Das Kaffeemonster und ich

Von Berlinerbande @berlinerbande

Was mich zu früher (Urlaubs-)stunde aus dem Bett trieb, weiß ich nicht genau.

Ich versuche auf leisen Sohlen durch die Wohnung zu schleichen, um meine schlafenden Lieben nicht zu wecken. Weit komme ich nicht, denn mir fehlt mein morgendlicher Kaffee. Bisher hat mein Schatz diesen zubereitet und ich konnte ihn direkt nach dem Aufwachen genießen. Doch er schläft noch. Und ich werde ohne Kaffee nicht munter.

Da steht sie: die Wunderkanne, mit der Stephan bisher Kaffee zubereitet hat.

Schon ein hässliches Ding, wenn ich so an meine edle Maschine zu Hause denke. Aber egal: ich brauche Kaffee und sie soll ihn mir geben!

Optimistisch öffne ich ihren Deckel und sehe: nichts (na gut, ausser Kaffeeresten nichts). Offensichtlich verbirgt sie ein Geheimnis vor mir.

Ich drücke vorsichtig hier und schraube fester dort… Doch nichts bewegt sich.

Leicht verwirrt sitze ich plötzlich auf dem Sofa gegenüber der Küche und starre hasserfüllt auf die Kanne. Doch auch noch so böse Blicke in ihre Richtung helfen nicht. Sieh steht dort und scheint mich auszulachen. Doch ich brauche immer noch Kaffee. Mein Gehirn scheint auch noch nicht so recht erwacht, denn bis ich auf die Idee komme, dass benötigte Wasser einfach anders zum Kochen zu bringen, vergeht eine geraume Zeit.

Also schleppe ich meinen müden Körper zu den wenigen Schränken, um eine andere Wasserkochlösung zu finden. Leider quietschen die Schranktüren so sehr, dass ich dieses Unterfangen schnell beende. Meine beiden Süßen wollte ich eigentlich noch nicht wecken.

Mein koffeindürstender Blick fällt immer wieder auf die Kanne, die mittlerweile einen unschuldigen Blick aufgesetzt hat. Doch mich kann sie nicht täuschen! Langsam bekomme ich das Gefühl, dass sie nur von Männerhänden berührt werden möchte.

Selbst ein einfühlsames Wecken meines Schatzes ziehe ich mittlerweile in Erwägung. Vielleicht, wenn ich ihn ganz liebevoll frage… Aber nein: ich bringe es nicht übers Herz, sondern leide lieber weiter.

Mit einem Buch bewaffnet ziehe ich mich auf der Terrasse in meinen Liegestuhl zurück. Aber auch Lesen funktioniert noch nicht. Nach ein paar Seiten gebe ich meine Lieblingsbeschäftigung auf. Das Leben kann so grausam sein. Und Kaffeekannen auch…

Gerade, als ich überlege mit welchen Drohungen ich diese blöde Kanne zum Kaffee kochen bringen kann, höre ich wunderbare Geräusche aus der Wohnung: mein Mann ist erwacht!

Er hat auch ziemlich schnell ein Einsehen mit mir und dreht der (frauenfeindlichen) Kanne den Bauch auf. Aha… Das hatte ich vorhin auch schon versucht! Dieses Miststück!

Dann geht alles ganz einfach: Wasser einfüllen, Kaffeepulver dazugeben, zusammenschrauben und die Kanne auf die Gasflamme des Herdes stellen. Nicht lange und sie beginnt mit zärtlichen Rufen meinem Schatz zu signalisieren, dass der Kaffee zubereitet ist (sie weiß wohl nicht, dass ich diese Tasse bekomme). Na warte, in den nächsten Tagen ergibt sich bestimmt wieder eine Gelegenheit, dass ich Kaffee zubereiten möchte. Dann schraub ich so lange an Dir rum, bis ich es geschafft habe!

Kann doch nicht sein, dass ich gegen so eine Kanne (ein zweites Mal) verliere…

Auch solche Erlebnisse können einen in einem fremden Land ereilen. Mir so passiert am 24.06.2013 – was vorher geschah und wie es weiter ging, könnt Ihr auf der Übersichtsseite erfahren.