Das ist die Realität am Arbeitsmarkt: Wenig Chancen und gute Jobs für Jugendliche!

Von Gerd Bewersdorff @derallrounder

Es immer wieder erstaunlich: die Diskreptanz der Jubelmeldungen von Politik oder Arbeitsamt und der nackten Wahrheit. DGB-Bericht belegt: Geringer Verdienst, nur befristete Jobs – Chancen für Jugendliche sind wenig rosig.

Wo sind sie denn, die tollen Jobs? Bild pixabay


Alles andere als rosig sieht die Situation von jungen Beschäftigten bis 35 Jahre aus. Niedriger Lohn, Stress, kaum Anerkennung. Vor diesem Hintergrund eine Familie zu gründen oder Nachwuchs zu planen, scheint alles andere als auf Rosen gebettet zu sein. „Arbeitsqualität aus der Sicht von jungen Beschäftigten“ heißt der Titel einer ausführlichen Untersuchung des DGB zum Thema „Gute Arbeit“.

Das Durchschnittseinkommen bis 35 Jahre liegt bei 1986 Euro
Jugendbildungsreferentin Tina Malguth von der DGB-Jugend Dortmund-Hellweg hat aus dem Wust von zur Verfügung stehendem Datenmaterial eine Auswertung vorgenommen. Wichtigste Erkenntnisse: Junge ArbeitnehmerInnen bis 35 Jahren leiden oft unter befristeten Arbeitsverträgen und geringen Einkommen. „66 Prozent verdienen weniger als 2500 Euro brutto im Monat“, sagt Malguth, „das Durchschnittseinkommen liegt bei 1986 Euro“. Darüber hinaus habe rund jeder Fünfte nur eine befristete Anstellung und mehr als jeder dritte Arbeitnehmer unter 35 Jahre komme nicht über einen Monatslohn von 1500 Euro brutto hinaus.

Nur selten findet die geleistete Arbeit Anerkennung
Acht Prozent der Jugendlichen gaben an unter guten Bedingungen zu arbeiten, 24 Prozent unter schlechten bis sehr schlechten. 67 % der Jugendlichen machen regelmäßig Überstunden, 37 % mehr als fünf pro Woche. 69 % der Jugendlichen gehen krank zur Arbeit, 43 % bemerken schon jetzt eine zunehmende Arbeitsintensivierung und 35 % können oft in der Freizeit nicht abschalten. Bereits 75 % der Jugendlichen empfinden Arbeitsstress und 41 % bekommen selten oder nie eine Anerkennung über ihre Arbeit.

Vor allem junge Frauen machen sich berufliche Zukunftssorgen
Bei den jungen Frauen machen sich 28 % Sorgen um die berufliche Zukunft, bei den Männern sind es 17 %. Regelmäßig herablassende und respektlose Behandlung beklagen 17 % der jungen Frauen, bei den Männern sind es 6 %. Unbezahlt für den Job arbeiten 20 % der jungen Frauen in ihrer Freizeit, bei den Männern 9 %. Sogar 64 % der Jugendlichen glauben nicht, dass sie betriebliche Aufstiegschancen haben.  Weibliche Jugendliche beispielsweise arbeiten mehr als doppelt so oft (40 %) in atypischer Beschäftigung wie männliche (19 %) und 74 % der jungen Teilzeitbeschäftigten sind Frauen.
Junge Beschäftigte unter 35 Jahren, so die Ergebnisse aus der umfangreichen Studie, sind dreimal so oft (15 %) befristet in Arbeit wie über 35-Jährige (5 %). 14 % der unter 30-Jährigen arbeiten in Minijobs. Schon 58 % der Jugendlichen wünschen sich mehr Personal am Arbeitsplatz, um die anstehenden Aufgaben zu erledigen.
Insgesamt machen die Zahlen deutlich: Job-Zufriedenheit und Zukunftssicherheit sind bei vielen jungen Beschäftigten eher gering. „Wertschätzung, Arbeitsplätze mit Perspektive und Einkommen, von denen man anständig leben kann, sind immer mehr die Schlüsselwörter für die Zukunft“, merkt Jutta Reiter, Geschäftsführerin des DGB Dortmund-Hellweg, an. „Von den jungen Menschen wird erwartet, dass sie bis zum Alter von 67 Jahren arbeiten, aber die Arbeitsqualität in Unternehmen ist oftmals so, als würden die Arbeitgeber meinen, dass das ja nicht bei ihnen sein müsse“. Damit, so Reiter, werde der demographische Wandel nicht bewältigt.
Jutta Reiter: „Befristete Arbeitsverträge nicht mehr zulassen“
Ein erster Schritt aus dem Dilemma wäre für Jutta Reiter eine Änderung in den politischen Rahmenbedingungen: „Einfach keine befristeten Arbeitsverträge mehr zulassen“. Es sei denn, es liege ein Grund für die Befristung vor, wie Elternzeit oder Krankheitsvertretung. Mit Blick auf die unterschiedlichen Chancen von jungen Männern und Frauen mahnt Tina Malguth mehr Geschlechtergerechtigkeit auf dem Arbeitsmarkt an: „Junge Frauen arbeiten deutlich häufiger in Teilzeit oder in Minijobs befristet als junge Männer“. Hintergrund: weibliche Jugendliche arbeiten mehr als doppelt so oft (40 %) in atypischer Beschäftigung wie männliche (19 %). Gute Arbeitsbedingungen seien aber für beide Geschlechter nötig.
Hier gibt es den Bericht als PDF zum Download:
Bericht Arbeitsqualitaet-aus-der-Sicht-von-jungen-Beschaeftigten-5-Sonderauswertung-zum-DGB-Index-Gute-Arbeit 
Quelle nordstadtblogger.de
Ob nun Haupt- oder Realschüler, Abiturenten oder Studenten: viele fristen ihr Arbeitsleben leider von Beginn an in Call Centern, Zeitarbeit,  Minijobs und anderen prekären Beschäftigungen. Zu viel!
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