Das Kompliment

Das KomplimentKürzlich erhielt ich ein Kompliment: ich sei sehr authentisch. Ich wusste, dass es ein Kompliment war, denn es war gut gemeint. Aber ich weiss nicht genau, was damit gemeint ist. Ich weiss, dass Authentizität heutzutage etwas vom Besten ist, was man haben und bieten kann. Den christlichen Gemeinden wird zum Beispiel empfohlen, “authentische Gemeinschaft” anzubieten, denn das ist es, wonach sich die Menschen sehnen. Eine einschlägige Zeitschrift fördert “authentisches Christsein”. Und wir alle wissen, dass Authentizität etwas Gutes ist.

Und dann bin ich über zwei Zitate gestolpert, die mir zu denken geben:

1. beim Lesen eines Buches von Fulbert Steffensky (Feiers des Lebens: Spiritualität im Alltag). (Ich lese das Buch mit meiner Frau und kann es sehr empfehlen):

Es scheint, dass Authentizität längst schon wieder diktierte Identität ist und sich damit selbst überholt hat. Man könnte es paradox formulieren: Es entspricht erwartetem Verhalten, sich nicht an erwartetem Verhalten zu orientieren. Es entspricht erwarteten Vorstellungen, sich nicht an erwarteten Vorstellungen zu orientieren. Ich unglücklicher Mensch, wer rettet meine Originalität…?

Das ist natürlich überspitzt formuliert. Aber es ist eine bemerkenswerte Hinterfragung dieser Maxime. Vielleicht muss man schlussfolgern: wer sich um Authentizität bemüht, entzieht sich gerade in diesem Bemühen die Möglichkeit dafür; es ist Haschen nach Wind.

2. Via den Blog von Pixelpastor bin ich auf diesen englischen Artikel gestossen, der mit dem Satz beginnt: “Being an authentic leader is hardly negotiable anymore.” “Authentisch” wird in diesem Artikel gleichgesetzt mit “offen, ehrlich, transparent, verletzlich”, und dann wird der Frage nachgegangen, wie “authentisch” man als Leiter optimal sein soll, denn man könnte von den genannten Dingen auch zu viel anbieten (als Leiter die inneren Nöte und Fragen ungefiltert nach aussen tragen). Stattdessen wird empfohlen: (1) Process your current issues privately; (2) Share publicly what you’ve processed privately; (3) Share what will help the listener, not you. — Das sind wahrscheinlich gute Tipps . Nein: sie leuchten ja wirklich ein, aber sie helfen mir trotz des einleitenden Satzes nicht besser zu verstehen, was “authentisch” wirklich ist.
In Zusammenhang mit der Frage, was man sagen soll und was nicht, weiss ich nur soviel mit Sicherheit: Man muss nicht alles sagen, was stimmt; es muss nur alles stimmen, was man sagt. Und das Hauptkriterium für die Auswahl des Gesagten soll nicht die Rettung oder Sicherstellung meiner eigenen Ehre sein (ähnlich wie (3) oben).

OK… was heisst authentisch…?

Foto: http://www.octanner.com



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