Wobei, Western trifft es eigentlich nicht ganz so, denn unsere Protagonisten reiten ja nicht auf Pferden durch die Prärie, sondern nutzen Autos um von A nach B zu gelangen, dennoch könnte man glatt weg auf die Idee kommen, in einem Western gelandet zu sein. Schuld daran ist die Atmosphäre.
Alles eine Frage des Spielorts?
Nun, wenn man sich mit der Frage beschäftigt, wo die Geschichte dieses Hörbuchs spielt, so ist man schnell im südlichen Texas angekommen und möglicherweise ist auch der Spielort ein Teil der Atmosphäre. Denn obwohl ich selbst nie in Texas war und wahrscheinlich in den nächsten Jahren auch nicht dorthin gelangen werde, erfüllt dieses Hörbuch all jene Aspekte, die ich mir vorstelle, wenn ich an Texas denke.Die Vielschichtigkeit der Protagonisten
Natürlich gibt es mit Hackberry Holland einen Sheriff, der für mich das Rollenklischee eines Sheriffs erfüllt, und doch mehr ist als ein Klischee. Es war keinesfalls so, dass dieser Protagonist, den ich durchaus als Hauptfigur sehe, in irgendeiner Weise vorhersehbar gewesen wäre. James Lee Burke gelingt es aber aus der Vorstellung des traditionellen Texaners einen Menschen der vielen Facetten zu formen, der eben nicht auf Seite 30 bekannt ist, oder der beginnt nach einer CD zu langweilen. Hackberry Holland ist für mich trotz seiner vielen Facetten dennoch keine Traumfigur geworden, da ich einige Facetten dieses Sheriffs nicht schätzen lernen konnte, aber an wirklich guten Protagonisten muss man sich reiben können, reiben vor allen an ihrer Widersprüchlichkeit. Einerseits der erzkonservative und gesetzestreue Gesetzeshüter andererseits aber auch nachsichtig und fast schon ein wenig väterlich, einerseits der harte Hund, andererseits der Menschenfreund, der liebevolle Partner, die harte Schale mit weichem Kern. Auch sein Gegenspieler, Jack „Preacher“ Collins, ist ebenso vielschichtig: Einerseits der harte Gangsterboss, andererseits gläubig und zwar so gläubig, wie es selbst der Gläubigste kaum schaffen kann. Ein Narzist, ein Egozentriker, Egomane und so selbst bezogen, dass man ihm kaum Empathie zusprechen möchte. Die Geschichte so denkbar einfach in ihren Anfängen und doch so unfassbar komplex, dass man zu Beginn in eine Szenerie hineinstolpert, die man nicht verstehen kann. Man hat keinerlei Vorstellung davon, was einen erwartet und doch ist es so spannend, dass man kaum aufhören möchte, zuzuhören. Das Hörbuch überzeugt dabei nicht unbedingt durch seine Spannung, die vor allem durch die Stimme Dietmar Wunders entsteht, sondern insbesondere durch seine psychologischen Fallstricke. Doch worum geht es in diesem Fall eigentlich? Und warum bezeichne ich die Geschichte selbst als gleichzeitig einfach und auch komplex? Nun, das Paradoxon ist schnell erklärt. Denn diese Geschichte birgt Geschichten in der Geschichte. Die Ermittlung nimmt zahlreiche unvorhersehbare Wendungen, schafft gleichzeitig Vertrauen zu den Protagonisten, dass sie den Fall lösen können und gleichzeitig die Skepsis, ob sie dieses wohl wirklich schaffen.Der Inhalt
"»Ich bin hinter der alten Kirche in Chapala Crossing und habe gerade neun Leichen gefunden, die hier begraben wurden. Alles Frauen. Benachrichtigen Sie bitte das FBI und rufen Sie auch die Kollegen vom Brewster County und vom Terrell County an. Die sollen Unterstützung schicken.«Dies ist der Klappentext zum Hörbuch „Regengötter“ und ich muss sagen: Ja, dieses Hörbuch hat mich aufgrund seines Klappentexts ebenso in seinen Bann gezogen, wie aufgrund seines Sprechers. Dass ich ein großer Fan von Dietmar Wunder bin, ist für euch alle nichts Neues. Warum ich aber jetzt texanische Thriller spannend finde? Nun, da wird es schon ein wenig komplizierter, zum einen ist diese Geschichte ein Thriller wie jeder andere, andererseits aber auch echt speziell. Genau diese speziell ist es aber auch, was mir trotz aller Faszination für dieses Hörbuch immer wieder Probleme bereitete, denn wie ich schon sagte ist mir der Sheriff trotz aller Vielschichtigkeit nicht wirklich sympathisch geworden, aber auch nicht wirklich unsympathisch. Jack Collins hingegen ist echt unsympathisch, wohingegen ich Holland eher als neutrales Element betrachte, ein Element, das man, trotz der Tatsache, dass eine ungewöhnliche Figur war und ist, nicht wirklich fassen kann. Geld eine sehr realistische Figur, die einerseits sehr vorhersehbar erscheint genau dies aber nicht ist.
Der Geruch des Todes! Auf den Hinweis eines anonymen Anrufers hin, gräbt Sheriff Hackberry Holland hinter einer verlassenen Kirche die Leichen von neun Frauen aus, notdürftig mit einem Bulldozer plattgewalzt. Es handelt sich dem Anschein nach um illegale Einwanderer aus Asien, die in Texas nahe der mexikanischen Grenze als Prostituierte arbeiteten. Bei der Suche nach dem Anrufer gerät Holland mit Isaac Clawson von der Einwanderungs- und Zollfahndungsbehörde ICE aneinander. Nach dem Mord an seiner Tochter ist er auf seinem eigenen Rachefeldzug. Bevor sie den einzigen Tatzeugen, Pete Flores, und dessen Freundin Vikki Gaddis ausfindig machen können, befinden sich diese bereits auf der Flucht vor den eigentlichen Drahtziehern, zu denen Jack Collins — genannt Preacher— zählt, ein Psychopath, dem man besser nicht zu nahe kommt." (Quelle: Randomhouse)
Ich für mich habe nicht entschieden, wie ich diese Figur oder besser gesagt die Figurenkonstellation bewährte, glaube aber, dass dieses Hörbuch nicht für jedermann die gleiche Faszination bedeutet wie manch anderes.