Das heißt BON HIVER!

Ein entspannter Folk-Abend auf dem Killesberg mit Bon Iver.

“Guten Abend.”

“Ihr seid aber ein nettes Publikum?”

“Wieso?”

“Hier Ihre Karte.”

“Merci.”

“Ha, ihr grüßt einen und sagt Danke!”

“Ah.”

“Da gibt’s hier sonst ganz andere Bands.”

“Soll ich meinen Rucksack aufmachen?”

“Ach, geh einfach weiter. Wer spielt denn heute Abend?”

“Bon Aiwer.”

“Das heißt bon HIVER!” Das heißt BON HIVER! Das heißt BON HIVER! Das heißt BON HIVER! Das heißt BON HIVER!

Was der einzige grelle Misston des Abends bleibt. Während die Ordner im Killesberger Höhenpark so breit grinsen, als hätten sie ein Snoop Lion-Konzert hinter sich, schieben nur wenige semireligiöse Justin Vernon-Afficionados scharfe Belehrungen unter die milde Juli-Sonne. Schließlich hat der Mann aus Wisconson sich nach einem “guten Winter” benannt und der französische Einschlag im Namen darf nicht verloren gehen, dient er doch als Merkmal der Distinktion unter so vielen Menschen, die in Röhrenjeans stecken, ausrasierte Schläfen besitzen oder ihre Röcke bis unter die Achseln hochgezogen haben. Der Mann zieht ein Publikum nach Stuttgart, das den Knicklichtern entwachsen ist – zumindest für diese Nacht. Man gleicht sich. Ein paar Französisch- und Sportlehrer mit Eterna-Hemd unterm Gürtel, sonst Schieber-Mützen, Strohhüte, Strickjäckchen. Salt ‘n’ Peppa sind auch da, haben rosa Haare bekommen.

Süddeutschlands Hipster-Gipfel. Friedlich, entspannt und sehr mellow. Man hockt auf  Bänken oder streckt sich über Decken aus. An diesem Flow ändert auch der Vorsänger nichts, der manchmal kreischt und in Verkennung der eigenen Qualitäten versucht, einige vor der Bühne Stehende zum Mitsingen zu animieren. Immerhin können sich mit ihm Teile der Band einspielen. Den Rest stört er nicht, der ist damit beschäftigt Unmengen an Wurstbrötchen zu vertilgen. Da schlürft der nebenan schon mal 250ml Senf vom Weck, da ist jeder ganz Mensch, ob der da vorne quiekt oder Bon Iver nun Bon Iver heißt oder Bon HIVER. So hat alles seinen Zweck. Dazwischen Caretta statt Capri-Eis. Schöller hat sich breit gemacht, der ewige Langnese-Klon. Dinkelacker statt Becks.

Justin Vernon und Band sind anderes Kaliber. Kein Macao-Eis, sondern Magnum. Wer nicht tanzen kann oder mag, bleibt sitzen, zückt das Smartphone und filmt mit und lächelt versonnen. Kopfstimme, zwei Schlagzeuge, Gitarren natürlich, Tastaturen, Posaune und Trompete, Blood Bank. Jetzt noch Fleetfoxes und Yeasayer. Bitte kein Mumford & Sons.

Wieso der Mann bei Woods einen Vocoder benutzt, bleibt die einzige Frage. Klingt kurz nach Cher, bei wohlwollendem Nachdenken  Laurie Anderson… Oh Superman!

Beim Heimgehen wundert man sich, dass keine Stationen zum Hufeisenwerfen aufgebaut sind, kein mechanischer Rodeo. Einige streicheln den irischen Tourbus, der Rest grinst die Ordner an, die lächelnd durchwinken.

Bruten Butterwek

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