Das Internet als eigentumsfreie Zone

Über das Urheberrecht wird derzeit viel diskutiert, vor allem über die Probleme, Urheberrechte im Internet durchzusetzen. Als vor allem im Internet publizierender Urheber – und damit meine ich nicht meine Bloggerei, die ist tatsächlich reine und absolut unkommerzielle Freizeitbeschäftigung (bei der ich endlich mal schreiben kann, was ich tatsächlich denke) – habe ich prinzipiell ein Interesse daran, dass ich für das, was ich produziere, auch bezahlt werde. Das ist ein großes Problem, denn viele Internet-Nutzer zahlen tatsächlich nicht gern für Inhalte – aber ich muss halt auch mal was essen und die Miete zahlen.

Es gibt selbstverständlich verschiedene Möglichkeiten, das zu erreichen: Ich suche mir einen anderen Job, schließlich bin ich ein freier Mensch. Aber in vielen Bereichen sieht es auch nicht gut aus, die so genannten Kreativjobs werden in der Regel schlecht bezahlt – ja, und genau: diese blöde Kostenlos-Konkurrenz im Internet. Ich kann auch versuchen, aus meinem Garten zu leben und wenn das nicht reicht, nebenbei an der Tanke oder bei MacDonalds jobben. Oder auf Altenpflege umschulen – das wird zwar auch schlecht bezahlt, aber da werden Leute gebraucht. Offenbar bin ich einfach zu unflexibel.

Ich könnte natürlich auch für eine so genannte Kulturflatrate sein, dann müssen halt alle zahlen, genau wie fürs Fernsehen. Die GEZ zockt mir auch jeden Monat 17,28 Euro ab, obwohl mir das meiste, was im Fernsehen kommt, überhaupt nicht gefällt. Warum dann nicht auch noch ein ähnlicher Betrag für das ganze Zeugs aus dem Internet, von dem ich das meiste auch gar nicht haben will?!

Interessant finde ich die Position der Piratenpartei zu diesem Thema. Die finden es nämlich unmoralisch, aus rein wirtschaftlichen Interessen einen künstlichen Mangel (Kopierschutz) an künstlerischen Werken herbei zu führen. Nun ist Moral im Zusammenhang Kunst eine schwierige Sache und noch schwieriger wird es mit Raubkopien. Raubkopien sind nämlich keine Kunst. Aber so gelangt die Kunst auf den Rechner eines Kunstinteressierten. Wen interessierten denn dabei die Moral?! Ganz ehrlich: Mich nicht. Die einen finden es unmoralisch, für einen Download im Internet zahlen zu müssen, die anderen behaupten, dass es unmoralisch sei, dafür nicht zahlen zu wollen. Moral führt hier nicht weiter, die macht keinen Künstler satt. Und auch keinen Rechteverwerter – denn an Kunst verdienen die Künstler in der Regel nur den geringsten Anteil.

Eine andere Frage: Warum gilt die Forderung für eine freie Verfügbarkeit eigentlich nur für Kunst? Vor allem: Warum nur für Internet-Inhalte? Es ist doch klar, dass ich in der Musikabteilung, im Kino, der Buchhandlung und auch bei Amazon für alles, was ich haben will, bezahlen muss. Das Internet ist nur ein anderer Vertriebsweg – und keine geheimnisvolle Kunstmaschine, die aus einem wie auch immer gearteten Ding, nur weil es digitalisiert wird, plötzlich Kunst macht. Die allen Menschen kostenlos zur Verfügung stehen muss. Dann könnte man es konsequenterweise auch amoralisch finden, dass aus rein wirtschaftlichen Interessen einen Mangel an Wohnraum, Lebensmitteln, Kleidung und so weiter herbei geführt wird – das sind ja genau wie Kunst alles Dinge, die ein Mensch dringend zum Leben braucht!

Warum also keine Lebensbedarfsflatrate für alle? Das wäre doch mal eine korrekte Forderung. Für, sagen wir, wöchentlich 10 oder 15 Stunden gemeinnütziger Arbeit bekommen alle eine Wohnung und die Konsum-Flat für den täglichen Bedarf. Statt darauf zu bestehen, dass das Internet eine eigentumsfreie oder überhaupt kapitalismusfreie Zone sein solle, könnte man das Ganze auch grundsätzlicher angehen: Warum wird man in dieser Welt überhaupt von allem ausgeschlossen, was man brauchen könnte? Und zwar keineswegs nur im Internet! Auch der totale Online-Freak muss doch irgendwo schlafen und ab und zu mal was essen. Ist das nicht noch viel mehr Menschenrecht als der Internet-Zugang samt dem freien Zugriff auf sämtliche Inhalte?!

Ist das Recht auf geistiges Eigentum denn prinzipiell etwas anderes als das Recht auf Eigentum überhaupt?! Wenn ich mir keine Sorgen um meine Lebensgrundlage machen müsste, dann bräuchte ich kein verdammtes Urheberrecht! Dann könnten alle fröhlich vor sich hin schaffen und sich des Lebens freuen. Und sämtliche Musik, Texte, Videos und auf was die Leute sonst noch kommen, wären frei verfügbar. Das Urheberrecht ist nur notwendig, weil man den Leuten eben abnötigt, von ihrer Arbeit leben zu müssen. Und wenn einer kein Mietshaus besitzt oder keine Gurkenfabrik, sondern versucht, sich von geistiger Arbeit zu ernähren, dann wird das ziemlich schwierig. Sofern man nicht im öffentlichen Dienst ist.

Ich gehe mal davon aus, dass es für jeden durchschnittlichen Piraten klar geht, dass er seine Brötchen bezahlen muss, seine Bionade oder seine Jeans und natürlich seinen Laptop. Auch Miete zu zahlen geht für die meisten Leute okay – solange keine “überhöhten” Mieten verlangt werden. Dass man für so ziemlich alles ständig und immer wieder bezahlt, ist für eine relevante Mehrheit der Menschen – und darunter fallen bestimmt auch die meisten Piraten – völlig selbstverständlich. Warum eigentlich?! Nur weil man einen Liter Milch, die Packung Spaghetti und das Tomatenmark nicht auf seinen Laptop laden kann?!

Die Diskussion ums Urheberrecht könnte ein handfester Anlass dafür sein, die Eigentumsfrage an sich neu zu stellen. Aber dazu müsste man auch mal ernsthaft über Wirtschaft, Politik und Gesellschaft nachdenken – und so wie die Piraten derzeit agieren, wird das vermutlich nichts.


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