Dies Buch hat mir der Kunstmann Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.❤ -lichen Dank dafür!
„Das Kind der anderen" von Bethan Roberts erschien 2016 im Kunstmann Verlag.
Thema
Liebe und Eifersucht. „Mutter- sein" und „Mutter- werden". Verlust. „Erwachsen- werden". Loslassen. Trauer.
Inhalt
Maggie entführt Sam, den Sohn ihrer Cousine Nula. Sie hat die Überzeugung, das sie für Sam sorgen soll. Nula und Maggie haben eine gemeinsame Vergangenheit. Eine Vergangenheit, die geprägt ist von Verlust und Verrat, von Trauer und „erwachsen - werden".
Meinung
Ein brillianter Roman, psychologisch hochinteressant.
Es geht um Maggie, eine junge Frau, die bei ihrer Cousine Nula als Babysitterin arbeitet. Um Sam, den Sohn. Und um Joe, Maggies Bruder. Es geht um Ralph, Nulas Vater und Maggies Onkel.
Das Cover ist toll- es zeigt eine einsame Gegend mit einem Haus. Der Himmel ist dunkel, bedrohlich. Dieses Bild passt total gut zu Maggies Verfassung.
Die Charakterisierung von Maggie ist sehr gut gelungen. Gleich zu Beginn wird Maggie uns vorgestellt als eine Frau, die schwarz gekleidet ist und auf ihre Mahlzeit verzichtet. Im weiteren Verlauf erfahren wir, dass sie immer wieder eine intensive Beziehung zu den ihr anvertrauten Kindern aufbaut und dann mit der Trennung nicht zurechtkommt. Wir erfahren vieles aus Maggies Vergangenheit. So auch das was zwischen ihr und Ralph vorgefallen ist. Und was zwischen Fiona (ihrer Mutter) und Ralph vorgefallen ist. Der Leser merkt, das der Sommer, in dem Maggie 15 war, kein leichter Sommer für sie war. Es passiert einfach sehr viel. Hinzu kommt, dass Maggie lange Zeit nicht das tut, was sie selber möchte. Das sie zu sehr die Erwartungen anderer erfüllt.
Auch die Charakterisierung von Nula ist sehr gut gelungen. Der Leser wird intensiv in die Zeit nach der Geburt mit hineingenommen und erfährt viel über Nulas Gedankenwelt in dieser Zeit. Der Leser erfährt, das ein Neugeborenes als Belastung wahrgenommen werden kann. Auch die Beziehungen, die Nula zu verschiedenen Männern hat- interessant...Man merkt im Verlauf des Buches, dass sie sich entwickelt.
Das Buch beginnt und endet im Präsens. Im Verlauf des Buches gibt es Rückblicke in die Vergangenheit, die im Präteritum geschrieben sind. Der Leser möchte beides: er möchte wissen, wie entwickelt sich das Geschehen in der Gegenwart? Und er möchte auch wissen: woran liegt es? Was ist damals alles passiert? Warum ist Maggie zu der geworden, die sie ist? Warum ist Nula so wie sie ist? Die Rückblenden sind spannend, und die Spannung reisst nicht ab wegen der Handlung in der Gegenwart. Die Autorin hat die Handlungsstränge gut miteinander verwoben.
Der Anfang des Buches ist einfach toll. Für das Buch hatte ich mich wegen der Thematik entschieden. Dann lese ich die ersten 8 Worte, und damit ist bereits geklärt, was in dem Buch passieren wird. Man bekommt es einfach vor den Kopf geknallt. Und dann wird es geheimnisvoll und verwirrend. Ein heftiger Anfang, der einem den Atem stocken lässt. Man kann gar nicht anders, man muss weiterlesen.
Das Ende ist auch heftig. Der Leser fiebert mit, als Nula selbst initiativ
wird. Und dann, wenn man sich bequem zurücklehnt, und wenn man denkt,
das Heftigste ist vorbei, dann kommt noch was...
Fazit
Ein brisantes Thema literarisch hochwertig aufbereitet, psychologisch in die Tiefe gehend.