Das innere Korsett – Gabriela Häfner und Bärbel Kerber

Frau Sabienes sagt

innere korsett

Wie Frauen dazu erzogen werden, sich ausbremsen zu lassen

Aus dem Klappentext:

Frauen dürfen heute alles – und kommen trotzdem nicht voran. Geblendet von einigen Beispielen erfolgreicher Karrierefrauen, übersehen wir, dass Frauen heute keineswegs vorpreschen, sie treten auch nicht auf der Stelle, sie rudern viel eher zurück. Frauen Feigheit vorzuwerfen, ist allerdings zu kurz gedacht. Vielmehr handelt es sich um Mechanismen, die ihnen von klein auf anerzogen werden und wie ein inneres Korsett wirken. Zwar werden Mädchen dazu ausgebildet, beruflich durchzustarten, zugleich wird von ihnen jedoch erwartet, liebevoll und fürsorglich zu sein. Umsicht und Sanftmütigkeit helfen ihnen aber im Arbeitsleben – und auch in Auseinandersetzungen mit dem eigenen Partner – nicht weiter. Maßnahmen wie beispielsweise die Frauenquote haben nur begrenzten Einfluss, denn sie setzen viel zu spät an. Dieses Buch zeigt, wie Mädchen in der Pubertät ihr Selbstvertrauen verlieren und Frauen immer noch durch uralte Rollenbilder ausgebremst werden. 

Die Autorinnen

Bärbel Kerber, Jahrgang 1963 hat in Wirtschaftswissenschaften promoviert und arbeitet als freie Journalisten und Autorin.
Gabriela Häfner, Jahrgang 1969 arbeitet nach ihrem Studium in Kultur- und Politikwissenschaften ebenfalls als freie Journalistin. 
Beide Autorinnen betreiben das Onlinemagazin Miss Tilly.de, das wirklich einmal einen Besuch wert ist.

Das innere Korsett – Meine Meinung

Das Buch klingt im Klappentext sehr ambitioniert und man wird beim Lesen nicht enttäuscht. Die Autorinnen haben für ihr Werk etliche Fakten zusammengetragen, deren Richtigkeit man als Skeptiker an Hand einer ausführlichsten Quellenangabe im Abspann auch nachprüfen könnte.
Und die Fakten sind tatsächlich so niederschmetternd, als hätte es niemals im Leben sowas wie eine Frauenbewegung gegeben. Denn selbst wenn die Mädels heutzutage ermuntert werden, frech zu sein, auf Bäume zu klettern und sich nicht nur für Barbie-Puppen zu interessieren – etwa ab dem 9. Lebensjahr scheint Schluss zu sein mit der Pippi Langstrumpf. Denn dann scheinen sich die Mädchen anscheinend untereinander auf eine gewisse Art und Weise zu konditionieren – die Jungs im Übrigen auch. Warum sie das tun? Weil es ihnen vielleicht so in der Werbung, in bestimmten Fernsehsendungen so vorgegaukelt wird und weil „anderweitige Vorblider“ von erfolgreichen, toughen Frauen ihnen vielleicht nicht attraktiv genug erscheinen.
Haben die Mädels dann doch allen Unkenrufen zum Trotz einen anständigen Beruf erlernt oder gar studiert, werden sie im Falle einer Familiengründung mit erneuten Problemen, die dem üblichen Stereotyp folgen konfrontiert: Beruf kontra mangelnder Kinderbetreuungsmöglichkeiten.
Soweit bin ich auch ganz mit den Autorinnen einer Meinung.
Aber ihr allgegenwärtiges Credo, nachdem Mädchen und Frauen sich beruflich vermehrt in Richtung Wissenschaft und Technik orientieren sollten, halte ich für einseitig. Genauso wie die Kritik, dass wir Frauen immer zur Sanftheit und Defensive erzogen werden. Ganz abgesehen davon, dass ich einige ganz schön unsanfte Frauen kenne, würde ich in der heutigen Zeit ein bisschen mehr Sanftheit oder Gleichmut sehr begrüßen. Auch ist es nicht Jedermann und Jederfrau gegeben, Astrophysik zu studieren oder ein Mittel gegen Krebs zu erfinden. Für mich steckt das Problem vielmehr in der Tatsache, dass solche Berufe weitaus besser bezahlt werden und somit mehr Anerkennung erfahren. Ein Altenpfleger oder Kindergärtner hat die gleichen Schwierigkeiten, seine Famiie zu ernähren, wie seine Kollegin, obwohl beide eine wichtige Aufgabe in unserer Gesellschaft erfüllen.
Ein Mensch, der sich gerne kümmert, der in vielen Punkten eher passiv ist, der lieber stundenlang mit seinen Kindern spielt, als Karriere zu machen, hat deswegen nicht unbedingt die schlechtesten Charaktereigenschaften – selbst wenn es sich hierbei um eine Frau handelt.

Und hier kommt wieder ein Aspekt zum Vorschein, den ich als das größte Problem der Frauenbewegung halte und den Esther Kogelboom im Tagesspiegel ganz nett formuliert hat:

Jahrzehntelang kämpften Frauen für das Recht, ebenso langweilig zu sein wie Männer

Fazit:

Das Buch ist manchmal in seinen Schlussfolgerungen etwas einseitig und nicht ganz zu Ende gedacht.
Dennoch halte ich es für lesenswert, weil damit wichtige Forderungen, zum Beispiel nach Gleichstellung, adäquate Kinderbetreuung, gesellschaftliches Umdenken und last but not least der zunehmende Sexismus in den Medien nicht in Vergessenheit geraten.
Obwohl es sich bei „Das innere Korsett“ um ein Fachbuch handelt, ist es in einem gut lesbaren Stil geschrieben. Ein Umstand, den ich bei meiner Doppel- und Dreifachbelastung durch Beruf, Haushalt, Kinder, Bloggen und Schminken sehr schätze.

Bibliografisches

  • Titel: Das innere Korsett – Wie Frauen dazu erzogen werden, sich ausbremsen zu lassen
  • Autoren: Gabriela Häfner und Bärbel Kerber
  • Taschenbuch: 217 Seiten
  • Verlag: C.H.Beck; Auflage: 1 (10. Februar 2015)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3406675298
  • Preis: 11,49 € (Kindle), 14,95 € (Taschenbuch)
  • Bestelllink

Mit dieser Rezension beteilige ich mich an Daggis Buchchallenge 2016, Aufgabe 15: Lese ein Sachbuch oder eine Biografie

Foto: Das innere Korsett – Gabriela Häfner und Bärbel Kerber ©frau-sabienes.de
Text: Das innere Korsett – Gabriela Häfner und Bärbel Kerber ©frau-sabienes.de
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