Das Hinkehirschlein von Schwendi Kaltbad

Das Hinkehirschlein von Schwendi Kaltbad

Oh weh! Viele Autos an der Glaubenbergstrasse. Rechts das Hotel Langis.

Die Obwaldner im Tal der Sarner Aa haben es nicht leicht, dem Hochnebel zu entfliehen. Der Bahnbetrieb nach Lungern-Schönbüel zum Beispiel ist eingestellt: Konkurs der sogenannten "Panoramawelt". Gerne fahren die Talleute dann halt winters mit dem Auto auf den Brünig, um die Sonne zu besuchen. Oder auf die Passhöhe der Panoramastrasse, wie die Verbindung von Giswil nach Sörenberg heisst. Oder hinauf zum Glaubenbergpass, der von Sarnen ins Entlebuch führt.

Das Hinkehirschlein von Schwendi Kaltbad

Das Restaurant bei Schwendi Kaltbad.

Womit wir beim Nachtrag sind, den ich am Montag versprach, als ich über unsere Wanderung von Giswil nach Langis und Schwendi Kaltbad erzählte. Ich war schockiert, als wir am Samstag bei Langis aus eine Art Urwald auftauchten, die Glaubenberg-Passstrasse erblickten und gleich in der Vollzivilisation landeten: Der Parkplatz neben dem Berghotel Langis war ziemlich belegt, die Strasse stark befahren. Ich fand das grässlich. Gleiches gilt für die 20 Minuten zu Fuss von Langis nach Schwendi Kaltbad: viel Volk war unterwegs. Ein Gläuf.
Das Restaurant bei Schwendi Kaltbad, Stil Kanada-Lodge, war ensprechend gut belegt. Wir fanden es ungemütlich: Selbstbedienung, zugige Verhältnisse, Rummel. Und eine doch eher fantasielose Küche. Ronja hatte einen Cervelat vom Grill mit "Hüttlikartoffeln" bestellt. Es kam, jawohl, ein Cervelat. Sowie drei Kartoffeln in der Schale, die traurig auf dem grossen Teller hin und her kollerten; keine Sauce, kein Dip, kein auch noch so kleines Gemüse zur Garnitur. schon ein 08/15-Peterli hätte die Sache entscheidend aufgelockert und etwas Farbe in die Ödnis gebracht. Ein Königreich für einen Tomatenschnitz!
Das Hinkehirschlein von Schwendi Kaltbad Aber eigentlich wollte ich gar nicht von diesem Restaurant erzählen, das sich offensichtlich keine Mühe geben muss, weil seine Lage abseits der Strasse im wunderschönen Hochmoor unter dem weiten Waldgrat ihr halt einfach das ganze Jahr über Autowanderer, Wanderer, Velofahrer, Langläufler, Schneeschühler und Winterspazierer zuspült. Sondern ich möchte kurz erwähnen, dass der Name "Kaltbad" mit der eisenhaltigen Quelle zu tun hat, die schon zu Beginn des 17. Jahrhunderts bekannt war. Ein Hirtenknabe soll gesehen haben, wie ein hinkendes Hirschlein den Lauf ins Wasser steckte und gesund wieder herauszog. Vor Ort entstand im Laufe der Zeit ein weitum bekanner Kurort mit einem Kurhaus. 1970 brannte dieses nach mehr als einem Jahrhundert gediegenen Badebetriebes ab. An die einstige Wellnesserei erinnert noch eine Plakette in der reizenden Kapelle neben dem heutigen Restaurant, siehe Foto.


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