal mehr ihr Vertrauen ruhte. Auch wenn sie es verabscheute ihn schon wieder mit einer solchen Aufgabe belasten zu müssen. Doch bevor sie auch nur ihre Bitte an ihn richten konnte, trat er vor und verneigte sich galant.

Sophies Herz macht einen heimlichen Sprung.

„Du wirst es tun, nicht wahr Emanuel?“, fragte sie dennoch ganz glücklich.

„Du wirst dich zur Grasebene aufmachen, um Dixa zu finden und ihn um Hilfe zu bitten?“

Sein Nicken war entschlossen und treu, sie hatte es doch gewusst, ein Held. Kaum nahm sie den kleinen Bruder wahr, der sich nervös an die Seite des Superhelden schob und ebenfalls dieser Aufgabe zunickte.

„Emanuel, Enrico, ich danke euch.“

Zur gleichen Zeit, als die kleine Versammlung sich im Schutz des Palastes beriet, ging auch im verlassenen Park von Tobitown etwas vor sich. Aus der schönen Kristallblume war mittlerweile ein grässliches Gewächs geworden. Rund und unförmig pulsierte es im Sonnenlicht. Es knirschte und knackte kalt, als Risse, die funkelten und die Oberfläche sprengten. Noch ein, zweimal zuckte das Gewächs, dann barst der Kelch in winzige Splitter und gaben den Blick auf eine schattenhafte Gestalt frei, die sich mitten im Kristallstaub erhob. Ein schlanker Körper, umhüllt von einer wehenden Robe, deren blauer Umhang aus feinen Blättchen von Blaufluss zusammengefügt war. Der Lord hatte lange, schlanke Arme und ein beinahe berückend schönes Gesicht, wenn man von den Augen einmal absah, die nicht mehr waren als ein silbriger Schein. Er schien so dunkel, wie die Blume aus der er gewachsen war und ebenso wie diese aus Kristall. Selbst der Regenbogen spielte auf seiner Haut, wenn er durch das Sonnenlicht wandelte. Die glänzenden Haare waren spitze Steinnadeln, fein und golden, als könnten sie tatsächlich im Windhauch wehen. Seine Stirn umfasste ein Goldreif mit pechschwarzem Stein voll silbernem Glanz.

Der Kristalllord sah sich einen Moment um, betrachtete die Welt, die er bald sein Eigen nennen konnte und fegte die Blumen um ihn herum mit einer verächtlichen Handbewegung zur Seite. Augenblicklich erstarrten sie zu Kristall, blendend schön und perfekt.

Die Gestalt machte sich auf den Weg, um sein neues Reich genauer in Augenschein zu nehmen und sich schon einmal all jenen vorzustellen, die er bald beherrschen würde. Er wusste ja, was sich gehörte. Doch da es sich für einen Herrscher nicht geziemte alleine zu reisen, sah er sich nach jemandem um, der ihm folgen und seine Befehle ausführen sollte. Ein Leibdiener war nun gefragt. Irgendwer musste dessen Umhang tragen und Botengänge machen. Die leeren Augen des Kristalllords blieben an einem kleinen, lächerlichen Wesen haften. Ein Pilzkopf mit Brille und runden, violetten Flecken.
Ein steifes, eiskaltes Lächeln huschte über die dunklen Züge. Dieser sollte es sein, war er es doch aus gewesen, von dem der Lebensfunke kam.

Hoheitsvoll rührte der Lord seinen neuen Diener an der Schulter und sprach ihn an, mit reiner, aber schneidender Stimme.

„Komm, mein treuer Gefolgsmann, folge deinem Herr und du sollst belohnt werden.“
Zum ersten Mal nach Stunden zeigte der kleine Tobi eine Reaktion. Er hob den Kopf und ein eckiges Strahlen trat auf seine Züge. Endlich konnte er hören, wonach er so lange gelauscht hatte.

„Mein hoher Lord Roman“, krähte er freudig und und streckte die Ärmchen nach seinem neuen Herren aus.

