Das jüngste Gericht – Teil 3

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Im untersten Geschoss des weissen Hauses, tief unter der Erde, starrten der Präsident und seine engsten Berater gebannt auf den Bildschirm mit der laufenden Pressekonferenz in New York.

Gerade zeigte die Kamera einen Mann aus der vordersten Reihe, der aufstand und der Frau in Rot zurief:

„Sie sind nicht Gott, Sie sind ein Alien, das mit seinem Raumschiff gekommen ist, um die Erde zu erobern.“

„Wer zum Teufel ist der Kerl?“, fragte der Vizepräsident.

„Einer unserer Agenten“, entgegnete der Geheimdienstchef. „Wir haben ihn als Journalist eingeschleust.“

„Psst“, machte der Präsident.

„…Sie kommen aus einem anderen Sonnensystem, vielleicht sogar durch ein Wurmloch aus einer anderen Galaxie und haben es auf unseren Planeten abgesehen“, rief der Mann und fuchtelte dazu mit den Armen.

Das SWAT Team hatte inzwischen die Läufe der Waffen auf ihn gerichtet.

„Hoffentlich übertreibt er es nicht“, sagte der Vizepräsident.

„…Ich komme weder aus einem anderen Planetensystem, noch aus einer anderen Galaxie dieses Universums“, antwortete die Frau in Rot…“

„…woher kommen Sie dann?“, rief der Mann aufgeregt.

Da stürzten sich drei Männer mit Sonnenbrillen auf den Mann und wollten ihn aus dem Saal führen.

„Halt!“ Rief die Frau in Rot. Gleichzeitig lösten sich die Männer mit den Sonnenbrillen in Nichts auf. Frauen kreischten, Unruhe entstand unter den Anwesenden und die Männer des SWAT-Teams fummelten an ihren Ohrhörern. Statt Anweisungen hörten sie darin Musik. Eine Frau sang in einer Sprache, die sie nicht verstanden, begleitet von einem Instrument, das sie noch nie gehört hatten.

„Sollen wir jetzt die Bombe zünden, Herr Präsident?“, fragte im Keller des weissen Hauses einer der Generäle.

„Wir würden damit einen riesigen Fehler begehen“, entgegnete ihm die Aussenministerin.

„Wegen des Kollateralschadens? Ich bitte Sie! Es geht hier um das Überleben unserer Nation. Ob dabei halb New York in Schutt und Asche gelegt wird, ist irrelevant. Ausserdem können wir das nachher den Aliens in die Schuhe schieben.“

„Es geht mir nicht um New York. Die Aliens werden sicher vom Raumschiff aus zurückschlagen.“

„Darum starten wir gleichzeitig die Atomraketen, zusammen mit den Russen…“

„Psst“, machte der Präsident. „Wir verpassen sonst die Antworten.“

Doch im Moment war wieder der eingeschleuste Agent an der Reihe.

„Beweisen Sie uns, dass Sie Gott sind!“, rief er der Frau entgegen.

„Sollen wir jetzt zünden?“, fragte der General im weissen Haus.

Die Frau in Rot, die ihre rot geschminkten Lippen zu einem Lächeln verzogen hatte, fragte zurück:

„Wie stellst du dir das vor, mein Sohn. Vielleicht eine Wunderheilung? Oder indem ich hier Moses oder Johannes auferstehen lasse um Zeugnis abzulegen?“ Nach einer kurzen Pause fuhr sie fort: „Ich könnte auch einen Flugzeugträger auf den Mond versetzen. Doch Gott ist kein Magier, der mit billigen Tricks arbeitet…“

„Jetzt?“, drängte der General im Keller des weissen Hauses.

„Jetzt!“ antwortete der Präsident.

„Gott steh uns bei!“, sagte die Aussenministerin.

„Zum Teufel mit den Aliens“, rief der Vizepräsident.

Gebannt starrten sie auf den Bildschirm. Dort fragte gerade eine Journalistin:

„Wie wird das jüngste Gericht verlaufen, das Sie abhalten wollen?“

„Ganz einfach“, sagte die Frau in Rot. „Die einen kommen in die Hölle, die anderen ins Paradies. Je schlimmer die Bilanz, desto schlimmer die Hölle, je positiver, desto schöner das Paradies.“

„Sie hat nicht gezündet!“, flüsterte der Geheimdienstchef im weissen Haus. „Hoffentlich sind wenigstens die Raketen auf dem Weg zum Alienschiff.“

„Geduld!“, forderte der General und knirschte mit den Zähnen.

In diesem Augenblick schaute die Frau in Rot direkt in die unsichtbare Kamera.

„Sie enttäuschen mich, Herr Präsident“, sagte sie und runzelte dabei ihre Stirn. „Das wird ihre Lebensbilanz nicht verbessern.“

Die Menschen im UNO-Saal sahen sich suchend um. Doch der Präsident war nirgends zu entdecken. Ob die Frau in Rot wirklich Obama gemeint hatte?

Der Agent in der vordersten Reihe – er stand immer noch – wurde leichenblass. Offenbar hatte er den richtigen Schluss aus der Antwort gezogen.

Doch er war nicht der Einzige:

„Die Aliens haben die Bombe entschärft und die Raketen gestoppt. Wir sind ihnen hoffnungslos unterlegen“, sagte der Vizepräsident.

„Schlimmer noch“, sagte der Geheimdienstchef. „Sie muss wirklich eine Art Gott sein.“

„Unser Gott?“, fragte Obama.

„Das sollten wir in Betracht ziehen“, sagte ein kleiner Mann mit einer dicken Brille und einem wirren Haarschopf, der aussah wie ein verrückter Professor.

Fortsetzung folgt

Bild: Bienenschwarm



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