Vor jeder Reise quäle ich mich tagelang mit der zermürbenden Frage, welche Kamera ich mitnehme. Ich hab diesem furchtbaren Umstand ja bereits ein eigenes Kapitel in meinem Buch gewidmet. Glücklicherweise Dummerweise steht mir ein riesiges großes Arsenal verschiedener Kameramodelle unterschiedlicher Formate zur Verfügung. Ich kann von der kleinen Kompaktkamera bis hin zur Grossformat-Kamera so ziemlich jedes Bildformat abdecken und es macht mich fertig!
Auch bei meiner letzten Reise auf die wunderschöne Insel Usedom, zermatterte ich mir tagelang den Kopf, um am Ende ALLE Kameras mitzunehmen. Mit dabei die Nikon D90 (weil schön leicht), die Nikon D3s (wenn man mal was WICHTIGES fotografieren will), die Pentax67 (mit der ich eigentlich fotografieren wollte) sowie mein allerneuestes Baby meine “Jack Cousteau” im Grossformat (für diverse Tests – hierzu diese Woche noch eine extra Blogpost). Hinzu kommt natürlich noch ein Koffer voller Objektive, damit ich immer schön flexibel bin. Und was soll ich sagen? Am Ende hab ich mit meinem iPhone fotografiert weil ich es immer dabei hatte. Pah!
Nachdem ich an den ersten beiden Tagen ausschliesslich mit dem iPhone fotografiert hatte, beschloss ich, mich nun diesem Experiment konsequent hinzugeben und zu testen, was mir fehlen würde und wie weit ich käme.
Das iPhone hat für mich eine ganze Reihe verschiedener Vorteile gegenüber “Offline Knipsen”: Es ist leicht, immer dabei und hat fantastische “On Board” Bearbeitungsmöglichkeiten. Dazu kommt, dass ich die Welt sofort via Flickr, Facebook und Twitter mit meinen Ergebnissen langweilen kann. Auch nicht zu vergessen: Ich habe die Bildergebnisse permanent “am Mann”- auch nach dem Urlaub”.
Nachteil: nur eine Brennweite (das hat meine Grossformat aber auch), eine doch recht knappe Auflösung von 8MP (wir wissen, dass das für normale Abzüge völlig ausreicht) und: ich hab das iPhone immer dabei! Im Urlaub permanent das iPhone “am Mann” zu haben, hat nicht nur Vorteile – ihr wisst was ich meine!
Okay, schauen wir mal, wie weit ich gekommen bin (alle folgenden Links sind iTunes und/oder amazon Affiliate-Links, was heisst, dass ich dadurch unendlich reich werde und ihr nicht )
Bild 1
Ich möchte die Stimmung unseres wunderschönen Ferienhauses einfangen und entscheide mich für diese Aufnahme (klick macht groß):
Das Bild wurde mit dem iPhone-App “CrossProcess“ (1,59€) geschossen. Ich mag das App, weil es einen vergleichsweise subtilen Crosseffekt hinzufügt.
Bild 2
Ich gehe Brötchen holen und die Sonne knallt (klick macht groß):
Das Bild wurde recht fix in Snapseed (3,99€) bearbeitet und anschliessend mit einem Bild-Rahmen in Camera+ (0,79€) versehen, die auch für die Beschriftung zuständig ist.
Snapseed kommt aus dem Hause NIK und entwickelte sich mit der Zeit zu meinem iPhone-Bildbearbeitungs-App- Nr. 1, weil es so einfach wie effektiv arbeitet. NIK konnte mich ja schon mit den NIK-Color-Efx beeindrucken, mit denen ich meine übrigen Bilder in Photoshop bearbeite. Snapseed gibt es übrigens auch für das iPad (auch 3,99€) und spielt dort, ob der größeren Bearbeitungsfläche, erst recht seine Stärken aus. Ein “Must Have”!!
Mit Snapseed lassen sich auch abgefahrenere Look kreieren:
Bild 3
Ich gebe zu, das ist nicht jedermanns Sache, deshalb mal ein Beispiel, dass es auch wesentlich entschärfter geht:
Bild 4
Am Strand von Ahlbeck fand ich dieses alten Kutter (klick macht groß):
Dieses Foto ist wahrscheinlich für all jene interessant, die mit “Kaputtmachfiltern” nicht viel Anzufangen wissen. Natürlich muss man nicht alles Bilder nachträglich mit Apps in alte analog-Bilder verwandeln, um sie erträglicher zu machen. Dieses Foto wurde wieder mit Snapseed und dem “Drama” Filter bearbeitet und anschliessend mit einer Sonne aus dem App “LensFlare” (0,79€) versehen. Auch dieses App ist als iPad Version (2,39€) verfügbar und zaubert wunderschöne Sonnen in Dein Bild, wo eigentlich keine sind
Bild 5
In Peenemünde fand ich dieses alte Jagdflugzeug und mir sollte eine Aufnahme davon nicht reichen (klick macht gross):
Solche Triptychons (aber auch Polyptychone) lassen sich ganz wunderbar mit dem App Diptic umsetzen, welches ebenfalls für das iPad verfügbar ist. Für gerade mal 0,79€ kann man mit der Software wirklich nichts falsch machen. Die Grundbearbeitung in diesem Foto kam wieder von Snapseed und die Sonne von LensFlare.