„Ich habe lange nach Euch und Euren Befehlen gehorcht, ich bin ganz der Eure.“
Lord Roman nahm jenen Schwur großzügig hin und raffte dann seinen Umhang, dessen Ende sogleich sein neuer Diener ergriff, damit die Robe nicht mit dem Schmutz dieser Welt besudelt wurde. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg, die breiteste Straße entlang. Edel und unnahbar schritt der dunkle Lord durch die Gassen der kleinen Stadt und besah die einfachen Häuser, die er zu Gesicht bekam. Einige von ihnen waren bereits halb in seinem Kristall versunken und das Leben hinter diesen Wänden gehörte längst schon ihm. Auch die restlichen Wesen, die sich zitternd vor ihm verbargen würden bald folgen. Dafür brauchte es nur Zeit und davon hatte der Kristalllord mehr als genug. Er folgte der Straße, betrachtete die Landschaft, die Himmelskörper und die Wesen, die sich ihm zeigten. Was auch immer er zu sehen bekam, nichts überraschte ihn, dafür hatte er schon zu viele andere erblickt. Seltsameres als dies hier.
Irgendwann führte ihn die Hauptstraße auch zum Herzen des Königreiches, zum Palast der Prinzessin, der sich weiß und strahlend auf dem kleinen Hügel erhob. Seine roten Dächer strahlten im Licht und das Buntglasfenster hinter dem das Gemach der Hoheit lag, funkelte in allen Farben.

Lord Roman vergönnte diesem Bau eine Weile seiner Aufmerksamkeit und er war gar geneigt ihm ein wenig Anerkennung zukommen zu lassen. Die Steine waren gut gewählt und sauber geschlagen, das Fenster geradezu perfekt. Vermutlich würde er ihn selbst beziehen, wenn diese Welt sich ihm untergeordnet hätte. Nur hier und da passte der Lord wohl etwas an. All dieses warme Leben musste verschwinden.
Stolz schritt er weiter, mitten unter dem großen Tor hindurch, ohne die armen Tobis zu beachten, die sich zitternd und bibbernd in Mauernischen drängten, um dem unheimlichen Besucher zu entkommen. Keiner der Pilzköpfe wagte, es sich ihm in den Weg zu stellen. Der Kristalllord betrat unbehelligt den Palast und machte sich ohne Umschweife auf zum Thronsaal von dem aus er bald lenken und walten sollte. Doch nicht nur über das lächerliche Königreich, diese Welt gehörte ganz und gar ihm. Der Dunkle hielt sich nicht mit Klopfen auf, sein neuer Leibdiener eilte vor und öffnete ihm die schwere Flügeltür, die hinein führte.

Mit stolzen Schritten trat er mitten unter die Gruppe der Versammelten, die wie ein Mann zu ihm herumfuhr, als die Tür aufschwang und gegen die Wände prallte. Nun musste Roman doch lächeln, ein steifes, höhnisches Lippenkräuseln, beim Anblick dieser Gesellschaft.

Noch mehr Pilzköpfe, die wie verschreckte Schafe auseinander stoben und sich vor ihm versteckten, ein Kerl in Rot, der ihn funkelnd betrachtete, als hätte er einfach keine Furcht, wie der Lord anerkennen musste und ein Lulatsch in grün, der wohl gleich vom Schreck dahingerafft wurde. Auf dem Thron, viel zu winzig für einen Herrn wie ihn, saß eine Frau, zart und schön wie eine Blume und vermutlich ebenso zerbrechlich. Ein erfreulicher Anblick, aber nutzlos. Dennoch erkannte der Kristalllord in diesem Wesen die Herrscherin über das Reich. Und als jener war er ihr Respekt schuldig, ob er sie nun zu stürzen gedachte, oder nicht.

So sank er tatsächlich in eine spöttische Verbeugung. „Sei gegrüßt, verehrte Hoheit“, sprach er galant.


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