Das ist WischWasch: Timeline aufräumen

Über die Feiertage habe ich begonnen an einem Tool zu arbeiten, das mir hilft meine Twitter-Timeline aufzuräumen: WischWasch.
wischwasch-tutorial

Die Funktionsweise ist einfach. Ein Kartenstapel mit Tweets. Je Tweet kann man entscheiden, ob man ihn gut findet oder nicht. Gute Tweets nach rechts schieben (Maus, Touch oder Pfeiltaste), schlechte Tweets nach links. In einer Tabelle wird angezeigt wie viele Tweets von welchen Accounts positiv bzw. negativ bewertet wurden. Durch Klick auf die Tabellenüberschrift kann sie danach sortiert werden. Der Prozess ist ähnlich meinem bisherigen Aufräumen. Wenn mir auffällt, dass eine Person Tweets schreibt, die mich alle nicht interessieren oder unnötig aufregen, entfolge ich sie. Mit WischWasch passiert es explizit und nicht auf meiner ungenauen Erinnerung basierend.

Technik: Google App Engine, Flask, jQuery

Für die erste Version habe ich mich an „better done than perfect“ gehalten. Kein eigener Server, sondern Google App Engine und dem dortigen Datastore, gae-init als Basis, weil es sowohl für Front- als auch Backend viele praktische Dinge mitbringt und viel jQuery im Frontend, weil der Codeschnhipsel für das Swipen, mit dem ich begann, darauf basiert. Sowohl Python als auch JavaScript sind sehr chaotisch und sollten bald aufgeräumt werden. Am liebsten würde ich komplett auf React JS umsteigen, aber mal schauen wie ich Zeit habe.

Der komplette Code ist auf Github und ich freue mich über jeglichen Input. Sei es Feedback oder auch Hilfe beim Coden.

Hintergrund: Viele Tools für Unternehmen, wenig für Konsumenten

Ich mag Twitter. Ich nutze es seit Jänner 2008 mit unterschiedlicher Intensität. Derzeit habe ich drei persönliche Twitteraccounts, die ich mehrmals pro Woche nutze. Insgesamt habe ich bisher etwa 50 000 Tweets veröffentlicht und vermutlich das hundertfache davon gelesen. Mir ist Konsumieren und Produzieren wichtig.

Es gibt eine Vielzahl an Tools für Unternehmen und dort vor allem mit Fokus auf das Produzieren. Anscheinend ist dort das Geld. Unternehmen wollen es möglichst einfach haben Klicks zu generieren. Oder möglichst effizient Support leisten. Twitter hat schon den Markt für Drittanbieter-Clients zerschlagen. Die eigenen Apps werden teilweise nicht einmal von Twitter selbst entwickelt. Es gibt immer wieder Anmerkungen, dass viele Twittermitarbeiter_innen Twitter nur wenig oder sehr anders nutzen als die Kernnutzer_innen. Die Folge sind Entscheidungen, die ich zwar nachvollziehen kann, aber nicht gut finde.

Es gibt ein paar Apps, die sich dem Konsumieren von Tweets verschrieben haben, aber diese fokussieren meist auf das Zusammenfassen von Tweets/Links, wodurch sie Symptome statt Ursachen bekämpfen. Es gibt viel Lärm auf Twitter und wenn man seine Timeline nicht pflegt, wird es immer lauter. Weil man den falschen Leuten folgt, weil Menschen sich ändern und sich für Themen interessieren, mit denen man selbst nichts anfangen kann. Und so weiter. Das Kuratieren der Timeline ist eine nie endende Aufgabe. Es nicht zu machen führt zu einer Reduktion des Nutzen von Twitter und viele verlieren dadurch komplett die Lust daran. Sich darum zu kümmern ist aufwändig, vor allem wenn man vielen Leuten folgt.

Ich glaube nicht, dass man das Aussortieren der Timeline automatisieren kann. Das wird etwa über diverse Blocklisten versucht, aber die sind meist sehr spezifisch und von der eigenen Realität entfernt. Jede Person hat unterschiedliche Interessen und entsprechend sollte auch der Feed unterschiedlich sein. Das ist das Tolle an Twitter: Es gibt keinen Algorithmus, der versucht zu erraten, was mich interessiert und was nicht, sondern ich bestimme über die Accounts, denen ich folge, was ich konsumieren möchte. (Hoffentlich bleibt das trotz diverser Experimente.). Umso wichtiger ist Pflegen. Ich habe über diverse Möglichkeiten nachgedacht, am Ende bin ich aber immer dazu zurück gekommen, dass jede Person selbst ihre Timeline beurteilen und entscheiden muss, was ihr gefällt und was nicht. Mit WischWasch mache ich den Prozess einfacher, aber es muss dennoch tweetweise entschieden werden.

Ideen & Pläne: Automatisierung und Ausweitung

Die Entscheidungen sind interessante Daten und könnten auf unterschiedlichste Weise ausgewertet werden. Sei es Empfehlungen für individuelle Blocklisten (Wörter, URLs): „Du hast alle Tweets, die eine URL zur Seite XY enthalten haben, negativ bewertet. Möchtest du die URL in deine Blockliste aufnehmen?“, oder Empfehlungen: „Diese Tweets wurden von Personen positiv bewertet, die die gleichen Tweets positiv bewertet, wie du.“. Natürlich wären auch diverse Listen möglich: „Accounts, deren Tweets vor allem positiv bewertet wurden“. Finde ich teilweise problematisch. Derzeit werden keine Bewertungen in der Datenbank am Server gespeichert, sondern alles nur im lokalen Speicher des Browsers. Der Server ist nötig für das Abrufen neuer Tweets, weil Twitter es aus Sicherheitsgründen verbietet Tweets direkt aus dem Browser über die API abzufragen. Das zentrale Speichern könnte irgendwann eine Premiumfunktion sein. Mit zusätzlichen Auswertungen. Aber alles noch als wirre Ideen.

Mir ist wichtig, dass WischWasch für mich nützlich ist. Wenn es anderen Menschen auch hilft, freut es mich und wenn wir es gemeinsam verbessern können, umso besser. Sollte eine Idee in eine ganz andere Richtung gehen, ist jeder frei den Code zu nehmen und dahingehen anzupassen.


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