Das “Ich bin Charlie Hebdo” von allen Seiten trieft vor Scheinheiligkeit – Was Pressefreiheit wirklich bedeutet

Das “Ich bin Charlie” von allen Seiten der Medien und auf sozialen Netzwerken trieft vor Heuchelei. Es ist scheinheilig, dass alle Menschen so tun, als gäbe es in Europa die größte Pressefreiheit, die mit diesem Anschlag jetzt urplötzlich eingeschränkt würde. Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Pressephänomen.

Frankreich ist auf der Rangliste der Pressefreiheit nur auf Platz 35, Deutschland auf Platz 20, und trotzdem denken alle Menschen, dass Europa das Nonplusultra der Pressefreiheit ist. “Je Suis Charlie Hebdo” liest es sich seit Tagen, wo man nur hinsieht. Ach ja? Das Vorgängermagazin von Charlie Hebdo, das Anarchomagazin Hara-Kiri, wurde von Frankreich verboten und das deutsche Satire-Magazin Titanic wollte die SPD 2006 in Deutschland auch verbieten lassen. So viel zu “Wir sind Charlie”. Wo waren die Aufschreie damals? Wer hatte sich für Titanic eingesetzt? Das zu der Pressefreiheit in Deutschland und Frankreich. Nicht erst seit der Totalüberwachung von NSA und Co. sind wir schon lange nicht mehr frei.

Die Scheinheiligkeit setzt sich fort mit der Zahl der Toten. Es sterben eine Handvoll Franzosen und die ganze Welt reagiert schockiert. Aber dass etwa zu dem gleichen Zeitpunkt Tausende Menschen von Boko Haram in Nigeria abgemetzelt werden, interessiert wieder einmal keinen. Westafrika ist einfach zu weit weg und betrifft einen selbst nicht, nicht wahr?

Und nun kommen wir zur entscheidenden Heuchelei und zwar der, dass es Charlie Hebdo wert ist, das Magazin als Paradebeispiel für Pressefreiheit zu erklären, die man verteidigen muss. Die Bilder des Satire-Magazins waren meiner Meinung nach nicht islamkritisch, sondern schlicht und einfach islamophob und rassistisch. Es ging nicht um Kritik und Humor, sondern einfach nur um das “Auffallen”. Die Zeichner wollten nur Hass und Vorurteile über den Islam verbreiten und verkleideten sich dafür als Satiriker. Aber “Je Suis Charlie Hebdo”, die Medien haben ja immer recht und wir als Konsumenten müssen alles nachplappern.

Versteht mich nicht falsch, ich bin für Pressefreiheit und lebe sie jeden Tag aus. Aber ich bin für Pressefreiheit, die Werte vertritt, Ungerechtigkeiten verbessern will und es wert ist, verteidigt zu werden. Zum Beispiel wurde heute im “Spiegel” berichtet, dass ein Blogger in Saudi-Arabien für seine islamkritischen Texte zu 1000 Peitschenhieben verurteilt wurde. Und dieser Blogger schürte keinen Hass gegen den Islam, sondern machte auf Missstände in seinem eigenen Land aufmerksam und wollte die unmenschlichen Gesetze dort in seinen Artikeln anprangern. Diese Art der Pressefreiheit ist es wert, dafür zu kämpfen. Oder wie wäre es ganz einfach für Freiheit?

Die Stadt Baga, die Boko Haram in Nigeria angegriffen hat, wurde geradezu dem Erdboden gleichgemacht. Inzwischen ist die ganze Region um den Bundesstaat Borno unter der Kontrolle der Islamisten. Aber wir helfen lieber einem Satire-Magazin?

Auch der ganze Anschlag auf das Blatt an sich wirft viele Fragen auf, die niemand mehr wahrheitsgemäß beantworten kann. Denn die mutmaßlichen Täter des Anschlags wurden von der Polizei praktischerweise wieder einmal niedergemetzelt. Wie schön, dass sie jetzt nicht mehr reden können. Wir wissen nur so viel, dass der Anschlag “zufälligerweise” der Professionalität eines Geheimdienstes glich. Und warum sind die Täter wohl so blöd und lassen ihren Pass in einem Fluchtauto liegen? Oder wollte jemand es wohl nur so aussehen lassen, dass die beiden Brüder die Attentäter sind? Egal. Wen interessiert schon die Wahrheit, wenn man Muslime als Sündenböcke jagen und Lynchjustiz verüben kann. Pegida wird sich freuen.

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Quellen:
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/saudi-arabien-protest-gegen-peitschenhiebe-fuer-blogger-a-1012325.html
http://www.taz.de/Boko-Haram-in-Nigeria/!152568/
https://de.wikipedia.org/wiki/Rangliste_der_Pressefreiheit
https://de.wikipedia.org/wiki/Hara-Kiri_%28Zeitschrift%29
https://de.wikipedia.org/wiki/Titanic_%28Magazin%29



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