So ein Herz. Macht, was es will.
Frederik sieht wahnsinnig gut aus. Außerdem ist er witzig, klug und echt sexy. Wenn Miriam und Frederik sich treffen, dann verfliegen die Stunden wie Minuten, sie taumeln von einer Bar in die nächste und es ist alles unglaublich aufregend und prickelnd und eigentlich ganz genau so, wie Miriam sich das immer gewünscht hat. Es gibt keine Gesprächspause, keinen unangenehmen Moment. Sie verstehen sich beinahe ohne Worte und sie kann alles, was er sagt so gut nachvollziehen, als wären es ihre eigenen Gedanken.
Doch dann kommen die Tage danach. An denen kann sie kaum essen, weil all die magischen Momente, die Doppeldeutigkeiten, die Andeutungen und die flirrenden Flirtaugenblicke nachwirken, weil sie analysiert, wer wann wie warum reagiert hat. Ihre Haut brennt noch an den Stellen, an denen er sie berührte. Und sie sehnt sich. Sie sehnt sich danach, ihn wiederzusehen. Mit ihm zu sprechen. Oder wenigstens von ihm zu lesen. Aber er meldet sich nicht. Wochenlang. Monatelang. Vielleicht vergisst er sogar ihre nächste Verabredung.
Irgendwann aber hat sie ihn und diesen Tag fast vergessen, fast ist es so, als wäre er gar nicht passiert.
Und dann schreibt er, irgendetwas Nüchternes, oder vielleicht auch nur eine Rundmail. Und ihr Herz klopft und alles geht von vorne los. Das passiert viele Male. Doch dann, irgendwann, als er ihr mal wieder nicht zurückschreibt, und sich wieder mal nicht gemeldet hat, ist es vorbei.
Kein Herzklopfen mehr, weil einer, der sie nicht respektiert, auch kein Herzklopfen verdient hat. Nein, das hat der verdient, der schon zehn Minuten vor der verabredeten Zeit an der Ecke wartet.
Doch manchmal bekommt genau der es nicht. Eben weil er keine Heiß-Kalt-Spiele spielt, weil er nahbar, greifbar und verlässlich ist, anders als der, an den Mädchen wie Miriam denken, wenn im Radio so ein sehnsuchtsvoller Song läuft. Nach dem Verlässlichen muss man sich nicht sehnen – und genau das entzaubert ihn. Und doch hat Miriam am Ende nichts vom Sehnen. Außer diesem Ziehen im Herz, das irgendwann unangenehm wird.
Die Online-Partnervermittlung Parship verkündete unlängst beinahe ungläubig: “Jede dritte Frau wünscht sich einen spießigen Partner” und “für 68 Prozent der Singles ist Zuverlässigkeit die wichtigste Eigenschaft”. Auf den ersten Blick mag das tatsächlich überraschen. Wollen doch gerade Frauen stets den coolen Abenteurer oder den scheinbar unnahbaren Typen. Verzehren sich nach denen, die sie nicht haben können – aber haben wollen.
Aber irgendwann können sie eben nicht mehr. Es wird zu anstrengend mit den Frederiks dieser Welt. Und es ist nicht gut fürs Selbstwertgefühl. Und das Herz, wegen des Ziehens und so.
Deswegen antwortet man irgendwann in solchen Umfragen: “Eine gewisse Portion Spießer sollte auf jeden Fall in meinem Traummann stecken.”
Und wenn sich das Herz wieder nach flattriger Aufregung sehnt, weil Herzen gerne schlagen wollen, dann muss man es daran erinnern, dass es mit dem Mann von der Laterne, dem Spießer, dem Zuverlässigen, nur nicht mehr so stolpernd schlägt, weil der sich so gut darum gekümmert hat. Es mit Liebe angefüllt, gehegt und gepflegt hat. Daher ist es träge geworden, das dumme Herz.
Nicht immer lässt sich das Herz überzeugen.