Das Haus am Abgrund
Susanne Gerdom
Bloomoon, 2013
978-3760786667
14,99 €
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Ein großes altes Herrenhaus steht an einer Klippe. Jeden Tag schaut Adrian es ehrfürchtig an. Eigentlich soll er sich ein wenig erholen, denn er ist schwer krank. Eines Tages steht plötzlich ein Mädchen in seinem Garten. Kann es sein, dass sie in dem Haus wohnt? Und warum stößt er von nun an immer auf November, wenn er etwas über das Haus erfahren will? Als sogar seine Halluzinationen zunehmen, beginnt er sich ernsthaft Sorgen zu machen …
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Oh, Adrian wie soll man dich beschreiben? Du bist so ganz anders, als all die anderen Charaktere, die ich dieses Lesejahr schon getroffen habe. Erst denke ich, du hast einen an der Murmel, als du deine guten und bösen Halluzinationen, finde ich echt schräg. Manchmal erwischte ich mich beim Lesen dabei, wie ich dachte: “Mit wem redet er jetzt wieder?” Dabei wusste ich später ja, dass er mehrere “Freunde” hat. Ansonsten hat er alles, was ich brauche, um glücklich zu sein: er ist neugierig, er ist zum Teil noch etwas Kind, aber auch naseweis. Er hat komische Freunde und was mich sehr gefreut hat: kein konventionelles Zuhause mit seinem Vater und dessen Freund.
Seine beiden Väter spielen zwar eine kleine und wichtige Rolle, einer muss sich um den Jungen kümmern, aber irgendwie ist mit Adrians Vater suspekt. Als Schriftsteller nimmt er fast die Rolle des unnahbaren ein und dabei ist sein Sohn krank.
Und da wären sie: all meine kleinen Freunde, die eigentlich Adrian gehören, die ich aber auch haben will. Ich weiß zwar, dass Adrian sehr krank ist, aber die Halluzinationen, so wie er sie hat, lockern das Buch merklich auf, geben ihm nicht nur einen gruseligen Touch, sondern auch etwas Humor. Ich mag den weisen Chinesen und das Mädchen, dass Adrian etwas wagen lassen will.
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Cornwall, die Fernsehlandschaft meiner Kindheit mit Rosamunde Pilcher, faszinierte mich immer schon durch ihre grünen Wiesen, ihre rauen Klippen und ihre Landhäuser. Ich war selber noch nicht dort, also sollte es da nicht so aussehen, verratet es mir nicht
Ein Cottage ist die Basis von Adrian. Dort startet sein Abenteuer, dass viel mit ihm selbst zu tun hat. Als Nachbarschaft dient dieses alte Gebäude, wo manchmal Licht scheint. Wer würde da nicht neugierig werden? Ich wollte sofort mit Adrian dahin laufen und klingeln
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Irgendwie geht es schon um das gruselige Haus und die mysteriöse Nova. Es ist auch geschickt gelöst, dass der Prolog so sehr aus der Reihe fällt, dass der Leser erst einmal denkt:” Was?”
Aber auch wenn ich mit Nova und Adrian durch das Haus schleiche und seine Geschichte erforschen will, erwische ich mich als Leser immer wieder dabei, wie ich mit den Halluzinationen flirte und mit ihnen weglaufen will. Hört sich schräg an, aber die haben ich wirklich fasziniert, denn sie fallen gar nicht aus der Geschichte raus, wirken nie aufgesetzt und verbergen immer irgendetwas. Hut ab, denn für mich sind sie wiederum eine Geschichte, in der Geschichte, in der Geschichte.
Außerdem versteckt Susanne Gerdom mit der nicht so alltäglichen Familiensituation auch Anfeindungen im Text. Trotzdem lässt sie den Leser nicht sitzen, der Prolog führt zu einem düsteren, blutigen Teil der Geschichte. Dieser ist nicht zartbesaitet. Trotz bildlicher und manchmal blumiger Umschreibungen gibt es auch grausige Momente, die auf den Punkt beschrieben sind.
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Sehr passendes Cover mit dem Herrenhaus im Hintergrund und dem EyeCatcher, der Motte (ich schätze, es ist eine) in der Mitte des Bildes. Könnte ich alle meine Bücher mit dem Cover im Regal zeigen, würde dieses definitiv einen Platz dafür bekommen.
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Susanne Gerdom zeigt, wie verrückte, neue Elemente (Halluzinationen durch Krankheit) mit alten Elementen (schauriges Landhaus) eine wahnsinnig gute Geschichte ergeben. Verrückt, skurril und ein Schuss Horror verbinden sich zu einem tollen Lesevergnügen! Lesen – sonst verpasst Ihr etwas!
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