Auch wenn dieser Beitrag wie ein Werbe-Post klingen mag: Ich schreibe ihn aus vollster Freiwilligkeit. Gute Produkte und gute Ideen gehören einfach geteilt – finde ich. Durch Zufall stolperte ich kürzlich in Berlin in einen kleinen Laden namens “Kochhaus”. Zugegeben: Der Name hatte mich schon irgendwie angelockt, aber ich hatte vorher nie vom Kochhaus gehört, umso mehr überraschte und überzeugte mich die Durchdachtheit des Konzepts, das dort umgesetzt wird.
Um zu verstehen, wen das Kochhaus anspricht, will ich eine Situation schildern, die ich mehrmals pro Woche selbst erlebe. Ich fahre nach Hause nach einem langen Arbeitstag, die Hirnzellen sind ausgebrannt und obwohl ich mir nichts mehr wünsche als etwas Feines zum Abendessen, verweigert mein Hirn jegliche kreativ-kulinarische Anstrengung. Ich will schlemmen, aber weiß einfach nicht was ich kochen soll. Je länger ich darüber nachdenke auf was ich eigentlich Lust habe, desto leerer scheint der Rezepte-Fundus in meinem Kopf. In diesen Momenten wünsche ich mir ein Kochhaus direkt neben meiner Wohnung.
Das Kochhaus präsentiert seinen Besuchern etwa 10 Tische, die mit einer großen Rezepttafel ausgestattet sind. “Das begehbare Rezeptbuch” nennt sich die Institition selbst – eine treffende Beschreibung. An jedem Tisch findet man eine Zutatenliste und Zubereitungshinweise für ein spezielles Gericht – und die Gerichte sind äußerst liebevoll zusammengestellt. Auf dem selben Tisch sind zusätzlich alle Zutaten platziert, die man für das Gericht benötigt. In kleinen Dosen, so dass man auch mal 10 Gramm Zimt oder eine Peperoni mitnehmen kann. Man holt sich also Inspiration für ein Essen und kann anschließend mit einem Griff alles einladen, was man zum Kochen braucht. Das heißt: sofern man die meisten Zutaten schon zu Hause hat, braucht man seinen Vorrat nur noch durch einzelne Produkte zu ergänzen. Und anders als im Lebensmittelhandel ist man nicht gezwungen gleich alles in großen Mengen zu kaufen.
Ähnliche Ideen existieren bereits zuhauf, doch immer muss man sich gewissen Einschränkungen unterwerfen. Besonders beliebt sind Frischeboxen mit fertig zusammengestellten Zutaten, die man sich nach Hause liefern lässt. Doch hier sehe ich viele Nachteile: Man bekommt gezwungenermaßen alle Zutaten, die für das Gericht notwending sind, egal was der Kühlschrank noch bereithält. Außerdem muss man einige Stunden/Tage vorher auswählen, welches Gericht man kochen will. Die Lust kann bis zur Lieferung wieder verflogen sein. Eigene Abwandlungen sind ebenfalls kaum möglich. Es wird gekocht, was in der Box liegt. Das Kochhaus-Prinzip ist in dieser Hinsicht um Welten flexibler.
Ich hole mir Inspiration auf den Rezepttischen, entscheide mich grob für eine Idee, möglicherweise auch davon geleitet, was noch in meinem Kühlschrank liegt. Ich kaufe hinzu, was mir noch fehlt und auf was ich Lust habe und lasse weg, was mir überflüssig, zu teuer oder nicht nach meinem Geschmack erscheint. Natürlich kann ich auch die teuren Zutaten im Discounter nebenan kaufen. Oft genug stören mich kleine Facetten an fremden Rezepten, die ich abwandeln will. Das ist im Kochhaus kein Problem. Und ob es der Lobhudelei noch nicht genug wäre: Die Rezeptideen waren so modern und die Produkte sahen so frisch und hochwertig aus, dass ich den Drang verspürte, auf der Stelle dort einzukaufen. Die noble Präsentation verdrängte den Gedanken, die Produkte anderswo günstiger einzukaufen.
Vor einigen Tagen habe ich entdeckt, dass es nun auch in München ein Kochhaus gibt. Der einzige Knackpunkt an der Sache: Es liegt nicht auf meinem Heimweg. Doch in ganz verzweifelten Momenten werden ich diesen Umweg definitiv einschlagen.