Das Interview


Das InterviewKürzlich, lieber Leser, hatte ich die Ehre, dem großartigen Literaturblog druckstelle und seiner Betreiberin Franziska Kümmerling für ein Interview Rede und Antwort zu stehen. Ich möchte es nicht versäumen, dir ebenjenes Interview als Loseblatt zur Verfügung zu stellen. Viel Spaß beim Lesen:
Schubladen sind ja ganz praktisch. Zumindest für Dinge, die wohin sortiert werden müssen. Schublade auf, rein damit, Schublade zu. Schild an Schublade. Wiederfinden leicht gemacht. So die Theorie. Hm, und was ist mit dem Oberstübchen? Martin Gehring schreibt Limericks. Unter anderem. Prosa ist auch schon mal dabei. Dann noch die Cartoons. Diese wunderbaren Cartoons!
Ja! Doch! Keine Frage! Oberstübchenrat Gehring ist für mich Autor und (bildender) Künstler. Hier im Blog landet er damit in beiden Kategorien. Jawoll! Er schreibt und er macht Bilder. Ein Kreativer. Seine Cartoons illustrieren nicht nur das Geschriebene, so wie seine Texte nicht allein seine Zeichnungen beschreiben. Freilich, Schreiben ist auch eine Kunst. Auch hier kein Streit. Doch Bild und Text aus einem Kopf, von einer Hand, das ist schon Luxus!
Und weil sich der so sympathische Reimwerker in seinem Autorenblog wie auch in den „Notizen aus dem Oberstübchen“ eher kurz fasst, hier seine Antworten in voller Länge. Ich bedanke mich herzlich bei und übergebe das Wort an Martin Gehring…
1. Einstieg: Wie bist Du zum Schreiben gekommen? Ist es für Dich Berufung, die Erfüllung eines langen Wunsches, ein Hobby, Teil Deines Jobs etc.
Schreiben war für mich schon immer mehr als ein Hobby. Allerdings hatte ich das Problem, meine Texte (abgesehen von einigen kleineren Theaterstücken) nie zu einem Ende führen zu können. Das änderte sich jedoch, als ich die Blogosphäre entdeckte. Ich habe festgestellt, dass mir das Schreiben in einem Blog wesentlich einfacher von der Hand geht, da ich dabei ein (reales oder eingebildetes) Publikum habe, welches die Texte liest und idealerweise kommentiert. Außerdem ist ein Blog für mich eine Plattform, die mir auf angenehme Weise den direktesten Zugriff auf meine Texte gewährt und mir die Möglichkeit gibt, diese unablässig zu bearbeiten und zu verbessern.
2. Profession: Was heißt es für Dich, Autorin/Autor zu sein?
Zuerst einmal erfordert das Schreiben von mir sehr viel Disziplin. Und es macht jede Menge Spaß. Ich weiß natürlich nicht, wie sich das alles entwickeln wird. Noch habe ich mich nicht mit Dingen wie Recherche befasst, da man das allermeiste, was ich bislang zu „Papier“ gebracht habe, im Bereich der Kopfgeburten verorten kann. Für die Zukunft würde ich mir allerdings schon wünschen, dass es mir gelingt, mein Hobby zu intensivieren und zu professionalisieren.
3. Lokalisation: Wie und wo schreibst Du? Wie sieht Dein ‚Arbeitsplatz‘ aus? Schreibst Du auf Papier oder am PC?
Ich schreibe ausschließlich am PC. Für Notizen und Dinge, die mir unterwegs einfallen, benutze ich ein iPad. Ich habe ein sehr gespaltenes Verhältnis zu Papier als Informationsträger, denn ich neige dazu, Zettel zu verschlampen oder zu verlieren. Je wichtiger die Information ist, desto größer ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass sie mir abhanden kommt. Ich verwende Papier nur zum Zeichnen oder Malen meiner Cartoons, die ich jedoch sofort einscanne oder abfotografiere. Das liegt daran, dass ich direkt am Rechner oder mit einem Tablet nicht besonders gut malen kann, denn sonst würde ich das tun.
4. Organisation: Wie sammelst und organisierst Du Deine Gedanken, bevor Du sie ‚aufs Papier‘ bringst?

