Ich erinnere mich noch. Vor drei Monaten, da gingen sie alle raus auf die Straße, feierten gemeinsam jeden Sieg der Deutschen Elf. Deutsche und “Deutsche mit Migrationshintergrund” – um es politisch korrekt auszudrücken – feuern Seite an Seite die Nationalelf an. In den Medien rumorte es. Integration mal anders. Es geht eben doch miteinander.
Heute: Ich fühle mich, als befände ich mich in den finstersten Tagen seit Jahren, vielleicht sogar meines Lebens, solange lebe ich ja schließlich noch nicht. Die Medien sprechen von gescheiterter Integration, Seehofer gibt von sich “Multikulti” sei tot. Was ist geschehen? Ich werd nicht mehr! Ich weiß ja, dass im Zeitalter des Internets alles viel schneller von dannen geht, als es noch vor 100 Jahren je vorstellbar gewesen wär. Doch dass innerhalb lausiger drei Monate die Stimmung eines ganzen Landes so dramatisch umschwingen kann. Dass ein Mensch, der viel von sich hält, von dem man aber nichts halten kann, in der Lage ist, mit ein paar polemischen Phrasen eine stupide Debatte – nein, ein Geplänkel – anzuregen, das kann ich mir kaum vorstellen. Er reibt sich in die Hände mit den Millionen, die er gemacht hat, und Millionen schlagen sich ihre Hände über den Kopf bei dem Anblick, der sich ihnen bietet. Krasser geht es wohl immer!