Bild 6 (klick macht gross)
Ein überaus interessantes App ist Filterstorm. Mit diesem Programm lassen sogar sich ebenenbasierte Aktionen durchführen und eine ganze Reihe von Bildkorrekturen umsetzen. Ich nutze es vor allem, für die schwarz/weiss Umwandlung, weil ich bei Filterstorm die Möglichkeit habe, eine Schwarz/Weiss-Konvertierung über die Farbkanäle anzusteuern. Bei der Fülle an Möglichkeiten geht manchmal ein bisschen die Übersicht verloren, da hat NIK mit Snapseed eindeutig die Nase vorn. Allerdings hat Filterstorm eine ganze Reihe “Hammer-Optionen” die ich in Snapseed vermisse, wie die besagte Schwarz/Weiss-Konvertierung über Farbkanäle oder umfangreiche Beschriftungsoptionen. Auch lassen sich hier EXIF-Daten auslesen, Arbeitsschritte zurückverfolgen und korrigieren oder das Ergebnis in verschiedenen Größen ausgeben…
Kommen wir zum größten und für viele argumentativ schwerwiegensten Gegenargument gegen das iPhone: Die Auflösung:
Bild 7
Die 8Megapixel des iPhones sind wahrlich keine Offenbarung doch lassen sie sich via Panorama-App leicht vervielfachen. Ich nutze für solche
Aufgaben “AutoStich” (1,59€). Die Software macht was sie soll und die Ergebnisse lassen sich in verschiedenen Auflösungen abspeichern. Auch kann man nein Panorama mit der iPhone Kamera schiessen und die Bilder irgendwann später mit Autostich zusammenfügen. Autostich versteht sich auf mehrere Arten von Panoramen – sowohl horizontal als auch vertikal. Einfach und simpel!
Dieses Foto wurde mit Autostich zusammengefügt und dann via Snapseed nachbearbeitet.
Bild 8
Freunde analoger “Kaputtmach-Filter” sei das App LoMob empfehlen (klick macht gross):
Ich mag die Fülle an Filtern und die Ergebnisse, die wirklich sehr schön umgesetzt werden. Von Polaroid Filtern bis hin zum ”thru the Viewfinder” Look, hat man eine wirklich grosse Auswahl al Farb- und s/w Filtern. Ein weiteres Must Have im Analog-kaputtmach-Wettbewerb ist Hippstamatic – aber das kennt wohl jeder, oder? Mit diesem App verwandelt man sein iPhone einfach in eine alte, klapprige Kamera, bei der sich sogar Filme und Objektive wechseln lassen. Allerdings ist die App so erfolgreich, dass sich der Look reichlich ausgelutscht hat:
Die Bearbeitung der Fotos erledige ich immer schnell und zügig, meist direkt danach auf dem Heimweg. Natürlich muss ich mir – und das ist wirklich ein Nachteil – permanent den Spruch anhören: “Nun leg es doch einmal weg, verflucht!” Trotzdem – was will ich mehr? Es gibt mittlerweile sogar eine eigene Kunstform dafür “iPhoneography” und – yeah – wenn mich einer fragt, dann bin ich ein “iPhoneograph” Regelmässige Besucher und Freunde wohldosierter Unterhaltungskunst wissen ja seit Wochen, dass ich eine eigene Rubrik hier im Blog habe, in der ich meine Ergebnisse aus dem iPhone direkt poste: www.stilpirat.de/iphone-stream/
Ich muss nicht weiter betonen, dass ich von sowohl von den Möglichkeiten, als auch von den Ergebnissen begeistert bin und den Handschmeichler immer bei mir führe. Ich nutze das iPhone auch als Belichtungsmesser, als GPS-Tagger, als LocationScout, als Photo-Buddy zur Berechnung der Schärfentiefe, des Sonnenstandes, der Faltenbalg-Belichtungs-Korrektur… Es ist mein Büro, meine E-Mail Sammelstelle, mein Notizbuch und vieles mehr. Und es mach verflucht geile Fotos!
Nikon? D4? Tse!