Ich habe einen nichtöffentlichen Bereich auf meinem Blog, der zur Ideensammlung dienen sollte. Da steht aber nicht viel drin. Meistens sprudeln die Ideen aus meinem Kopf, um dann möglichst zeitnah umgesetzt zu werden. So etwas wie ein Sketchbook für literatische Gedanken besitze ich nicht. Ich habe allerdings eines, in das ich von Zeit zu Zeit meine Zeichnungen einklebe.
5. Fünfsatz: Worum geht es in Deinem aktuellen Buch „Notizen aus dem Oberstübchen“? Wie unterscheidet es sich von ähnlichen Werken?
„Notizen aus dem Oberstübchen“ ist ein Sammelband, der im Wesentlichen Texte zusammenfasst, die auch in irgendeiner Form auf meinem Blog zu lesen sind.
Neben Gedichten und Aufsätzen enthält das Buch auch zwei Erzählungen und einige Zeichnungen.
Grob gesagt zeigt es einen kleinen Ausschnitt aus meiner Gedankenwelt.
Ich möchte nicht zu viel verraten, aber man könnte sagen, vieles in dem Buch zeigt auf die eine oder andere Weise, was passiert, wenn man seine eigenen Befindlichkeiten in strukturierten Wortanhäufungen zusammenfasst.
Ob und wie es sich von anderen Werken unterscheidet, vermag ich nicht zu sagen. Vielleicht darin, dass ich den Lesern die Gelegenheit gebe, sich selbst und Dinge, die sie berühren, in den Texten und Gedichten wiederzufinden.
6. Motivation: Wann und wie kam die Idee zu diesem konkreten Projekt? Wie war Dein Weg vom Manuskript zum gedruckten Buch?

Ich habe diesen März damit begonnen, die Inhalte, die die Grundlage zu „Notizen aus dem Oberstübchen“ bilden, zusammenzufassen und in eine, mir sinnvoll erscheinende Reihenfolge zu bringen. Zwar hatte ich schon länger die Idee, das zu tun. Doch mit dem Tod meines Vaters wuchs in mir das starke Bedürfnis, etwas zu hinterlassen, das bleibt. Mein Vater war ein sehr kreativer Mensch, doch einiges von dem, was er tat, war flüchtig und ist mit ihm verloren gegangen.
Der Rest war Glück. Ich habe das Manuskript auf Anraten eines mir bekannten Autoren an den Manuela Kinzel-Verlag geschickt und bekam zwei Wochen später die Zusage, dass das Buch publiziert wird. Zuerst war ich etwas kritisch, denn ich hatte die Befürchtung, dass es sich hierbei um einen DKZ-Verlag handeln könnte, was aber nicht der Fall war.
7. Bewerbung: Wie gehst Du mit Reaktionen auf Dein Buch um – Reaktionen auf Lesungen, Kritiken, Social Media etc.? Findet dies Eingang in Dein Arbeiten? 
Ich sehe das alles sehr entspannt, da ich aktuell nicht vom Schreiben leben muss. Die „Notizen aus dem Oberstübchen“ sind mir ein persönliches Anliegen. Ich wollte dieses Buch schaffen und es ist mir gelungen. Nichtsdestotrotz will ich das Buch natürlich verkaufen. Dazu sind z.B. schon Lesungen, ein Radioauftritt und andere Aktionen vereinbart. Zudem hat natürlich auch meine Verlegerin Interesse, mit dem Buch Geld zu verdienen und wird ihren Teil dazu beitragen. Zusammenfassend lässt sich aber sagen, dass die Vorabreaktionen bislang recht positiv ausfallen.
8. Austausch: Wer sind Deine Ansprechpartner rund ums Buch? Kollegen, Familie, Freunde, Verlag, Lektorat, Übersetzter etc.?
Bei technischen Fragen rund um die Umsetzung natürlich der Verlag, mit dem es sich sehr gut zusammenarbeiten lässt. Dann natürlich alle Vorableser wie die Besucher des Blogs, speziell wenn sie Kritik üben oder zumindest kommentieren, die Testleser… Ach eigentlich alle, die irgendwie greifbar sind und zuhören wollen.
9. Gretchenfrage: Wie hältst Du es mit Social Media Aktivitäten? Passen Buch und Social Web zusammen?
Ich bin bei G+ und Facebook und nutze beide Medien auch regelmäßig und zielorientiert. Ich denke schon, dass das zusammenpasst, weil Social Web ein Medium ist, mit dem man den Kreis seiner potenziellen Leser deutlich erweitern kann. Allerdings macht sich das auch nicht von selbst, sondern erfordert einiges an Fleißarbeit.
10. Eigenwill: Welche Frage müsste ich Dir unbedingt stellen? Und was würdest Du darauf antworten? Wo siehst du dich mit deinem Werk in, sagen wir mal, 5 Jahren?
Na endlich, die unvermeidliche Businesskasperbewerbungsgesprächfangfrage. Aber mal im Ernst: Ich habe mir vorgenommen, in irgendeiner Form jedes Jahr 2 Bücher zu veröffentlichen. Mehr wäre besser. Und ich würde mir wünschen, eines Tages mit dieser schönen und erfüllenden Tätigkeit wenigstens einen symbolischen Teil meines Lebensunterhalts bestreiten zu können.

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