Das Kloster, der Tod und die Skulpturen

Von Wanderwidmer

Das Kloster Schönthal hat schon viele Jahrhunderte durchlebt.

Das tote Büsi.

Die Kälte setzte mir in den Schattenpartien brutal zu, während ich gestern von Langenbruck BL zum Skulpturenpark von Schönthal ging, um hernach die Chräiegg zu umrunden und zur Passhöhe des Oberen Hauensteins zu halten, wo diese Unternehmung nach gut zweieinhalb Stunden im Restaurant Des Alpes-Taverne beim einem Mittagessen endete, das auf unbemängelbare Weise mittelmässig war von der Tomatensuppe bis zum Schweinsschnitzel an einer Sauce mit Steinpilzen ohne Gout und Kraft.
Nun zum Kloster Schönthal, der einstigen Benediktiner-Niederlassung in einem Herrgottswinkel zwischen exaltierten Jurahügeln. Die Fassade der Klosterkirche ist charakterstarke Romanik, im Innern gibt es Kunstaustellungen unter der Obhut der Stiftung, die auch den Skulpturenpark betreut. Als ich mich der Anlage näherte, war ich berückt. Das Kloster könnte verwitterter nicht sein und gefiel mir genau darum extrem gut; ich hatte sogleich nicht sonderlich originelle, aber umso wildere "Name-der-Rose"-Fantasien. Dazu trug auch bei, dass auf der Ostseite der Kirche ein Büsi steifgefroren im Gras lag.

Martin Disler, "Häutung und Tanz".

Dann besichtigte ich den Park. Ich ging nicht in alle Ecken des weitläufigen Geländes und sah gut die Hälfte der Werke. Vieles hatte Klasse; es handelt sich augenfällig nicht um Grümschelikunst irgendwelcher Lokalgrössen; nein, um das Kloster findet man grosse Stücke grosser Namen, die mit der Umgebung in ein Spiel treten (ich werde zwei, drei Skulpturen morgen in einem eigenen Eintrag zeigen, sonst wird dieser hier zu lang). Eindruck machte mir das Ensemble "Häutung und Tanz" von Martin Disler: eine Gruppe von Figuren mit absurden Genitalien. Die Figuren wirken verschupft und zerquält, halb bacchantisch und halb gestraft für ihre Geschlechtlichkeit durch eine monströse Steigerung derselben. Man muss sie gesehen haben, Dislers Geschöpfe und die anderen Skulpturen von Schönthal.