Originaltitel: Year of Yes
Autor: Shonda Rhimes
Genre: Biografie/Erfahrung
Verlag: Heyne Verlag
Format: Broschiert, 320 Seiten
ISBN:978-3453201309
Ehrlich gesagt, ich hatte keine Ahnung, wer Shonda Rhimes ist und fand viel mehr das Experiment an sich ziemlich spannend. Jetzt weiß ich zumindest, Shonda Rhimes schreibt Drehbücher für ziemlich bekannte und erfolgreiche Serien: Grey’s Anatomy, Private Practice und How to Get Away with Murder.
Zugegeben, obwohl ich jetzt weiß, dass sie Drehbuchautorin ist, habe ich keine dieser Serien je gesehen, aber zumindest kenne ich sie und weiß, dass sie ziemlich beliebt sind. Es kommt im Buch auch immer wieder zur Sprache, aber es war jetzt für mich als „Außenstehenden“ nicht schwer, mir trotzdem Zusammenhänge zu erschließen, weil es eben vordergründig um das Experiment geht.
Zu Beginn lernen wir Shonda kennen, sie beschreibt sich selbst als schüchtern, ängstlich und menschenscheu. Als Kind war es ihre Vorliebe in der Speisekammer zu sitzen und Geschichten zu erfinden, in ihrer eigenen Welt zu verschwinden und auch heute wünscht sie sich ab und an noch eine Speisekammer. Meine Befürchtung war ein wenig, wir haben es hier wieder mit einem Menschen zu tun, der sowieso schon selbstbewusst ist und nur irgendwelche sinnlosen Phrasen in die Welt hinausposaunt, doch die schöne Überraschung für mich war: ich glaube Shonda Rhimes Worte. Sie scheint wirklich ein eher introvertierter Mensch zu sein, der nicht das große Publikum sucht. Nun ist es als Drehbücherautorin so, dass man die ein oder andere Einladung erhält, eine Rede zu halten oder in einer Talkshow aufzutreten. Bis jetzt hat sie sich davor gedrückt, doch es ist ihre eigene Unzufriedenheit, über ihre Schüchternheit, die sie dazu veranlasst, ein Jahr lang zu allem Ja zu sagen.
Ein mutiger Schritt und sicherlich haben viele schüchterne Menschen schon einmal diesen Entschluss gefasst, aber wie leicht ist es, sich vor seiner Entscheidung zu drücken, zu sagen, vielleicht doch lieber morgen. Shonda weiht ihre Umgebung ein, spricht mit ihrer Familie, ihren Freunde und ihrem PR-Manager, besonders letzterer freut sich unglaublich, weil klar, PR bedeutet Öffentlichkeit. Es sind auch diese Menschen, die sie immer wieder daran erinnern, dass sie selbst sich entschieden hat, Ja zu sagen. Zumindest am Anfang des Experimentes denke ich, hilft es ihr, doch nicht alles wieder zu kippen. Allerdings ist Shonda auch sehr ehrgeizig, ich denke, sie hätte es sich auch niemals erlaubt, aufzugeben.
Der Schreibstil ist locker und leicht, besonders der Witz kommt nicht zu kurz und da nimmt sich Shonda Rhimes auch gerne mal selbst auf die Schippe. Zum Beispiel herrscht in der Familie Rhimes ein ziemlicher Wettkampf – es geht oft einfach nur ums gewinnen, sei es jetzt bei Brettspielen oder wirklich wichtigen Stationen im Leben und dieser Wettkampf schwappt ein wenig auf den Leser über. Hab ich Shonda nämlich ein wenig kennengelernt, weiß ich jetzt gewiss, wenn sie eines nicht leiden kann, dann verlieren. In ihrer Welt muss man etwas erreichen, um stolz sein zu können. Mit erreichen ist Erfolg gemeint – Träumer sind ihr zuwider, wer träumt, arbeitet nicht – ihr Motto nicht träumen sondern machen. Diese Einstellung war doch an ein oder anderer Stelle ziemlich extrem, schön zu lesen ist aber auch, sie weiß über ihre Einstellung Bescheid, sie sagt auch selbst von sich, ein Workaholic zu sein. Ob diese Art und Weise eine gute ist, nun, diese Entscheidung bleibt jeden selbst überlassen.
Spannend für mich zu sehen war auch, wie viel Arbeit hinter einer TV-Serie steckt, wenn geben jede Woche eine Folge abgeliefert werden muss und es keine Möglichkeit für eine Verzögerung gibt.
Shonda Rhimes ist schön, erfolgreich und selbstbewusst, aber auch sie hat Tiefen hinter sich, Zeit in denen sie unter ihrer Schüchternheit verschwunden ist und ist auch ihr Talent nicht vom Himmel gefallen, mir ein wenig geholfen, sie nicht auch Wunderkind zu sehen, war die Tatsache, dass sie das Drehbuch zu „Crossroad – Not a Girl“ mit Britney Spears geschrieben hat und wer den Film gesehen hat, weiß, das Grey’s Anatomy eine ganz andere Liga ist.