von Amy Hatvany (Übersetzung: Alexandra Kranefeld)
Gebundene Ausgabe: 208 Seiten
Verlag: Blanvalet Verlag (2013)
ISBN: 978-3764505509
erhältlich u.a. bei Amazon
Kurzbeschreibung: Zwei Mütter. Zwei Töchter. Und ein geschenktes Leben.
Hannah Scotts Welt zerbrach an dem Tag, als ihre Tochter Emily bei einem tragischen Unfall ums Leben kam. Nun, ein Jahr später, begegnet Hannah unerwartet der fünfzehnjährigen Maddie Bell, der Emilys Organspende das Leben rettete …
Die Familie Bell jedoch hat ganz eigene Probleme. Maddies Mutter Olivia wird von ihrem Ehemann unterdrückt – doch wenn sie ihn verließe, würde sie ihre Tochter nie wiedersehen. Maddie wiederum sehnt sich nach Normalität. Gemeinsam erkennen die völlig unterschiedlichen Frauen, dass das Leben zwar voller Komplikationen steckt, manchmal aber auch voller Wunder … [Buchcover und Kurzbeschreibung: © Blanvalet Verlag]
Rezension: Der Einstieg gestaltete sich einfach, wenn auch traurig; man wird sofort mit einem Geschehen konfrontiert, was sich keine Mutter (und auch kein Vater) wünscht. Den Aufbau – Erzählstränge aus 3 verschiedenen Sichten – finde ich sehr gelungen, erhält man so doch einen perfekten Zugang zu den Gedankengängen der einzelnen Protagonisten und deren Gefühlswelt. Während Hannah immer noch um ihre Tochter trauert und nur langsam loslassen kann, plagen Maddie (die Empfängerin des Organs) unter anderem Schuldgefühle, da sie nur lebt, weil ein anderer Mensch sterben musste. Und auch ihre Mutter Olivia kann sich nur bedingt über die zweite Lebenschance ihrer Tochter freuen, denn sie kämpft einen anderen Kampf; den Kampf gegen ihren Ehemann.
Das Gesicht der Frau ist rot angelaufen, und ihre Augen treten hervor, sie hat die Handgelenke des Mannes gepackt, als versuche sie ihn abzuwehren.
(Quelle Zitat: “Das Jahr der Wunder” von Amy Hatvany (Übersetzung von Alexandra Kranefeld), Seite 243)
Auch wenn es sich bei dem obigen Zitat nur um eine fiktiv nachgestellte Szene in einem Studienseminar handelt, ist häusliche Gewalt ein weiteres Brennpunkt-Thema in diesem Buch. Und auch hier lernt man: Nicht immer ist Bleiben eine Schwäche, sondern kann von immenser Stärke und Liebe zeugen.
Ein Buch, was zu 99,9% perfekt war; der Schreibstil flüssig, die Geschichte einfühlsam und zum Nachdenken anregend erzählt, die Charaktere wunderbar herausgearbeitet und detailliert gezeichnet, der Schluss hochdramatisch. Hier hätte ich mir allerdings gerne noch einen kurzen Epilog gewünscht, der mich nicht in diesem Gefühlschaos zurückläßt und vielleicht noch die Frage beantwortet: „Haben sie es endlich geschafft, wurde endlich alles gut?“ (die Fragestellung wurde bewußt naiv gewählt, um nicht zu spoilern).
Fazit: Ein Buch, welches verdeutlicht, mit welchen Problemen und Schuldgefühlen die Personen nach einer Organspende zu kämpfen haben; ein Buch, was über die Trauer und die Suche nach Halt und der Gestaltung eines neuen Lebens erzählt. 5/5 Sternen.
16.09.15 | 416 Wörter | 0 Kommentare | © durchgelesen