"Das Haus der unfassbar Schönen"

("Das Haus der unfassbar Schönen" von Joseph Cassara // KiWi-Verlag)

In der heranwachsenden New Yorker Ball-Szene der 80er Jahre gründet Angel gemeinsam mit ihrem Liebsten Hector das Haus Xtravanganza, welches in erster Linie Dragqueens und Mitglieder der LGBTQ-Community mit lateinamerikanischen Wurzeln aufnimmt. Nachdem Hector an HIV stirbt, findet Angel in Venus, Juanito und Daniel eine neue Familie. Doch die Schatten der Vergangenheit liegen schwer auf ihnen, während die Gefahren der Gegenwart – Aids, Prostitution, Drogen – sich bedrohlich über sie erheben.
Ich war mir so sicher, dass ich dieses Buch lieben würde, dass ich jetzt im Nachhinein wirklich traurig darüber bin, dass es mir nicht das geben konnte, was ich erwartete. Bereits eine Weile interessiere ich mich für die New Yorker Club-Szene zwischen den 70er und 90er Jahren, was zugegeben an der Begeisterung für RuPaul's DragRace, der Doku Paris is Burning und der Serie Pose liegt. Das Haus der unfassbar Schönen stellte für mich somit das perfekte Buch dar, bezieht sich der Autor doch auf das real existierende Haus Xtravaganza und seine berühmten Gründer*innen.
Mein größtes Problem beim Lesen war, dass sich Cassara hauptsächlich auf die traurigen Aspekte jener Zeit fokussiert. Das sich immer schneller verbreitende HIV, die finanziellen Nöte der Protagonist*innen und der vorherrschende Hass gegen Mitglieder der LGBTQ-Community sind auf jeder Seite allgegenwärtig und lassen absolut keinen Platz für das, worauf ich mich am meisten freute: die unvergleichliche, glamouröse, legendäre Ball Culture. Lediglich ein einziges Kapitel lässt die Leser*innen kurz daran teilhaben, nur um sich schnell wieder abzuwenden und sie zurück in die Dunkelheit zu ziehen.
Versteht mich nicht falsch. Die 80er Jahre zu beschreiben, ohne dabei auf Aids oder Fremdenfeindlichkeit zu sprechen zu kommen, wäre natürlich falsch. Die Ball Culture war jedoch für viele Menschen die einzige Möglichkeit, sich auszudrücken, sich unter Gleichgesinnten zu bewegen und Spaß zu haben. Davon spürt man in diesem Roman so gut wie nichts. Gerade wenn man sich als Autor auf reale Persönlichkeiten bezieht, sollt man versuchen, diesen gerecht zu werden. Das hat Cassara in meinen Augen nicht geschafft. Hinzu kommt, dass ich den Roman auf Deutsch gelesen habe, was dem typischen Vokabular der Community nicht gut tat. Begriffe wie "shade" oder "reading" haben kein richtiges deutsches Äquivalent. So kann ich nur jedem das Lesen in der Originalsprache empfehlen.

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